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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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dunkle Pforte der Ewigkeit treten. -- -- -- Das
Nimweger Glockenspiel tönte mir wie luftige Gei-
sterstimme, die auf den Lichtstrahlen, die von den
goldnen Thurmknöpfen ausgingen, in die blauen
Lüfte entflatterten.

Auf das gegebene Zeichen mit der Schelle kam
die Fähre langsam herüber geschwommen, und
führte uns eben so jenseits hin, wo dicht unter
Bäumen versteckt, wie von hier aus alle Wohnun-
gen gegen Süden es sind, der Gasthof lag, wo
wir unsre Chaise finden sollten. Wir hatten aber
ein Mißverständniß begangen, für welches uns
der Herr Wagenverleiher büßen ließ; unsre Freun-
de in * * * hatten uns gerathen sogleich hierher
zu gehen, und nicht in Nimwegen zu übernach-
ten, ich hatte das aber ganz vergessen, und mußte
es nun büßen, denn da der Gastwirth erfuhr,
daß wir schon gestern nach Nimwegen gekommen,
ward er sehr mürrisch und erhöhte den Preiß sei-
nes Fuhrwerks um ein Ansehnliches, unter dem
Vorwand, daß unser Koffer größer sey, als es
sich für eine Kalesche gebühre. Nun ward unser
Koffer durch diese paar Gulden gewiß nicht klei-
ner, aber unser Beutel sicher leichter. -- Auf ei-
ner Reise von der Länge sind alle solche Vorfälle

dunkle Pforte der Ewigkeit treten. — — — Das
Nimweger Glockenſpiel toͤnte mir wie luftige Gei-
ſterſtimme, die auf den Lichtſtrahlen, die von den
goldnen Thurmknoͤpfen ausgingen, in die blauen
Luͤfte entflatterten.

Auf das gegebene Zeichen mit der Schelle kam
die Faͤhre langſam heruͤber geſchwommen, und
fuͤhrte uns eben ſo jenſeits hin, wo dicht unter
Baͤumen verſteckt, wie von hier aus alle Wohnun-
gen gegen Suͤden es ſind, der Gaſthof lag, wo
wir unſre Chaiſe finden ſollten. Wir hatten aber
ein Mißverſtaͤndniß begangen, fuͤr welches uns
der Herr Wagenverleiher buͤßen ließ; unſre Freun-
de in * * * hatten uns gerathen ſogleich hierher
zu gehen, und nicht in Nimwegen zu uͤbernach-
ten, ich hatte das aber ganz vergeſſen, und mußte
es nun buͤßen, denn da der Gaſtwirth erfuhr,
daß wir ſchon geſtern nach Nimwegen gekommen,
ward er ſehr muͤrriſch und erhoͤhte den Preiß ſei-
nes Fuhrwerks um ein Anſehnliches, unter dem
Vorwand, daß unſer Koffer groͤßer ſey, als es
ſich fuͤr eine Kaleſche gebuͤhre. Nun ward unſer
Koffer durch dieſe paar Gulden gewiß nicht klei-
ner, aber unſer Beutel ſicher leichter. — Auf ei-
ner Reiſe von der Laͤnge ſind alle ſolche Vorfaͤlle

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[103/0117] dunkle Pforte der Ewigkeit treten. — — — Das Nimweger Glockenſpiel toͤnte mir wie luftige Gei- ſterſtimme, die auf den Lichtſtrahlen, die von den goldnen Thurmknoͤpfen ausgingen, in die blauen Luͤfte entflatterten. Auf das gegebene Zeichen mit der Schelle kam die Faͤhre langſam heruͤber geſchwommen, und fuͤhrte uns eben ſo jenſeits hin, wo dicht unter Baͤumen verſteckt, wie von hier aus alle Wohnun- gen gegen Suͤden es ſind, der Gaſthof lag, wo wir unſre Chaiſe finden ſollten. Wir hatten aber ein Mißverſtaͤndniß begangen, fuͤr welches uns der Herr Wagenverleiher buͤßen ließ; unſre Freun- de in * * * hatten uns gerathen ſogleich hierher zu gehen, und nicht in Nimwegen zu uͤbernach- ten, ich hatte das aber ganz vergeſſen, und mußte es nun buͤßen, denn da der Gaſtwirth erfuhr, daß wir ſchon geſtern nach Nimwegen gekommen, ward er ſehr muͤrriſch und erhoͤhte den Preiß ſei- nes Fuhrwerks um ein Anſehnliches, unter dem Vorwand, daß unſer Koffer groͤßer ſey, als es ſich fuͤr eine Kaleſche gebuͤhre. Nun ward unſer Koffer durch dieſe paar Gulden gewiß nicht klei- ner, aber unſer Beutel ſicher leichter. — Auf ei- ner Reiſe von der Laͤnge ſind alle ſolche Vorfaͤlle

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/117>, abgerufen am 26.11.2024.