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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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mer, das im harten Winter der Familie zum Auf-
enthalte dient, es hat auch einen Heerd; im Som-
mer aber bewahrt man die Käse darin auf, die im
Herbst alle verkauft seyn müssen. Außerdem ist
noch ein Behältniß da, das als Keller dient, wo
die Käse anfangs hinein kommen, um in Gährung
zu gerathen, und sich mit Salz zu durchziehen.
Alle diese Gemächer haben helle, große Fenster,
und reinliche weiße Vorhänge. Ja, die Käse-
und Kellerkammer hat schneeweiße Vorhänge, die
Käse liegen auf reinen Gerüsten, ein weiß ge-
scheuertes Salzfaß, einige Fäßchen voll Butter
zum Verkauf bereitet, oder zum Wintervorrathe
der Familie bestimmt, einige neue schön gefirnißte
Töpfe, zeigen die wohlbesorgte Wirthschaft an.
Du kannst deinen Shawl, dein Schnupftuch über-
all hinlegen, ohne Furcht sie zu beschmutzen, alles
glänzt von Sauberkeit. Die Schlafstellen sind in
dem vordern Raum, und in dem Winterzimmer,
alle in der Wand angebracht, so daß du vor jedem
Bett nur einen Vorhang von farbigem wollenen
Zeug siehst, wie bei einem Alkoven. -- Das ist
die Beschreibung des schlechtesten Bauerhauses,
was ich hier sah. Die bessern sind schon in meh-
rere Gemächer abgetheilt, ein oder zwei sehr sau-

mer, das im harten Winter der Familie zum Auf-
enthalte dient, es hat auch einen Heerd; im Som-
mer aber bewahrt man die Kaͤſe darin auf, die im
Herbſt alle verkauft ſeyn muͤſſen. Außerdem iſt
noch ein Behaͤltniß da, das als Keller dient, wo
die Kaͤſe anfangs hinein kommen, um in Gaͤhrung
zu gerathen, und ſich mit Salz zu durchziehen.
Alle dieſe Gemaͤcher haben helle, große Fenſter,
und reinliche weiße Vorhaͤnge. Ja, die Kaͤſe-
und Kellerkammer hat ſchneeweiße Vorhaͤnge, die
Kaͤſe liegen auf reinen Geruͤſten, ein weiß ge-
ſcheuertes Salzfaß, einige Faͤßchen voll Butter
zum Verkauf bereitet, oder zum Wintervorrathe
der Familie beſtimmt, einige neue ſchoͤn gefirnißte
Toͤpfe, zeigen die wohlbeſorgte Wirthſchaft an.
Du kannſt deinen Shawl, dein Schnupftuch uͤber-
all hinlegen, ohne Furcht ſie zu beſchmutzen, alles
glaͤnzt von Sauberkeit. Die Schlafſtellen ſind in
dem vordern Raum, und in dem Winterzimmer,
alle in der Wand angebracht, ſo daß du vor jedem
Bett nur einen Vorhang von farbigem wollenen
Zeug ſiehſt, wie bei einem Alkoven. — Das iſt
die Beſchreibung des ſchlechteſten Bauerhauſes,
was ich hier ſah. Die beſſern ſind ſchon in meh-
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[264/0278] mer, das im harten Winter der Familie zum Auf- enthalte dient, es hat auch einen Heerd; im Som- mer aber bewahrt man die Kaͤſe darin auf, die im Herbſt alle verkauft ſeyn muͤſſen. Außerdem iſt noch ein Behaͤltniß da, das als Keller dient, wo die Kaͤſe anfangs hinein kommen, um in Gaͤhrung zu gerathen, und ſich mit Salz zu durchziehen. Alle dieſe Gemaͤcher haben helle, große Fenſter, und reinliche weiße Vorhaͤnge. Ja, die Kaͤſe- und Kellerkammer hat ſchneeweiße Vorhaͤnge, die Kaͤſe liegen auf reinen Geruͤſten, ein weiß ge- ſcheuertes Salzfaß, einige Faͤßchen voll Butter zum Verkauf bereitet, oder zum Wintervorrathe der Familie beſtimmt, einige neue ſchoͤn gefirnißte Toͤpfe, zeigen die wohlbeſorgte Wirthſchaft an. Du kannſt deinen Shawl, dein Schnupftuch uͤber- all hinlegen, ohne Furcht ſie zu beſchmutzen, alles glaͤnzt von Sauberkeit. Die Schlafſtellen ſind in dem vordern Raum, und in dem Winterzimmer, alle in der Wand angebracht, ſo daß du vor jedem Bett nur einen Vorhang von farbigem wollenen Zeug ſiehſt, wie bei einem Alkoven. — Das iſt die Beſchreibung des ſchlechteſten Bauerhauſes, was ich hier ſah. Die beſſern ſind ſchon in meh- rere Gemaͤcher abgetheilt, ein oder zwei ſehr ſau-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/278>, abgerufen am 24.11.2024.