Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.
Klinke einen Augenblick lang unentschlossen zu, Zögernd): Ja! Ich .... Toni (ihn unterbrechend): Ach, sagen Sie doch! Wie spät ist's denn? (Mit einem Blick auf den Regulator) der kann doch unmöglich richtig gehn? Wendt (der jetzt die Thür aufgeklinkt hat): Etwas nach Sechs! Toni: Nach Sechs? Da müsste er doch nun ... (Seufzt.) (Wendt geht langsam in sein Zimmer. -- Toni, die ihm nachgesehn hat, bleibt einen Augenblick in Gedanken stehen, seufzt und geht wieder auf den Sophatisch zu. Sie nimmt das Bündel auf den Teppich runter und knotet es auf. Frau Selicke kommt mit dem Kaffee.) Frau Selicke: Hier! Nu trink erst! (Setzt die Kanne auf den Tisch.) Toni (die sich vor dem geöffneten Bündel auf dem Teppich niedergekauert hat): Ja! Gleich! Frau Selicke (hat sich leicht auf den Sophatisch gestützt und sieht ihr zu): Mäntel? ... Da kannst Du wieder die ganzen paar Feiertage sitzen! Ach ja! Du hast doch auch gar nichts von Deinem Leben! Toni (immer noch mit dem Ordnen der Zeugstücke beschäftigt): Na! 's ist doch wenigstens ein kleiner Nebenverdienst! Frau Selicke (aufseufzend): Ach ja, ja! Toni: Aber ein Leben auf den Strassen? Kaum zum Durchkommen! Frau Selicke (nickend): Das glaub ich! ... Du wirst Dich schön haben schleppen müssen mit dem alten Bündel! Bist Du denn nich wenigstens ein Stück mit der Pferdebahn gefahren? Toni: Ach, Alles voll! Alles voll! Da war gar nicht anzukommen!
Klinke einen Augenblick lang unentschlossen zu, Zögernd): Ja! Ich .... Toni (ihn unterbrechend): Ach, sagen Sie doch! Wie spät ist’s denn? (Mit einem Blick auf den Regulator) der kann doch unmöglich richtig gehn? Wendt (der jetzt die Thür aufgeklinkt hat): Etwas nach Sechs! Toni: Nach Sechs? Da müsste er doch nun … (Seufzt.) (Wendt geht langsam in sein Zimmer. — Toni, die ihm nachgesehn hat, bleibt einen Augenblick in Gedanken stehen, seufzt und geht wieder auf den Sophatisch zu. Sie nimmt das Bündel auf den Teppich runter und knotet es auf. Frau Selicke kommt mit dem Kaffee.) Frau Selicke: Hier! Nu trink erst! (Setzt die Kanne auf den Tisch.) Toni (die sich vor dem geöffneten Bündel auf dem Teppich niedergekauert hat): Ja! Gleich! Frau Selicke (hat sich leicht auf den Sophatisch gestützt und sieht ihr zu): Mäntel? … Da kannst Du wieder die ganzen paar Feiertage sitzen! Ach ja! Du hast doch auch gar nichts von Deinem Leben! Toni (immer noch mit dem Ordnen der Zeugstücke beschäftigt): Na! ’s ist doch wenigstens ein kleiner Nebenverdienst! Frau Selicke (aufseufzend): Ach ja, ja! Toni: Aber ein Leben auf den Strassen? Kaum zum Durchkommen! Frau Selicke (nickend): Das glaub ich! … Du wirst Dich schön haben schleppen müssen mit dem alten Bündel! Bist Du denn nich wenigstens ein Stück mit der Pferdebahn gefahren? Toni: Ach, Alles voll! Alles voll! Da war gar nicht anzukommen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WEN"> <stage><pb facs="#f0046" n="24"/> Klinke einen Augenblick lang unentschlossen zu,<lb/> Zögernd):</stage> <p>Ja! Ich ....</p> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker> <hi rendition="#g">Toni</hi> </speaker> <stage>(ihn unterbrechend):</stage> <p>Ach, sagen Sie doch! Wie<lb/> spät ist’s denn?</p> <stage>(Mit einem Blick auf den Regulator)</stage><lb/> <p>der kann doch unmöglich richtig gehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#WEN"> <speaker> <hi rendition="#g">Wendt</hi> </speaker> <stage>(der jetzt die Thür aufgeklinkt hat):</stage> <p>Etwas<lb/> nach Sechs!