ab in eine offne Scheune, wo er seinen Pferden Brodt gab, und dann am andern Ende heraus wieder auf die Straße einlenkte. Während er fut- terte machte er die Thüren vor den Pferden zu, welches ich sehr gescheidt finde, weil dadurch die Thiere sowohl, als der Reisende indeß vor Sonne, Regen und Luft geschützt sind. Diese Scheunen sind immer neben den Ställen und Remisen; in Polen machten sie einen Theil des Stalles selbst aus. Um zehn Uhr kamen wir nach Thiel, einem niedlichen, von Kanälen und Alleen umgebenen Städtchen, das von Reinlichkeit glänzte. Hinter dem Wirthshäuschen war ein Gärtchen -- funf- zehn Fuß ins Gevierte -- voll bunter Blumen in schnörkliche Beetchen gepflanzt, bunte Schmetter- linge buhlten um sie, ein großes Vogelhaus mit bunten Vögelchen zwitscherten darin, ein Bauer voll Hähnchen mit ungeheuer großen rothen Käm- men krähte dazwischen, die Sonne in vollem Glan- ze strahlte es an, es fehlte nichts wie der Karfun- kel, um es zu einem Guidoschen Garten zu ma- chen -- doch den hatte ich im Busen, denn mir wars, als sey ich in einem Zauberlande. Nun setzten wir uns in eine Stube, wo alles glänzte, ein hohes Fenster ging auf den artigen Marktplatz,
ab in eine offne Scheune, wo er ſeinen Pferden Brodt gab, und dann am andern Ende heraus wieder auf die Straße einlenkte. Waͤhrend er fut- terte machte er die Thuͤren vor den Pferden zu, welches ich ſehr geſcheidt finde, weil dadurch die Thiere ſowohl, als der Reiſende indeß vor Sonne, Regen und Luft geſchuͤtzt ſind. Dieſe Scheunen ſind immer neben den Staͤllen und Remiſen; in Polen machten ſie einen Theil des Stalles ſelbſt aus. Um zehn Uhr kamen wir nach Thiel, einem niedlichen, von Kanaͤlen und Alleen umgebenen Staͤdtchen, das von Reinlichkeit glaͤnzte. Hinter dem Wirthshaͤuschen war ein Gaͤrtchen — funf- zehn Fuß ins Gevierte — voll bunter Blumen in ſchnoͤrkliche Beetchen gepflanzt, bunte Schmetter- linge buhlten um ſie, ein großes Vogelhaus mit bunten Voͤgelchen zwitſcherten darin, ein Bauer voll Haͤhnchen mit ungeheuer großen rothen Kaͤm- men kraͤhte dazwiſchen, die Sonne in vollem Glan- ze ſtrahlte es an, es fehlte nichts wie der Karfun- kel, um es zu einem Guidoſchen Garten zu ma- chen — doch den hatte ich im Buſen, denn mir wars, als ſey ich in einem Zauberlande. Nun ſetzten wir uns in eine Stube, wo alles glaͤnzte, ein hohes Fenſter ging auf den artigen Marktplatz,
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ab in eine offne Scheune, wo er ſeinen Pferden
Brodt gab, und dann am andern Ende heraus
wieder auf die Straße einlenkte. Waͤhrend er fut-
terte machte er die Thuͤren vor den Pferden zu,
welches ich ſehr geſcheidt finde, weil dadurch die
Thiere ſowohl, als der Reiſende indeß vor Sonne,
Regen und Luft geſchuͤtzt ſind. Dieſe Scheunen
ſind immer neben den Staͤllen und Remiſen; in
Polen machten ſie einen Theil des Stalles ſelbſt
aus. Um zehn Uhr kamen wir nach Thiel, einem
niedlichen, von Kanaͤlen und Alleen umgebenen
Staͤdtchen, das von Reinlichkeit glaͤnzte. Hinter
dem Wirthshaͤuschen war ein Gaͤrtchen — funf-
zehn Fuß ins Gevierte — voll bunter Blumen in
ſchnoͤrkliche Beetchen gepflanzt, bunte Schmetter-
linge buhlten um ſie, ein großes Vogelhaus mit
bunten Voͤgelchen zwitſcherten darin, ein Bauer
voll Haͤhnchen mit ungeheuer großen rothen Kaͤm-
men kraͤhte dazwiſchen, die Sonne in vollem Glan-
ze ſtrahlte es an, es fehlte nichts wie der Karfun-
kel, um es zu einem Guidoſchen Garten zu ma-
chen — doch den hatte ich im Buſen, denn mir
wars, als ſey ich in einem Zauberlande. Nun
ſetzten wir uns in eine Stube, wo alles glaͤnzte,
ein hohes Fenſter ging auf den artigen Marktplatz,
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/124>, abgerufen am 25.11.2024.
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