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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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die nette Wirthin brachte uns Thee, Butterbrodt
u. dgl. stellte es auf eine schneeweiße Serviette,
der Theekessel kochte, ich nahm mein Strickzeug
zur Hand und dachte ihr wäret alle ausgegangen
und frühstückte einmal allein auf meinem Zimmer.
Noch vor dem Thor gegen Cuilenburg zu, lag
rechts über das Feld hin ein freundlicher Garten
mit schwarzen Gattern umgeben, mit lauter Alleen
von Weiden und andern grünen Bäumen durch-
schnitten, voll Blumen -- Stockrosen und Son-
nenblumen erkannte ich vom Wege aus. Das sey
der Kirchhof, sagte mir mein Kutscher, mit dem
ich durch Hülfe des Plattdeutschen recht gut fort-
kam. So möchte ich dann lebelang in Thiel Thee
trinken, und dann in Thiel begraben seyn. Wie
gut wissen die Leute zu leben und todt zu seyn.
O du wunderliches Volk! Hier ist der Mensch al-
lenthalben Werkmeister, und alles, alles Men-
schenwerk. Mir ists, als sollten diese Leute Gott
vergessen müssen, weil sie alles selbst machen, bis
auf den Boden auf dem sie ihre Bäume pflanzen,
und darum ist es ja gut, wenn der Erhabene ein-
mal seine Wasserfluthen über sie schüttet, sie könn-
ten sonst endlich fragen: "Wo ist er? das haben
wir ja alles selbst gemacht." Dagegen unsre Ber-

die nette Wirthin brachte uns Thee, Butterbrodt
u. dgl. ſtellte es auf eine ſchneeweiße Serviette,
der Theekeſſel kochte, ich nahm mein Strickzeug
zur Hand und dachte ihr waͤret alle ausgegangen
und fruͤhſtuͤckte einmal allein auf meinem Zimmer.
Noch vor dem Thor gegen Cuilenburg zu, lag
rechts uͤber das Feld hin ein freundlicher Garten
mit ſchwarzen Gattern umgeben, mit lauter Alleen
von Weiden und andern gruͤnen Baͤumen durch-
ſchnitten, voll Blumen — Stockroſen und Son-
nenblumen erkannte ich vom Wege aus. Das ſey
der Kirchhof, ſagte mir mein Kutſcher, mit dem
ich durch Huͤlfe des Plattdeutſchen recht gut fort-
kam. So moͤchte ich dann lebelang in Thiel Thee
trinken, und dann in Thiel begraben ſeyn. Wie
gut wiſſen die Leute zu leben und todt zu ſeyn.
O du wunderliches Volk! Hier iſt der Menſch al-
lenthalben Werkmeiſter, und alles, alles Men-
ſchenwerk. Mir iſts, als ſollten dieſe Leute Gott
vergeſſen muͤſſen, weil ſie alles ſelbſt machen, bis
auf den Boden auf dem ſie ihre Baͤume pflanzen,
und darum iſt es ja gut, wenn der Erhabene ein-
mal ſeine Waſſerfluthen uͤber ſie ſchuͤttet, ſie koͤnn-
ten ſonſt endlich fragen: „Wo iſt er? das haben
wir ja alles ſelbſt gemacht.“ Dagegen unſre Ber-

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[111/0125] die nette Wirthin brachte uns Thee, Butterbrodt u. dgl. ſtellte es auf eine ſchneeweiße Serviette, der Theekeſſel kochte, ich nahm mein Strickzeug zur Hand und dachte ihr waͤret alle ausgegangen und fruͤhſtuͤckte einmal allein auf meinem Zimmer. Noch vor dem Thor gegen Cuilenburg zu, lag rechts uͤber das Feld hin ein freundlicher Garten mit ſchwarzen Gattern umgeben, mit lauter Alleen von Weiden und andern gruͤnen Baͤumen durch- ſchnitten, voll Blumen — Stockroſen und Son- nenblumen erkannte ich vom Wege aus. Das ſey der Kirchhof, ſagte mir mein Kutſcher, mit dem ich durch Huͤlfe des Plattdeutſchen recht gut fort- kam. So moͤchte ich dann lebelang in Thiel Thee trinken, und dann in Thiel begraben ſeyn. Wie gut wiſſen die Leute zu leben und todt zu ſeyn. O du wunderliches Volk! Hier iſt der Menſch al- lenthalben Werkmeiſter, und alles, alles Men- ſchenwerk. Mir iſts, als ſollten dieſe Leute Gott vergeſſen muͤſſen, weil ſie alles ſelbſt machen, bis auf den Boden auf dem ſie ihre Baͤume pflanzen, und darum iſt es ja gut, wenn der Erhabene ein- mal ſeine Waſſerfluthen uͤber ſie ſchuͤttet, ſie koͤnn- ten ſonſt endlich fragen: „Wo iſt er? das haben wir ja alles ſelbſt gemacht.“ Dagegen unſre Ber-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/125>, abgerufen am 25.11.2024.