nennen, besetzt. Alle diese Wohnungen sind ge- gen die Sonnenseite so von Bäumen versteckt, daß man nur nahe dabei durch die Stämme die hohen hellen Fenster, das nette Pflaster vor den Thüren, die grünangemahlten Bänke neben ihnen erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro- ßen Häusern die Wälder von Obstbäumen! diese beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der Reichthum an Obstbäumen, waren mir hier zu Lande am überraschendsten. Und welche herrliche kräftige Obstbäume! alle im verschobnen Würfel nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter ihnen rein gehalten, und bei der vernünftigen Ent- fernung, in welcher die Bäume von einander ent- fernt sind, mit dichtem, fettem Grase bedeckt. Längs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei- hen von Eichen, die hier sehr kleine Blätter zu ha- ben scheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die- sen letzten läßt man aber ihren freien Wuchs, wo- durch sie herrliche Bäume werden, die neben den dunkeln Eichen wie Silberpappeln stehen. War- um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir könnten so wie hier das Holz zu vielerlei Hausge- räthe benutzen, es käme auf unsern immer über- schwemmten Ufergegenden fort, und diente noch
nennen, beſetzt. Alle dieſe Wohnungen ſind ge- gen die Sonnenſeite ſo von Baͤumen verſteckt, daß man nur nahe dabei durch die Staͤmme die hohen hellen Fenſter, das nette Pflaſter vor den Thuͤren, die gruͤnangemahlten Baͤnke neben ihnen erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro- ßen Haͤuſern die Waͤlder von Obſtbaͤumen! dieſe beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der Reichthum an Obſtbaͤumen, waren mir hier zu Lande am uͤberraſchendſten. Und welche herrliche kraͤftige Obſtbaͤume! alle im verſchobnen Wuͤrfel nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter ihnen rein gehalten, und bei der vernuͤnftigen Ent- fernung, in welcher die Baͤume von einander ent- fernt ſind, mit dichtem, fettem Graſe bedeckt. Laͤngs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei- hen von Eichen, die hier ſehr kleine Blaͤtter zu ha- ben ſcheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die- ſen letzten laͤßt man aber ihren freien Wuchs, wo- durch ſie herrliche Baͤume werden, die neben den dunkeln Eichen wie Silberpappeln ſtehen. War- um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir koͤnnten ſo wie hier das Holz zu vielerlei Hausge- raͤthe benutzen, es kaͤme auf unſern immer uͤber- ſchwemmten Ufergegenden fort, und diente noch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0122"n="108"/>
nennen, beſetzt. Alle dieſe Wohnungen ſind ge-<lb/>
gen die Sonnenſeite ſo von Baͤumen verſteckt, daß<lb/>
man nur nahe dabei durch die Staͤmme die<lb/>
hohen hellen Fenſter, das nette Pflaſter vor den<lb/>
Thuͤren, die gruͤnangemahlten Baͤnke neben ihnen<lb/>
erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro-<lb/>
ßen Haͤuſern die Waͤlder von Obſtbaͤumen! dieſe<lb/>
beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der<lb/>
Reichthum an Obſtbaͤumen, waren mir hier zu<lb/>
Lande am uͤberraſchendſten. Und welche herrliche<lb/>
kraͤftige Obſtbaͤume! alle im verſchobnen Wuͤrfel<lb/>
nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter<lb/>
ihnen rein gehalten, und bei der vernuͤnftigen Ent-<lb/>
fernung, in welcher die Baͤume von einander ent-<lb/>
fernt ſind, mit dichtem, fettem Graſe bedeckt.<lb/>
Laͤngs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei-<lb/>
hen von Eichen, die hier ſehr kleine Blaͤtter zu ha-<lb/>
ben ſcheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die-<lb/>ſen letzten laͤßt man aber ihren freien Wuchs, wo-<lb/>
durch ſie herrliche Baͤume werden, die neben den<lb/>
dunkeln Eichen wie Silberpappeln ſtehen. War-<lb/>
um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir<lb/>
koͤnnten ſo wie hier das Holz zu vielerlei Hausge-<lb/>
raͤthe benutzen, es kaͤme auf unſern immer uͤber-<lb/>ſchwemmten Ufergegenden fort, und diente noch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0122]
nennen, beſetzt. Alle dieſe Wohnungen ſind ge-
gen die Sonnenſeite ſo von Baͤumen verſteckt, daß
man nur nahe dabei durch die Staͤmme die
hohen hellen Fenſter, das nette Pflaſter vor den
Thuͤren, die gruͤnangemahlten Baͤnke neben ihnen
erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro-
ßen Haͤuſern die Waͤlder von Obſtbaͤumen! dieſe
beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der
Reichthum an Obſtbaͤumen, waren mir hier zu
Lande am uͤberraſchendſten. Und welche herrliche
kraͤftige Obſtbaͤume! alle im verſchobnen Wuͤrfel
nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter
ihnen rein gehalten, und bei der vernuͤnftigen Ent-
fernung, in welcher die Baͤume von einander ent-
fernt ſind, mit dichtem, fettem Graſe bedeckt.
Laͤngs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei-
hen von Eichen, die hier ſehr kleine Blaͤtter zu ha-
ben ſcheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die-
ſen letzten laͤßt man aber ihren freien Wuchs, wo-
durch ſie herrliche Baͤume werden, die neben den
dunkeln Eichen wie Silberpappeln ſtehen. War-
um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir
koͤnnten ſo wie hier das Holz zu vielerlei Hausge-
raͤthe benutzen, es kaͤme auf unſern immer uͤber-
ſchwemmten Ufergegenden fort, und diente noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/122>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.