Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.wieder in seinen alten, bequemen Schlafrock Seinen William aufgeklappt hatte er sich "O, schmölze doch dies allzu feste Fleisch, Zerging' und löst in einen Thau sich auf! Oder hätte nicht der Ew'ge sein Gebot Gerichtet gegen Selbstmord! O Gott, o Gott! Wie ekel, schaal und flach und unerspriesslich Scheint mir das ganze Treiben dieser Welt! Pfui! Pfui darüber!" Amalie, die sich wieder auf ihre kleine, Eine Weile noch überlegte sie; dann aber, wieder in seinen alten, bequemen Schlafrock Seinen William aufgeklappt hatte er sich „O, schmölze doch dies allzu feste Fleisch, Zerging' und löst in einen Thau sich auf! Oder hätte nicht der Ew'ge sein Gebot Gerichtet gegen Selbstmord! O Gott, o Gott! Wie ekel, schaal und flach und unerspriesslich Scheint mir das ganze Treiben dieser Welt! Pfui! Pfui darüber!“ Amalie, die sich wieder auf ihre kleine, Eine Weile noch überlegte sie; dann aber, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="31"/> wieder in seinen alten, bequemen Schlafrock<lb/> geworfen, aus dem die Watte freilich, ihrer<lb/> nur noch geringen Quantität halber nicht mehr<lb/> recht klunkern konnte.</p><lb/> <p>Seinen William aufgeklappt hatte er sich<lb/> jetzt wieder tiefsinnig rücklings über das kleine<lb/> Blaukattunene geworfen.</p><lb/> <lg> <l>„O, schmölze doch dies allzu feste Fleisch,</l><lb/> <l>Zerging' und löst in einen Thau sich auf!</l><lb/> <l>Oder hätte nicht der Ew'ge sein Gebot</l><lb/> <l>Gerichtet gegen Selbstmord! O Gott, o Gott!</l><lb/> <l>Wie ekel, schaal und flach und unerspriesslich</l><lb/> <l>Scheint mir das ganze Treiben dieser Welt!</l><lb/> <l>Pfui! Pfui darüber!“</l> </lg><lb/> <p>Amalie, die sich wieder auf ihre kleine,<lb/> mollige Fussbank neben den Ofen gesetzt und<lb/> eben ihre Schmalzstulle in den Kaffee gestippt<lb/> hatte, sah jetzt etwas verwundert in die Höhe.<lb/> Als aber der „arme Yorick“ dann nicht mehr<lb/> weiter las und, seinen William zugeklappt, sich<lb/> jetzt sogar, ganz wider seine sonstige Gewohn¬<lb/> heit, mit dem Kopfe gegen die Wand gedreht<lb/> hatte, wurde ihr denn doch ein wenig unbehag¬<lb/> lich zu Muth.</p><lb/> <p>Eine Weile noch überlegte sie; dann aber,<lb/> endlich hatte sie sich entschieden. Ihre Stimme<lb/> klang noch kläglicher als sonst.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0035]
wieder in seinen alten, bequemen Schlafrock
geworfen, aus dem die Watte freilich, ihrer
nur noch geringen Quantität halber nicht mehr
recht klunkern konnte.
Seinen William aufgeklappt hatte er sich
jetzt wieder tiefsinnig rücklings über das kleine
Blaukattunene geworfen.
„O, schmölze doch dies allzu feste Fleisch,
Zerging' und löst in einen Thau sich auf!
Oder hätte nicht der Ew'ge sein Gebot
Gerichtet gegen Selbstmord! O Gott, o Gott!
Wie ekel, schaal und flach und unerspriesslich
Scheint mir das ganze Treiben dieser Welt!
Pfui! Pfui darüber!“
Amalie, die sich wieder auf ihre kleine,
mollige Fussbank neben den Ofen gesetzt und
eben ihre Schmalzstulle in den Kaffee gestippt
hatte, sah jetzt etwas verwundert in die Höhe.
Als aber der „arme Yorick“ dann nicht mehr
weiter las und, seinen William zugeklappt, sich
jetzt sogar, ganz wider seine sonstige Gewohn¬
heit, mit dem Kopfe gegen die Wand gedreht
hatte, wurde ihr denn doch ein wenig unbehag¬
lich zu Muth.
Eine Weile noch überlegte sie; dann aber,
endlich hatte sie sich entschieden. Ihre Stimme
klang noch kläglicher als sonst.
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Zitationshilfe: | Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/35>, abgerufen am 16.02.2025. |