täglich lieber werdende Sprache hinlänglich geläu- fig wär, diese Versammlungen besuchen. Hier findet man gewiß die Wissenschaften aus sehr ori- ginellen Gesichtspunkten betrachtet, weil sie mei- stens von Menschen behandelt werden, die Wahl des Geschmacks oder des Gefühls, nicht Hand- werksberuf und Nothwendigkeit zu ihnen hinzieht. Trotz dem wunderbaren Hang, sich nach ihren südlichen Nachbaren zu bilden, entdeckte man hier gewiß noch viel sehr anziehenden Nationalkarakter. Hier in diesem Saale war es, wenn ich nicht irre, wo der holländische Dichter Bilderdyk den Aus- spruch that, welcher Schillers Gedichte zu einem Haufen widrigen Unraths erklärte. Ich bin jetzt eifrig bemüht, dieses Mannes Trauerspiele zu stu- dieren, um darin die Ursache oder Rechtfertigung eines solchen furchtbaren Urtheils zu entdecken. In welcher beseligenden Höhe muß Bilderdyk schweben, um es aussprechen zu dürfen! mir schwindelt ordentlich dafür.
Felix merites hat also einen sehr rühmlichen Endzweck, und wendet sehr ansehnliche Mittel an, ihn zu erlangen. Allein das Lokal, und ein Theil der Sammlungen kann bei einem Fremden nicht die Bewunderung erregen, welche der eingeborne
taͤglich lieber werdende Sprache hinlaͤnglich gelaͤu- fig waͤr, dieſe Verſammlungen beſuchen. Hier findet man gewiß die Wiſſenſchaften aus ſehr ori- ginellen Geſichtspunkten betrachtet, weil ſie mei- ſtens von Menſchen behandelt werden, die Wahl des Geſchmacks oder des Gefuͤhls, nicht Hand- werksberuf und Nothwendigkeit zu ihnen hinzieht. Trotz dem wunderbaren Hang, ſich nach ihren ſuͤdlichen Nachbaren zu bilden, entdeckte man hier gewiß noch viel ſehr anziehenden Nationalkarakter. Hier in dieſem Saale war es, wenn ich nicht irre, wo der hollaͤndiſche Dichter Bilderdyk den Aus- ſpruch that, welcher Schillers Gedichte zu einem Haufen widrigen Unraths erklaͤrte. Ich bin jetzt eifrig bemuͤht, dieſes Mannes Trauerſpiele zu ſtu- dieren, um darin die Urſache oder Rechtfertigung eines ſolchen furchtbaren Urtheils zu entdecken. In welcher beſeligenden Hoͤhe muß Bilderdyk ſchweben, um es ausſprechen zu duͤrfen! mir ſchwindelt ordentlich dafuͤr.
Felix merites hat alſo einen ſehr ruͤhmlichen Endzweck, und wendet ſehr anſehnliche Mittel an, ihn zu erlangen. Allein das Lokal, und ein Theil der Sammlungen kann bei einem Fremden nicht die Bewunderung erregen, welche der eingeborne
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[201/0215]
taͤglich lieber werdende Sprache hinlaͤnglich gelaͤu-
fig waͤr, dieſe Verſammlungen beſuchen. Hier
findet man gewiß die Wiſſenſchaften aus ſehr ori-
ginellen Geſichtspunkten betrachtet, weil ſie mei-
ſtens von Menſchen behandelt werden, die Wahl
des Geſchmacks oder des Gefuͤhls, nicht Hand-
werksberuf und Nothwendigkeit zu ihnen hinzieht.
Trotz dem wunderbaren Hang, ſich nach ihren
ſuͤdlichen Nachbaren zu bilden, entdeckte man hier
gewiß noch viel ſehr anziehenden Nationalkarakter.
Hier in dieſem Saale war es, wenn ich nicht irre,
wo der hollaͤndiſche Dichter Bilderdyk den Aus-
ſpruch that, welcher Schillers Gedichte zu einem
Haufen widrigen Unraths erklaͤrte. Ich bin jetzt
eifrig bemuͤht, dieſes Mannes Trauerſpiele zu ſtu-
dieren, um darin die Urſache oder Rechtfertigung
eines ſolchen furchtbaren Urtheils zu entdecken.
In welcher beſeligenden Hoͤhe muß Bilderdyk
ſchweben, um es ausſprechen zu duͤrfen! mir
ſchwindelt ordentlich dafuͤr.
Felix merites hat alſo einen ſehr ruͤhmlichen
Endzweck, und wendet ſehr anſehnliche Mittel an,
ihn zu erlangen. Allein das Lokal, und ein Theil
der Sammlungen kann bei einem Fremden nicht
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/215>, abgerufen am 12.12.2024.
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