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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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bere Glasschränke enthalten glänzendes Messing-
Geschirr und einen Vorrath Tassen, Teller und
Töpfe von mehr oder weniger artigem Porcellain.
Die Wände sind gemahlt oder mit bunten Kupfer-
stichen geziert, die ganze Küche mit Fließen belegt,
und zu dem Theetisch gesellen sich noch einige hüb-
sche Komoden mit glänzenden Schildern, die ich
in mehr wie einem Hause von Mahagoni-Holz
antraf.

In der Gegend von * * * wohnte ein Klum-
penmacher -- ich sagte euch, daß die hölzernen
Schuhe so heißen. Der Mann wanderte vor neun-
zehn Jahren aus Westphalen ein, arbeitete bei sei-
nem Vorgänger als Gesell, heirathete dann seine
Wittwe, gewann durch Fleiß und Ordnung so
viel, daß er einen kleinen Holzhandel anfing, und
jetzt ein Vermögen von vielen Tausenden aufwei-
sen kann. Dieses Haus besuchte ich gern, es war
schon ein Handwerksmann, aber im Dorfe, kein
Städter. Die Werkstätte lag dem Hause gegen-
über, die Klumpen wurden davor Mauer hoch auf-
gethürmt. Neben dem Wohnhaus stand die Som-
merküche -- ein kleines Gebäude, wo den Som-
mer über alle Wirthschaftsgeschäfte abgethan wur-
den, um das Wohnhaus zu schonen. Ein hefti-

bere Glasſchraͤnke enthalten glaͤnzendes Meſſing-
Geſchirr und einen Vorrath Taſſen, Teller und
Toͤpfe von mehr oder weniger artigem Porcellain.
Die Waͤnde ſind gemahlt oder mit bunten Kupfer-
ſtichen geziert, die ganze Kuͤche mit Fließen belegt,
und zu dem Theetiſch geſellen ſich noch einige huͤb-
ſche Komoden mit glaͤnzenden Schildern, die ich
in mehr wie einem Hauſe von Mahagoni-Holz
antraf.

In der Gegend von * * * wohnte ein Klum-
penmacher — ich ſagte euch, daß die hoͤlzernen
Schuhe ſo heißen. Der Mann wanderte vor neun-
zehn Jahren aus Weſtphalen ein, arbeitete bei ſei-
nem Vorgaͤnger als Geſell, heirathete dann ſeine
Wittwe, gewann durch Fleiß und Ordnung ſo
viel, daß er einen kleinen Holzhandel anfing, und
jetzt ein Vermoͤgen von vielen Tauſenden aufwei-
ſen kann. Dieſes Haus beſuchte ich gern, es war
ſchon ein Handwerksmann, aber im Dorfe, kein
Staͤdter. Die Werkſtaͤtte lag dem Hauſe gegen-
uͤber, die Klumpen wurden davor Mauer hoch auf-
gethuͤrmt. Neben dem Wohnhaus ſtand die Som-
merkuͤche — ein kleines Gebaͤude, wo den Som-
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den, um das Wohnhaus zu ſchonen. Ein hefti-

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[265/0279] bere Glasſchraͤnke enthalten glaͤnzendes Meſſing- Geſchirr und einen Vorrath Taſſen, Teller und Toͤpfe von mehr oder weniger artigem Porcellain. Die Waͤnde ſind gemahlt oder mit bunten Kupfer- ſtichen geziert, die ganze Kuͤche mit Fließen belegt, und zu dem Theetiſch geſellen ſich noch einige huͤb- ſche Komoden mit glaͤnzenden Schildern, die ich in mehr wie einem Hauſe von Mahagoni-Holz antraf. In der Gegend von * * * wohnte ein Klum- penmacher — ich ſagte euch, daß die hoͤlzernen Schuhe ſo heißen. Der Mann wanderte vor neun- zehn Jahren aus Weſtphalen ein, arbeitete bei ſei- nem Vorgaͤnger als Geſell, heirathete dann ſeine Wittwe, gewann durch Fleiß und Ordnung ſo viel, daß er einen kleinen Holzhandel anfing, und jetzt ein Vermoͤgen von vielen Tauſenden aufwei- ſen kann. Dieſes Haus beſuchte ich gern, es war ſchon ein Handwerksmann, aber im Dorfe, kein Staͤdter. Die Werkſtaͤtte lag dem Hauſe gegen- uͤber, die Klumpen wurden davor Mauer hoch auf- gethuͤrmt. Neben dem Wohnhaus ſtand die Som- merkuͤche — ein kleines Gebaͤude, wo den Som- mer uͤber alle Wirthſchaftsgeſchaͤfte abgethan wur- den, um das Wohnhaus zu ſchonen. Ein hefti-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/279>, abgerufen am 24.11.2024.