Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899.Der Horizont ein Flammenring, kein Segel! Jammernd, die weissen Hände ringt die schönste Frau. Nur stürzende Wellenberge, blinkende Delphine und fern ein Meervolk, das auf Muschelhörnern bläst. Die Sonne brennt, die Brandung unten zischt, das Ungeheuer, mit gestreckten Poten, die sieben Zungen schlaff aus seinem Maul, liegt auf dem Rücken und schläft. Einmal, zweimal noch, krümmt sich sein Schweif, zuckt, ringelt sich und rollt dann wieder langsam in die Klippen. Tang und Quallen kriechen an ihm hoch. Der Horizont ein Flammenring, kein Segel! Jammernd, die weissen Hände ringt die schönste Frau. Nur stürzende Wellenberge, blinkende Delphine und fern ein Meervolk, das auf Muschelhörnern bläst. Die Sonne brennt, die Brandung unten zischt, das Ungeheuer, mit gestreckten Poten, die sieben Zungen schlaff aus seinem Maul, liegt auf dem Rücken und schläft. Einmal, zweimal noch, krümmt sich sein Schweif, zuckt, ringelt sich und rollt dann wieder langsam in die Klippen. Tang und Quallen kriechen an ihm hoch. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0018"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Der Horizont ein Flammenring,</l><lb/> <l rendition="#c">kein Segel!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Jammernd,</l><lb/> <l rendition="#c">die weissen Hände</l><lb/> <l rendition="#c">ringt</l><lb/> <l rendition="#c">die schönste Frau.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Nur stürzende Wellenberge,</l><lb/> <l rendition="#c">blinkende Delphine</l><lb/> <l rendition="#c">und fern ein Meervolk, das auf Muschelhörnern bläst.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Die Sonne brennt, die Brandung unten zischt,</l><lb/> <l rendition="#c">das Ungeheuer,</l><lb/> <l rendition="#c">mit gestreckten Poten,</l><lb/> <l rendition="#c">die sieben Zungen schlaff aus seinem Maul,</l><lb/> <l rendition="#c">liegt auf dem Rücken und schläft.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Einmal,</l><lb/> <l rendition="#c">zweimal noch,</l><lb/> <l rendition="#c">krümmt sich sein Schweif,</l><lb/> <l rendition="#c">zuckt,</l><lb/> <l rendition="#c">ringelt sich und rollt dann wieder langsam in die Klippen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Tang und Quallen kriechen an ihm hoch.</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0018]
Der Horizont ein Flammenring,
kein Segel!
Jammernd,
die weissen Hände
ringt
die schönste Frau.
Nur stürzende Wellenberge,
blinkende Delphine
und fern ein Meervolk, das auf Muschelhörnern bläst.
Die Sonne brennt, die Brandung unten zischt,
das Ungeheuer,
mit gestreckten Poten,
die sieben Zungen schlaff aus seinem Maul,
liegt auf dem Rücken und schläft.
Einmal,
zweimal noch,
krümmt sich sein Schweif,
zuckt,
ringelt sich und rollt dann wieder langsam in die Klippen.
Tang und Quallen kriechen an ihm hoch.
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus02_1899/18>, abgerufen am 16.02.2025. |