Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Bist du müde --? Nein, aber -- -- Ei, ei, Gigia, Ihr solltet nicht erlauben, daß Euch der Maso in die Augen sehe. Der darf noch nicht an die Schönen denken. Vergiß nicht, Maso, daß die Signora dich erwartet. Der Junge war bei dem Scherzworte seines Herrn glutroth geworden. Gigia aber blickte verdrossen, und als der Wagen sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, sagte sie: Warum seid Ihr nicht ausgestiegen, Maso, wie der Padrone Euch hieß? Ich dachte, es sei Euch lieb, wenn ich Euch nicht allein ließe mit -- -- Fanget Ihr nun auch an, mir ansehen zu wollen, was mir lieb wäre? unterbrach in Gigia. Ich will in Ruhe gelassen werden, das ist mir lieb. Giannino, thu mir den Gefallen, halte noch einmal, ich will mich jetzt hinaussetzen. Es geschah, und die beiden Burschen blieben drinnen allein. Agenore's Zorn war durch das Bleiben Maso's und zumal durch die Aeußerung, die es erklären sollte, noch gesteigert worden, aber nun, da von der schwierigen Laune Gigia's auch der Junge sein Theil abbekommen hatte, lachte er hell auf: Ja, wer Nesseln angreift, sticht sich. Merk dir das, Säugling. Weiter wechselten die Beiden kein Wort. Maso regte sich nicht in seiner Ecke, Agenore aber sang laut und vernehmlich: Bist du müde —? Nein, aber — — Ei, ei, Gigia, Ihr solltet nicht erlauben, daß Euch der Maso in die Augen sehe. Der darf noch nicht an die Schönen denken. Vergiß nicht, Maso, daß die Signora dich erwartet. Der Junge war bei dem Scherzworte seines Herrn glutroth geworden. Gigia aber blickte verdrossen, und als der Wagen sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, sagte sie: Warum seid Ihr nicht ausgestiegen, Maso, wie der Padrone Euch hieß? Ich dachte, es sei Euch lieb, wenn ich Euch nicht allein ließe mit — — Fanget Ihr nun auch an, mir ansehen zu wollen, was mir lieb wäre? unterbrach in Gigia. Ich will in Ruhe gelassen werden, das ist mir lieb. Giannino, thu mir den Gefallen, halte noch einmal, ich will mich jetzt hinaussetzen. Es geschah, und die beiden Burschen blieben drinnen allein. Agenore's Zorn war durch das Bleiben Maso's und zumal durch die Aeußerung, die es erklären sollte, noch gesteigert worden, aber nun, da von der schwierigen Laune Gigia's auch der Junge sein Theil abbekommen hatte, lachte er hell auf: Ja, wer Nesseln angreift, sticht sich. Merk dir das, Säugling. Weiter wechselten die Beiden kein Wort. Maso regte sich nicht in seiner Ecke, Agenore aber sang laut und vernehmlich: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0015"/> <p>Bist du müde —? </p><lb/> <p>Nein, aber — —</p><lb/> <p>Ei, ei, Gigia, Ihr solltet nicht erlauben, daß Euch der Maso in die Augen sehe. Der darf noch nicht an die Schönen denken. Vergiß nicht, Maso, daß die Signora dich erwartet.</p><lb/> <p>Der Junge war bei dem Scherzworte seines Herrn glutroth geworden. Gigia aber blickte verdrossen, und als der Wagen sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, sagte sie: Warum seid Ihr nicht ausgestiegen, Maso, wie der Padrone Euch hieß?</p><lb/> <p>Ich dachte, es sei Euch lieb, wenn ich Euch nicht allein ließe mit — —</p><lb/> <p>Fanget Ihr nun auch an, mir ansehen zu wollen, was mir lieb wäre? unterbrach in Gigia. Ich will in Ruhe gelassen werden, das ist mir lieb. Giannino, thu mir den Gefallen, halte noch einmal, ich will mich jetzt hinaussetzen.</p><lb/> <p>Es geschah, und die beiden Burschen blieben drinnen allein. Agenore's Zorn war durch das Bleiben Maso's und zumal durch die Aeußerung, die es erklären sollte, noch gesteigert worden, aber nun, da von der schwierigen Laune Gigia's auch der Junge sein Theil abbekommen hatte, lachte er hell auf: Ja, wer Nesseln angreift, sticht sich. Merk dir das, Säugling.</p><lb/> <p>Weiter wechselten die Beiden kein Wort. Maso regte sich nicht in seiner Ecke, Agenore aber sang laut und vernehmlich:</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
Bist du müde —?
Nein, aber — —
Ei, ei, Gigia, Ihr solltet nicht erlauben, daß Euch der Maso in die Augen sehe. Der darf noch nicht an die Schönen denken. Vergiß nicht, Maso, daß die Signora dich erwartet.
Der Junge war bei dem Scherzworte seines Herrn glutroth geworden. Gigia aber blickte verdrossen, und als der Wagen sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, sagte sie: Warum seid Ihr nicht ausgestiegen, Maso, wie der Padrone Euch hieß?
Ich dachte, es sei Euch lieb, wenn ich Euch nicht allein ließe mit — —
Fanget Ihr nun auch an, mir ansehen zu wollen, was mir lieb wäre? unterbrach in Gigia. Ich will in Ruhe gelassen werden, das ist mir lieb. Giannino, thu mir den Gefallen, halte noch einmal, ich will mich jetzt hinaussetzen.
Es geschah, und die beiden Burschen blieben drinnen allein. Agenore's Zorn war durch das Bleiben Maso's und zumal durch die Aeußerung, die es erklären sollte, noch gesteigert worden, aber nun, da von der schwierigen Laune Gigia's auch der Junge sein Theil abbekommen hatte, lachte er hell auf: Ja, wer Nesseln angreift, sticht sich. Merk dir das, Säugling.
Weiter wechselten die Beiden kein Wort. Maso regte sich nicht in seiner Ecke, Agenore aber sang laut und vernehmlich:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T12:13:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T12:13:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |