Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

waschnen Fenster, und sorgfältig erhaltnen Dä-
cher. Einige der Kirchen waren aber auch wie
unsre neuen Bethäuser gebaut. Ich stellte mir
immer vor, die ganz nahgelegnen besonders netten
Häuser mit zierlichen Blumengärten, dicht gezog-
nen Weingeländern an den Mauern, mit hohen
Fenstern und weiß angestrichnen Kreuzstöcken, ge-
hörten dem Domino, und dachte dabei, daß sichs
hier müßte herrlich Domino seyn lassen. Um halb
vier Uhr fuhren wir zwischen Windmühlen und
Kanälen, an denen die schönsten Alleen prangten,
nach Utrecht hinein. Was ich bis jetzt von der
Stadt sah, berechtigt mich nicht von ihr zu urthei-
len. Der erste Eindruck ist höchst angenehm. Alles
verspricht Nettigkeit, Wohlhabenheit. Die Haupt-
straßen haben große mit Bäumen bepflanzte Ka-
näle, neben denen breite, wohlgepflasterte Stras-
sen hergehen. Die Häuser sind solide, ganz von
Backsteinen gebaut, und nirgend sah ich so vollen-
detes Mauerwerk. Man muß hier noch nie an
eine Fenstertaxe gedacht haben -- oder recht be-
trachtet, ist es nicht sowohl die Zahl, als die Größe
und Höhe der Fenster, welche auffällt. Und da-
bei die Helle und Reinheit des Glases! Dieser
machte * * bei unserm ersten Mittagsessen in Utrecht

waſchnen Fenſter, und ſorgfaͤltig erhaltnen Daͤ-
cher. Einige der Kirchen waren aber auch wie
unſre neuen Bethaͤuſer gebaut. Ich ſtellte mir
immer vor, die ganz nahgelegnen beſonders netten
Haͤuſer mit zierlichen Blumengaͤrten, dicht gezog-
nen Weingelaͤndern an den Mauern, mit hohen
Fenſtern und weiß angeſtrichnen Kreuzſtoͤcken, ge-
hoͤrten dem Domino, und dachte dabei, daß ſichs
hier muͤßte herrlich Domino ſeyn laſſen. Um halb
vier Uhr fuhren wir zwiſchen Windmuͤhlen und
Kanaͤlen, an denen die ſchoͤnſten Alleen prangten,
nach Utrecht hinein. Was ich bis jetzt von der
Stadt ſah, berechtigt mich nicht von ihr zu urthei-
len. Der erſte Eindruck iſt hoͤchſt angenehm. Alles
verſpricht Nettigkeit, Wohlhabenheit. Die Haupt-
ſtraßen haben große mit Baͤumen bepflanzte Ka-
naͤle, neben denen breite, wohlgepflaſterte Straſ-
ſen hergehen. Die Haͤuſer ſind ſolide, ganz von
Backſteinen gebaut, und nirgend ſah ich ſo vollen-
detes Mauerwerk. Man muß hier noch nie an
eine Fenſtertaxe gedacht haben — oder recht be-
trachtet, iſt es nicht ſowohl die Zahl, als die Groͤße
und Hoͤhe der Fenſter, welche auffaͤllt. Und da-
bei die Helle und Reinheit des Glaſes! Dieſer
machte * * bei unſerm erſten Mittagseſſen in Utrecht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="114"/>
wa&#x017F;chnen Fen&#x017F;ter, und &#x017F;orgfa&#x0364;ltig erhaltnen Da&#x0364;-<lb/>
cher. Einige der Kirchen waren aber auch wie<lb/>
un&#x017F;re neuen Betha&#x0364;u&#x017F;er gebaut. Ich &#x017F;tellte mir<lb/>
immer vor, die ganz nahgelegnen be&#x017F;onders netten<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er mit zierlichen Blumenga&#x0364;rten, dicht gezog-<lb/>
nen Weingela&#x0364;ndern an den Mauern, mit hohen<lb/>
Fen&#x017F;tern und weiß ange&#x017F;trichnen Kreuz&#x017F;to&#x0364;cken, ge-<lb/>
ho&#x0364;rten dem Domino, und dachte dabei, daß &#x017F;ichs<lb/>
hier mu&#x0364;ßte herrlich Domino &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en. Um halb<lb/>
vier Uhr fuhren wir zwi&#x017F;chen Windmu&#x0364;hlen und<lb/>
Kana&#x0364;len, an denen die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Alleen prangten,<lb/>
nach Utrecht hinein. Was ich bis jetzt von der<lb/>
Stadt &#x017F;ah, berechtigt mich nicht von ihr zu urthei-<lb/>
len. Der er&#x017F;te Eindruck i&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;t angenehm. Alles<lb/>
ver&#x017F;pricht Nettigkeit, Wohlhabenheit. Die Haupt-<lb/>
&#x017F;traßen haben große mit Ba&#x0364;umen bepflanzte Ka-<lb/>
na&#x0364;le, neben denen breite, wohlgepfla&#x017F;terte Stra&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hergehen. Die Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;ind &#x017F;olide, ganz von<lb/>
Back&#x017F;teinen gebaut, und nirgend &#x017F;ah ich &#x017F;o vollen-<lb/>
detes Mauerwerk. Man muß hier noch nie an<lb/>
eine Fen&#x017F;tertaxe gedacht haben &#x2014; oder recht be-<lb/>
trachtet, i&#x017F;t es nicht &#x017F;owohl die Zahl, als die Gro&#x0364;ße<lb/>
und Ho&#x0364;he der Fen&#x017F;ter, welche auffa&#x0364;llt. Und da-<lb/>
bei die Helle und Reinheit des Gla&#x017F;es! Die&#x017F;er<lb/>
machte * * bei un&#x017F;erm er&#x017F;ten Mittagse&#x017F;&#x017F;en in Utrecht<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0128] waſchnen Fenſter, und ſorgfaͤltig erhaltnen Daͤ- cher. Einige der Kirchen waren aber auch wie unſre neuen Bethaͤuſer gebaut. Ich ſtellte mir immer vor, die ganz nahgelegnen beſonders netten Haͤuſer mit zierlichen Blumengaͤrten, dicht gezog- nen Weingelaͤndern an den Mauern, mit hohen Fenſtern und weiß angeſtrichnen Kreuzſtoͤcken, ge- hoͤrten dem Domino, und dachte dabei, daß ſichs hier muͤßte herrlich Domino ſeyn laſſen. Um halb vier Uhr fuhren wir zwiſchen Windmuͤhlen und Kanaͤlen, an denen die ſchoͤnſten Alleen prangten, nach Utrecht hinein. Was ich bis jetzt von der Stadt ſah, berechtigt mich nicht von ihr zu urthei- len. Der erſte Eindruck iſt hoͤchſt angenehm. Alles verſpricht Nettigkeit, Wohlhabenheit. Die Haupt- ſtraßen haben große mit Baͤumen bepflanzte Ka- naͤle, neben denen breite, wohlgepflaſterte Straſ- ſen hergehen. Die Haͤuſer ſind ſolide, ganz von Backſteinen gebaut, und nirgend ſah ich ſo vollen- detes Mauerwerk. Man muß hier noch nie an eine Fenſtertaxe gedacht haben — oder recht be- trachtet, iſt es nicht ſowohl die Zahl, als die Groͤße und Hoͤhe der Fenſter, welche auffaͤllt. Und da- bei die Helle und Reinheit des Glaſes! Dieſer machte * * bei unſerm erſten Mittagseſſen in Utrecht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/128
Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/128>, abgerufen am 25.11.2024.