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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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in der Schweiz selbst, sehen diese Dörfer doch noch
aus, als wenns immer Sonntag da wär.

In Marsden fanden wir unsern Wagen, lies-
sen Utrecht links liegen, und fuhren zu Lande über
Montfort nach L. zurück. Das Land ist überall
nur in Weide, Wiesen und Gartenfeldern angelegt.
Im Ganzen ist es wasserleerer wie die Gegend von
Montfort über Oudewater der Ysel entlang zum
Lech. Das Gras ist auf den Wiesen so dicht mit
Halmen bedeckt, wie wirs an der Donau, und
in ganz Schwaben nicht haben, und so fein, von
allen fremden Pflanzen so gereinigt, wie auch
keine Berner Maht ist. Mir däucht, es muß beim
Mähen zu einem Haufen anschwellen, wie wenn
man eine Hand voll Federn aus der Brust eines
Wasservogels rupft. Der Idylle und dem Maler
sind die blumenlosen Wiesen nicht so günstig, aber
der Hirt muß sie ohne Zweifel dem Stengelwerk,
das von unserer Blumenflur im Heu stecken bleibt,
vorziehen.

Man baut hier sehr vieles Gemüse, besonders
viele Pastinaks -- große Felder voll wie im Han-
növerschen die gelben Rüben oder Möhren, und an
andern Orten die Runkelrübe. Das Heidekorn
stand in voller Blüthe und schimmerte im letzten

in der Schweiz ſelbſt, ſehen dieſe Doͤrfer doch noch
aus, als wenns immer Sonntag da waͤr.

In Marsden fanden wir unſern Wagen, lieſ-
ſen Utrecht links liegen, und fuhren zu Lande uͤber
Montfort nach L. zuruͤck. Das Land iſt uͤberall
nur in Weide, Wieſen und Gartenfeldern angelegt.
Im Ganzen iſt es waſſerleerer wie die Gegend von
Montfort uͤber Oudewater der Yſel entlang zum
Lech. Das Gras iſt auf den Wieſen ſo dicht mit
Halmen bedeckt, wie wirs an der Donau, und
in ganz Schwaben nicht haben, und ſo fein, von
allen fremden Pflanzen ſo gereinigt, wie auch
keine Berner Maht iſt. Mir daͤucht, es muß beim
Maͤhen zu einem Haufen anſchwellen, wie wenn
man eine Hand voll Federn aus der Bruſt eines
Waſſervogels rupft. Der Idylle und dem Maler
ſind die blumenloſen Wieſen nicht ſo guͤnſtig, aber
der Hirt muß ſie ohne Zweifel dem Stengelwerk,
das von unſerer Blumenflur im Heu ſtecken bleibt,
vorziehen.

Man baut hier ſehr vieles Gemuͤſe, beſonders
viele Paſtinaks — große Felder voll wie im Han-
noͤverſchen die gelben Ruͤben oder Moͤhren, und an
andern Orten die Runkelruͤbe. Das Heidekorn
ſtand in voller Bluͤthe und ſchimmerte im letzten

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[252/0266] in der Schweiz ſelbſt, ſehen dieſe Doͤrfer doch noch aus, als wenns immer Sonntag da waͤr. In Marsden fanden wir unſern Wagen, lieſ- ſen Utrecht links liegen, und fuhren zu Lande uͤber Montfort nach L. zuruͤck. Das Land iſt uͤberall nur in Weide, Wieſen und Gartenfeldern angelegt. Im Ganzen iſt es waſſerleerer wie die Gegend von Montfort uͤber Oudewater der Yſel entlang zum Lech. Das Gras iſt auf den Wieſen ſo dicht mit Halmen bedeckt, wie wirs an der Donau, und in ganz Schwaben nicht haben, und ſo fein, von allen fremden Pflanzen ſo gereinigt, wie auch keine Berner Maht iſt. Mir daͤucht, es muß beim Maͤhen zu einem Haufen anſchwellen, wie wenn man eine Hand voll Federn aus der Bruſt eines Waſſervogels rupft. Der Idylle und dem Maler ſind die blumenloſen Wieſen nicht ſo guͤnſtig, aber der Hirt muß ſie ohne Zweifel dem Stengelwerk, das von unſerer Blumenflur im Heu ſtecken bleibt, vorziehen. Man baut hier ſehr vieles Gemuͤſe, beſonders viele Paſtinaks — große Felder voll wie im Han- noͤverſchen die gelben Ruͤben oder Moͤhren, und an andern Orten die Runkelruͤbe. Das Heidekorn ſtand in voller Bluͤthe und ſchimmerte im letzten

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/266>, abgerufen am 24.11.2024.