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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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er diese Sprache liebgewinnen. Ich wünschte mir
zu erklären, wie der Holländer auf seiner Wasser-
fläche eben so viele Kehlentöne haben kann, wie der
Schweizer auf seinen Gebirgshöhen -- wenn sie
gleich etwas anders modulirt sind. -- -- -- --

Unser dienstfertige Wirth hatte uns der Abre-
de gemäß jenseits der Waal eine leichte, sehr ar-
tige Kalesche mit zwei Rädern bestellt, die uns
früh um fünf Uhr erwartete. Noch vor dieser
Stunde begaben wir uns also zur Ueberfahrt an
die Waal, die im heitersten Morgenlicht glänzte.
Die Wimpel der wenigen hier liegenden Schiffe
wehten in der blauen Luft, in ihrem schönglän-
zenden Hintertheil spiegelte sich die Sonne und die
Wellen, von einem gut Wetter versprechenden Ost-
winde bewegt, plätscherten um den Kiel. Die
Uhr schlug auf dem nahen Kirchthurm, und ein
Glockenspiel tönte durch die Luft. -- Die lie-
be Unschuld vom Lande sperrt beim Glocken-
spiel, wenn sie am Jahrmarkt zur Stadt zieht,
Maul und Augen auf, ich weiß es wohl; der fei-
nen Welt ekelt eine so gemeine Musik, ein so
nichtsbedeutendes Geklimper -- ich sollte gar
nicht davon sprechen, und doch muß ich meinen
Genuß bei dieser Geistersprache in hoher Luft aus-

er dieſe Sprache liebgewinnen. Ich wuͤnſchte mir
zu erklaͤren, wie der Hollaͤnder auf ſeiner Waſſer-
flaͤche eben ſo viele Kehlentoͤne haben kann, wie der
Schweizer auf ſeinen Gebirgshoͤhen — wenn ſie
gleich etwas anders modulirt ſind. — — — —

Unſer dienſtfertige Wirth hatte uns der Abre-
de gemaͤß jenſeits der Waal eine leichte, ſehr ar-
tige Kaleſche mit zwei Raͤdern beſtellt, die uns
fruͤh um fuͤnf Uhr erwartete. Noch vor dieſer
Stunde begaben wir uns alſo zur Ueberfahrt an
die Waal, die im heiterſten Morgenlicht glaͤnzte.
Die Wimpel der wenigen hier liegenden Schiffe
wehten in der blauen Luft, in ihrem ſchoͤnglaͤn-
zenden Hintertheil ſpiegelte ſich die Sonne und die
Wellen, von einem gut Wetter verſprechenden Oſt-
winde bewegt, plaͤtſcherten um den Kiel. Die
Uhr ſchlug auf dem nahen Kirchthurm, und ein
Glockenſpiel toͤnte durch die Luft. — Die lie-
be Unſchuld vom Lande ſperrt beim Glocken-
ſpiel, wenn ſie am Jahrmarkt zur Stadt zieht,
Maul und Augen auf, ich weiß es wohl; der fei-
nen Welt ekelt eine ſo gemeine Muſik, ein ſo
nichtsbedeutendes Geklimper — ich ſollte gar
nicht davon ſprechen, und doch muß ich meinen
Genuß bei dieſer Geiſterſprache in hoher Luft aus-

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[101/0115] er dieſe Sprache liebgewinnen. Ich wuͤnſchte mir zu erklaͤren, wie der Hollaͤnder auf ſeiner Waſſer- flaͤche eben ſo viele Kehlentoͤne haben kann, wie der Schweizer auf ſeinen Gebirgshoͤhen — wenn ſie gleich etwas anders modulirt ſind. — — — — Unſer dienſtfertige Wirth hatte uns der Abre- de gemaͤß jenſeits der Waal eine leichte, ſehr ar- tige Kaleſche mit zwei Raͤdern beſtellt, die uns fruͤh um fuͤnf Uhr erwartete. Noch vor dieſer Stunde begaben wir uns alſo zur Ueberfahrt an die Waal, die im heiterſten Morgenlicht glaͤnzte. Die Wimpel der wenigen hier liegenden Schiffe wehten in der blauen Luft, in ihrem ſchoͤnglaͤn- zenden Hintertheil ſpiegelte ſich die Sonne und die Wellen, von einem gut Wetter verſprechenden Oſt- winde bewegt, plaͤtſcherten um den Kiel. Die Uhr ſchlug auf dem nahen Kirchthurm, und ein Glockenſpiel toͤnte durch die Luft. — Die lie- be Unſchuld vom Lande ſperrt beim Glocken- ſpiel, wenn ſie am Jahrmarkt zur Stadt zieht, Maul und Augen auf, ich weiß es wohl; der fei- nen Welt ekelt eine ſo gemeine Muſik, ein ſo nichtsbedeutendes Geklimper — ich ſollte gar nicht davon ſprechen, und doch muß ich meinen Genuß bei dieſer Geiſterſprache in hoher Luft aus-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/115>, abgerufen am 26.11.2024.