Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899.Herr, mein Herr, Du bist sehr herrlich! Alle Götter der Welt sind Götzen. Nur Du nicht! Meine Lippen preisen Dich. Du bist gnädig und gerecht, Du bist barmherzig! Ich fürchte mich nicht vor Dir, dass mir die Haut schaudert, und entsetze mich nicht vor Deinen Rechten. Deine Gedanken sind so sehr tief! Du drehst die Kurbel, die mich um diese Säule quetscht, Du hast ihre Scherben, Du hast ihre Rasirmesser gewetzt, Du bist so allgütig . . . Sieh! Auf Flügeln, die wie Silber und Gold schimmern, in weissen Gewändern, Rosen im Haar, schweben um dieses glühende, zuckende Fleisch all Deine Engel. Singend, jubelnd, in Millionen Schaalen, sammeln sie meine Freudentränen! Halleluja!! Herr, mein Herr, Du bist sehr herrlich! Alle Götter der Welt sind Götzen. Nur Du nicht! Meine Lippen preisen Dich. Du bist gnädig und gerecht, Du bist barmherzig! Ich fürchte mich nicht vor Dir, dass mir die Haut schaudert, und entsetze mich nicht vor Deinen Rechten. Deine Gedanken sind so sehr tief! Du drehst die Kurbel, die mich um diese Säule quetscht, Du hast ihre Scherben, Du hast ihre Rasirmesser gewetzt, Du bist so allgütig . . . Sieh! Auf Flügeln, die wie Silber und Gold schimmern, in weissen Gewändern, Rosen im Haar, schweben um dieses glühende, zuckende Fleisch all Deine Engel. Singend, jubelnd, in Millionen Schaalen, sammeln sie meine Freudentränen! Halleluja!! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0023"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Herr, mein Herr, Du bist sehr herrlich!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Alle Götter der Welt sind Götzen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Nur Du nicht!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Meine Lippen preisen Dich.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Du bist gnädig und gerecht, Du bist barmherzig!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Ich fürchte mich nicht vor Dir, dass mir die Haut schaudert,</l><lb/> <l rendition="#c">und entsetze mich nicht vor Deinen Rechten.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l rendition="#c">Deine Gedanken sind so sehr tief!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l rendition="#c">Du drehst die Kurbel,</l><lb/> <l rendition="#c">die mich um diese Säule quetscht,</l><lb/> <l rendition="#c">Du hast ihre Scherben, Du hast ihre Rasirmesser gewetzt,</l><lb/> <l rendition="#c">Du bist so allgütig . . .</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l rendition="#c">Sieh!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l rendition="#c">Auf Flügeln,</l><lb/> <l rendition="#c">die wie Silber und Gold schimmern,</l><lb/> <l rendition="#c">in weissen Gewändern,</l><lb/> <l rendition="#c">Rosen im Haar,</l><lb/> <l rendition="#c">schweben</l><lb/> <l rendition="#c">um dieses glühende, zuckende Fleisch</l><lb/> <l rendition="#c">all Deine Engel.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l rendition="#c">Singend, jubelnd,</l><lb/> <l rendition="#c">in Millionen Schaalen,</l><lb/> <l rendition="#c">sammeln sie meine Freudentränen!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l rendition="#c">Halleluja!!</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0023]
Herr, mein Herr, Du bist sehr herrlich!
Alle Götter der Welt sind Götzen.
Nur Du nicht!
Meine Lippen preisen Dich.
Du bist gnädig und gerecht, Du bist barmherzig!
Ich fürchte mich nicht vor Dir, dass mir die Haut schaudert,
und entsetze mich nicht vor Deinen Rechten.
Deine Gedanken sind so sehr tief!
Du drehst die Kurbel,
die mich um diese Säule quetscht,
Du hast ihre Scherben, Du hast ihre Rasirmesser gewetzt,
Du bist so allgütig . . .
Sieh!
Auf Flügeln,
die wie Silber und Gold schimmern,
in weissen Gewändern,
Rosen im Haar,
schweben
um dieses glühende, zuckende Fleisch
all Deine Engel.
Singend, jubelnd,
in Millionen Schaalen,
sammeln sie meine Freudentränen!
Halleluja!!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus02_1899/23>, abgerufen am 16.07.2024. |