</p> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker><hi rendition="#g">Toni</hi>:</speaker> <p>Nach Sechs? Da müsste er doch nun …</p><lb/> <stage>(Seufzt.)</stage><lb/> <stage>(Wendt geht langsam in sein Zimmer. — Toni, die ihm<lb/> nachgesehn hat, bleibt einen Augenblick in Gedanken<lb/> stehen, seufzt und geht wieder auf den Sophatisch zu.<lb/> Sie nimmt das Bündel auf den Teppich runter und knotet<lb/> es auf. Frau Selicke kommt mit dem Kaffee.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Selicke</hi>:</speaker> <p>Hier! Nu trink erst!</p> <stage>(Setzt die<lb/> Kanne auf den Tisch.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker> <hi rendition="#g">Toni</hi> </speaker> <stage>(die sich vor dem geöffneten Bündel auf dem<lb/> Teppich niedergekauert hat):</stage> <p>Ja! Gleich!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Selicke</hi> </speaker> <stage>(hat sich leicht auf den Sophatisch<lb/> gestützt und sieht ihr zu):</stage> <p>Mäntel? … Da kannst<lb/> Du wieder die ganzen paar Feiertage sitzen!<lb/> Ach ja! Du hast doch auch gar nichts von<lb/> Deinem Leben!</p> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker> <hi rendition="#g">Toni</hi> </speaker> <stage>(immer noch mit dem Ordnen der Zeugstücke<lb/> beschäftigt):</stage> <p>Na! ’s ist doch wenigstens ein kleiner<lb/> Nebenverdienst!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Selicke</hi> </speaker> <stage>(aufseufzend):</stage> <p>Ach ja, ja!</p> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker><hi rendition="#g">Toni</hi>:</speaker> <p>Aber ein <hi rendition="#g">Leben</hi> auf den Strassen? Kaum<lb/> zum Durchkommen!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Selicke</hi> </speaker> <stage>(nickend):</stage> <p>Das glaub ich! … Du<lb/> wirst Dich schön haben schleppen müssen mit<lb/> dem alten Bündel! Bist Du denn nich wenigstens<lb/> ein Stück mit der Pferdebahn gefahren?</p> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker><hi rendition="#g">Toni</hi>:</speaker> <p>Ach, Alles voll! Alles voll! Da war gar<lb/> nicht anzukommen!</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [24/0046]
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spät ist’s denn? (Mit einem Blick auf den Regulator)
der kann doch unmöglich richtig gehn?
Wendt (der jetzt die Thür aufgeklinkt hat): Etwas
nach Sechs!
Toni: Nach Sechs? Da müsste er doch nun …
(Seufzt.)
(Wendt geht langsam in sein Zimmer. — Toni, die ihm
nachgesehn hat, bleibt einen Augenblick in Gedanken
stehen, seufzt und geht wieder auf den Sophatisch zu.
Sie nimmt das Bündel auf den Teppich runter und knotet
es auf. Frau Selicke kommt mit dem Kaffee.)
Frau Selicke: Hier! Nu trink erst! (Setzt die
Kanne auf den Tisch.)
Toni (die sich vor dem geöffneten Bündel auf dem
Teppich niedergekauert hat): Ja! Gleich!
Frau Selicke (hat sich leicht auf den Sophatisch
gestützt und sieht ihr zu): Mäntel? … Da kannst
Du wieder die ganzen paar Feiertage sitzen!
Ach ja! Du hast doch auch gar nichts von
Deinem Leben!
Toni (immer noch mit dem Ordnen der Zeugstücke
beschäftigt): Na! ’s ist doch wenigstens ein kleiner
Nebenverdienst!
Frau Selicke (aufseufzend): Ach ja, ja!
Toni: Aber ein Leben auf den Strassen? Kaum
zum Durchkommen!
Frau Selicke (nickend): Das glaub ich! … Du
wirst Dich schön haben schleppen müssen mit
dem alten Bündel! Bist Du denn nich wenigstens
ein Stück mit der Pferdebahn gefahren?
Toni: Ach, Alles voll! Alles voll! Da war gar
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Zitationshilfe: | Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/46>, abgerufen am 24.07.2024. |