Kollegia, und bei der sehr geringen Anzahl von Studierenden gleichen sie mehr einer Privatstunde. Die Zuhörer zahlen das Honorar am Ende ihrer Studienzeit, also nach drei Jahren -- und der Preiß scheint mir, im Vergleich der allgemeinen Theure der Bedürfnisse, sehr gering. Diese Ver- schiedenheiten würden von einem Lehrer, der von einer norddeutschen Universität hieher zog, reiflich überlegt werden müssen. Ich fürchte, es würde unserm Gelehrten-Stande schwer werden, sich hier zu finden. Er hat noch weniger Biegsamkeit der Sitten, wie ein anderer Stand, hängt zu der freien Regsamkeit seines Geistes, zu seinem gemüthlichen Leben, noch mehr wie ein anderer von seinen Um- gebungen ab, und um sich diese ökonomisch, ange- nehm, und für den Holländer, dessen Mitbürger zu werden er doch streben soll, unstörend, unmiß- fällig zu machen, müßten sie doch ganz holländisch seyn. Wie hinderlich also für verpflanzte Men- schen die größten Kleinigkeiten -- besonders wenn sie Weiber aus dem Vaterlande mitbringen -- auf ihren ganzen Zustand einfließen können, beachtete ich sehr oft mit wahrem Schmerz. Nach einem Aufenthalt von mehreren Jahren hörte ich in Süd- Deutschland noch norddeutsche Hausfrauen über
Kollegia, und bei der ſehr geringen Anzahl von Studierenden gleichen ſie mehr einer Privatſtunde. Die Zuhoͤrer zahlen das Honorar am Ende ihrer Studienzeit, alſo nach drei Jahren — und der Preiß ſcheint mir, im Vergleich der allgemeinen Theure der Beduͤrfniſſe, ſehr gering. Dieſe Ver- ſchiedenheiten wuͤrden von einem Lehrer, der von einer norddeutſchen Univerſitaͤt hieher zog, reiflich uͤberlegt werden muͤſſen. Ich fuͤrchte, es wuͤrde unſerm Gelehrten-Stande ſchwer werden, ſich hier zu finden. Er hat noch weniger Biegſamkeit der Sitten, wie ein anderer Stand, haͤngt zu der freien Regſamkeit ſeines Geiſtes, zu ſeinem gemuͤthlichen Leben, noch mehr wie ein anderer von ſeinen Um- gebungen ab, und um ſich dieſe oͤkonomiſch, ange- nehm, und fuͤr den Hollaͤnder, deſſen Mitbuͤrger zu werden er doch ſtreben ſoll, unſtoͤrend, unmiß- faͤllig zu machen, muͤßten ſie doch ganz hollaͤndiſch ſeyn. Wie hinderlich alſo fuͤr verpflanzte Men- ſchen die groͤßten Kleinigkeiten — beſonders wenn ſie Weiber aus dem Vaterlande mitbringen — auf ihren ganzen Zuſtand einfließen koͤnnen, beachtete ich ſehr oft mit wahrem Schmerz. Nach einem Aufenthalt von mehreren Jahren hoͤrte ich in Suͤd- Deutſchland noch norddeutſche Hausfrauen uͤber
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Kollegia, und bei der ſehr geringen Anzahl von
Studierenden gleichen ſie mehr einer Privatſtunde.
Die Zuhoͤrer zahlen das Honorar am Ende ihrer
Studienzeit, alſo nach drei Jahren — und der
Preiß ſcheint mir, im Vergleich der allgemeinen
Theure der Beduͤrfniſſe, ſehr gering. Dieſe Ver-
ſchiedenheiten wuͤrden von einem Lehrer, der von
einer norddeutſchen Univerſitaͤt hieher zog, reiflich
uͤberlegt werden muͤſſen. Ich fuͤrchte, es wuͤrde
unſerm Gelehrten-Stande ſchwer werden, ſich hier
zu finden. Er hat noch weniger Biegſamkeit der
Sitten, wie ein anderer Stand, haͤngt zu der freien
Regſamkeit ſeines Geiſtes, zu ſeinem gemuͤthlichen
Leben, noch mehr wie ein anderer von ſeinen Um-
gebungen ab, und um ſich dieſe oͤkonomiſch, ange-
nehm, und fuͤr den Hollaͤnder, deſſen Mitbuͤrger
zu werden er doch ſtreben ſoll, unſtoͤrend, unmiß-
faͤllig zu machen, muͤßten ſie doch ganz hollaͤndiſch
ſeyn. Wie hinderlich alſo fuͤr verpflanzte Men-
ſchen die groͤßten Kleinigkeiten — beſonders wenn
ſie Weiber aus dem Vaterlande mitbringen — auf
ihren ganzen Zuſtand einfließen koͤnnen, beachtete
ich ſehr oft mit wahrem Schmerz. Nach einem
Aufenthalt von mehreren Jahren hoͤrte ich in Suͤd-
Deutſchland noch norddeutſche Hausfrauen uͤber
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/133>, abgerufen am 27.11.2024.
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