gessen werden zu können. Das ist klar und schön gesagt! -- nun, so versteht es auch hübsch! --
Von Cleve aus, das sich im Rückblick sehr reizend ausnimmt, hatten wir einige starke Schlag- regen auszuhalten, welche den tiefen Sand des Weges etwas fahrbarer machten. Wir sahen schö- ne Felder, doch nicht so wohlgebaut, wie jenseits von Nimwegen, und fuhren durch große Strecken abgetriebenen Gehölzes. Viele Sandhügel er- schweren den Weg, die Einwohner halten sie für Berge, und nennen diese Gegend "die bucklige Welt", wobei denn unser einer die Achseln zuckt. Die Dörfer sind stets klein, allein die einzelnen Höfe um so zahlreicher. Das Wohnhaus liegt vorn am Wege, weiter zurück Scheune und Ställe, und hinter ihnen Gemüse und Obstgärten. Der Obstbäume giebt es hier eine große Menge, sie sind zweckmäßig nach der Schnur gepflanzt, und gut unterhalten. Die geringe Zahl von Kirchen, die wir auch in der Entfernung entdecken konnten, fiel uns auf. Die Menschen müssen sehr weit ge- hen, um eine Predigt zu hören, das bemerkten wir auch schon zwischen Nuys und Xanthen, wo wir eben Sonntags reisten, und bei den Woh-
geſſen werden zu koͤnnen. Das iſt klar und ſchoͤn geſagt! — nun, ſo verſteht es auch huͤbſch! —
Von Cleve aus, das ſich im Ruͤckblick ſehr reizend ausnimmt, hatten wir einige ſtarke Schlag- regen auszuhalten, welche den tiefen Sand des Weges etwas fahrbarer machten. Wir ſahen ſchoͤ- ne Felder, doch nicht ſo wohlgebaut, wie jenſeits von Nimwegen, und fuhren durch große Strecken abgetriebenen Gehoͤlzes. Viele Sandhuͤgel er- ſchweren den Weg, die Einwohner halten ſie fuͤr Berge, und nennen dieſe Gegend „die bucklige Welt“, wobei denn unſer einer die Achſeln zuckt. Die Doͤrfer ſind ſtets klein, allein die einzelnen Hoͤfe um ſo zahlreicher. Das Wohnhaus liegt vorn am Wege, weiter zuruͤck Scheune und Staͤlle, und hinter ihnen Gemuͤſe und Obſtgaͤrten. Der Obſtbaͤume giebt es hier eine große Menge, ſie ſind zweckmaͤßig nach der Schnur gepflanzt, und gut unterhalten. Die geringe Zahl von Kirchen, die wir auch in der Entfernung entdecken konnten, fiel uns auf. Die Menſchen muͤſſen ſehr weit ge- hen, um eine Predigt zu hoͤren, das bemerkten wir auch ſchon zwiſchen Nuys und Xanthen, wo wir eben Sonntags reiſten, und bei den Woh-
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geſſen werden zu koͤnnen. Das iſt klar und
ſchoͤn geſagt! — nun, ſo verſteht es auch
huͤbſch! —
Von Cleve aus, das ſich im Ruͤckblick ſehr
reizend ausnimmt, hatten wir einige ſtarke Schlag-
regen auszuhalten, welche den tiefen Sand des
Weges etwas fahrbarer machten. Wir ſahen ſchoͤ-
ne Felder, doch nicht ſo wohlgebaut, wie jenſeits
von Nimwegen, und fuhren durch große Strecken
abgetriebenen Gehoͤlzes. Viele Sandhuͤgel er-
ſchweren den Weg, die Einwohner halten ſie fuͤr
Berge, und nennen dieſe Gegend „die bucklige
Welt“, wobei denn unſer einer die Achſeln zuckt.
Die Doͤrfer ſind ſtets klein, allein die einzelnen
Hoͤfe um ſo zahlreicher. Das Wohnhaus liegt
vorn am Wege, weiter zuruͤck Scheune und Staͤlle,
und hinter ihnen Gemuͤſe und Obſtgaͤrten. Der
Obſtbaͤume giebt es hier eine große Menge, ſie
ſind zweckmaͤßig nach der Schnur gepflanzt, und
gut unterhalten. Die geringe Zahl von Kirchen,
die wir auch in der Entfernung entdecken konnten,
fiel uns auf. Die Menſchen muͤſſen ſehr weit ge-
hen, um eine Predigt zu hoͤren, das bemerkten
wir auch ſchon zwiſchen Nuys und Xanthen, wo
wir eben Sonntags reiſten, und bei den Woh-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/109>, abgerufen am 26.11.2024.
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