Mann tragen -- ein moderner Theetisch mit Pa- riser Porzellain sieht daneben recht freundlich aus, und die fünf Fuß hohen chinesischen Vasen, und bunten phantastischen Porzellaingefäße verzieren ein Kamin vortrefflich neben dem schöne englische Kupferstiche hängen.
Die reichen Leute halten viel Pferde, und wie mir däucht, sah ich deren sehr schöne. Eben so die elegantesten Fahrzeuge, von dem hohen Kabrio- let (das vernünftige Leute der hohen, schmalen Dämme wegen doch nicht brauchen) bis zu einem winzig kleinen Kariolchen herab, wie unsre Fell- eisen-Chaischen, wo eben ein breiter Mann drinn Platz hat, zwei Räder darunter, aber aufs sau- berste gebaut, gemalt und vergoldet. Auf diesem leichten Fuhrwerk kommen die einzelnen Männer gewöhnlich heran gefahren. Nennten die Franzo- sen eine gewisse Art Chaise, in der nur zwei Men- schen Platz hatten, Desobligeante, so würde ich diese Solitaire nennen. Die meisten Fuhrwerke haben nur zwei Räder, und nie führt man Ge- päck bei sich, um im Innern des Landes zu reisen. Die Wege erlauben keine beladne Wagen, und die zahlreichen Wasserposten geben täglich mehrere Male Gelegenheit Packete fortzusenden. Um
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Mann tragen — ein moderner Theetiſch mit Pa- riſer Porzellain ſieht daneben recht freundlich aus, und die fuͤnf Fuß hohen chineſiſchen Vaſen, und bunten phantaſtiſchen Porzellaingefaͤße verzieren ein Kamin vortrefflich neben dem ſchoͤne engliſche Kupferſtiche haͤngen.
Die reichen Leute halten viel Pferde, und wie mir daͤucht, ſah ich deren ſehr ſchoͤne. Eben ſo die eleganteſten Fahrzeuge, von dem hohen Kabrio- let (das vernuͤnftige Leute der hohen, ſchmalen Daͤmme wegen doch nicht brauchen) bis zu einem winzig kleinen Kariolchen herab, wie unſre Fell- eiſen-Chaiſchen, wo eben ein breiter Mann drinn Platz hat, zwei Raͤder darunter, aber aufs ſau- berſte gebaut, gemalt und vergoldet. Auf dieſem leichten Fuhrwerk kommen die einzelnen Maͤnner gewoͤhnlich heran gefahren. Nennten die Franzo- ſen eine gewiſſe Art Chaiſe, in der nur zwei Men- ſchen Platz hatten, Desobligeante, ſo wuͤrde ich dieſe Solitaire nennen. Die meiſten Fuhrwerke haben nur zwei Raͤder, und nie fuͤhrt man Ge- paͤck bei ſich, um im Innern des Landes zu reiſen. Die Wege erlauben keine beladne Wagen, und die zahlreichen Waſſerpoſten geben taͤglich mehrere Male Gelegenheit Packete fortzuſenden. Um
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Mann tragen — ein moderner Theetiſch mit Pa-
riſer Porzellain ſieht daneben recht freundlich aus,
und die fuͤnf Fuß hohen chineſiſchen Vaſen, und
bunten phantaſtiſchen Porzellaingefaͤße verzieren
ein Kamin vortrefflich neben dem ſchoͤne engliſche
Kupferſtiche haͤngen.
Die reichen Leute halten viel Pferde, und wie
mir daͤucht, ſah ich deren ſehr ſchoͤne. Eben ſo
die eleganteſten Fahrzeuge, von dem hohen Kabrio-
let (das vernuͤnftige Leute der hohen, ſchmalen
Daͤmme wegen doch nicht brauchen) bis zu einem
winzig kleinen Kariolchen herab, wie unſre Fell-
eiſen-Chaiſchen, wo eben ein breiter Mann drinn
Platz hat, zwei Raͤder darunter, aber aufs ſau-
berſte gebaut, gemalt und vergoldet. Auf dieſem
leichten Fuhrwerk kommen die einzelnen Maͤnner
gewoͤhnlich heran gefahren. Nennten die Franzo-
ſen eine gewiſſe Art Chaiſe, in der nur zwei Men-
ſchen Platz hatten, Desobligeante, ſo wuͤrde ich
dieſe Solitaire nennen. Die meiſten Fuhrwerke
haben nur zwei Raͤder, und nie fuͤhrt man Ge-
paͤck bei ſich, um im Innern des Landes zu reiſen.
Die Wege erlauben keine beladne Wagen, und die
zahlreichen Waſſerpoſten geben taͤglich mehrere
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/257>, abgerufen am 24.11.2024.
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