Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Kein Mensch ist mehr zuleikatoll, Dein Bülbülschwindel ist verkracht, Und ein entsetzlich tiefer Groll Ist jählings mit uns aufgewacht. Drum gecke weiter, alter Geck, Und schwärme vom Medschidscheorden, Wir -- schreiten über Dich hinweg, Denn anders ist die Welt geworden! Sie schwelgt nicht mehr "an Baches Strand" Und sucht verzückt das Blümlein "Blau", Sie hat sich endlich selbst erkannt Und plant den großen Zukunftsbau. Zum Factum macht sie die Idee Und lacht der Schwärmer hinterm Ofen -- Was sollen ihr nun, F. v. B., Was sollen ihr nun Deine Strophen? Ein Musterstück für Versdressur,
Ein farblos Nichts, das bunt lakirt, Vergleichbar einer Kinderuhr, Die "fingerdick mit Gold beschmiert" -- So ungefähr als Mann von Fach Würd ich den Mischmasch kritisiren; Doch nein, auch das ist noch zu schwach, Dein Witz ist ledern zum Crepiren! Kein Menſch iſt mehr zuleikatoll, Dein Bülbülſchwindel iſt verkracht, Und ein entſetzlich tiefer Groll Iſt jählings mit uns aufgewacht. Drum gecke weiter, alter Geck, Und ſchwärme vom Medſchidſcheorden, Wir — ſchreiten über Dich hinweg, Denn anders iſt die Welt geworden! Sie ſchwelgt nicht mehr „an Baches Strand“ Und ſucht verzückt das Blümlein „Blau“, Sie hat ſich endlich ſelbſt erkannt Und plant den großen Zukunftsbau. Zum Factum macht ſie die Idee Und lacht der Schwärmer hinterm Ofen — Was ſollen ihr nun, F. v. B., Was ſollen ihr nun Deine Strophen? Ein Muſterſtück für Versdreſſur,
Ein farblos Nichts, das bunt lakirt, Vergleichbar einer Kinderuhr, Die „fingerdick mit Gold beſchmiert“ — So ungefähr als Mann von Fach Würd ich den Miſchmaſch kritiſiren; Doch nein, auch das iſt noch zu ſchwach, Dein Witz iſt ledern zum Crepiren! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0083" n="61"/> <lg n="3"> <l>Kein Menſch iſt mehr zuleikatoll,</l><lb/> <l>Dein Bülbülſchwindel iſt verkracht,</l><lb/> <l>Und ein entſetzlich tiefer Groll</l><lb/> <l>Iſt jählings mit uns aufgewacht.</l><lb/> <l>Drum gecke weiter, alter Geck,</l><lb/> <l>Und ſchwärme vom Medſchidſcheorden,</l><lb/> <l>Wir — ſchreiten über Dich hinweg,</l><lb/> <l>Denn anders iſt die Welt geworden!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Sie ſchwelgt nicht mehr „an Baches Strand“</l><lb/> <l>Und ſucht verzückt das Blümlein „Blau“,</l><lb/> <l>Sie hat ſich endlich ſelbſt erkannt</l><lb/> <l>Und plant den großen Zukunftsbau.</l><lb/> <l>Zum Factum macht ſie die Idee</l><lb/> <l>Und lacht der Schwärmer hinterm Ofen —</l><lb/> <l>Was ſollen <hi rendition="#g">ihr</hi> nun, F. v. B.,</l><lb/> <l>Was ſollen <hi rendition="#g">ihr</hi> nun Deine Strophen?</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Ein Muſterſtück für Versdreſſur,</l><lb/> <l>Ein farblos Nichts, das bunt lakirt,</l><lb/> <l>Vergleichbar einer Kinderuhr,</l><lb/> <l>Die „fingerdick mit Gold beſchmiert“ —</l><lb/> <l>So ungefähr als Mann von Fach</l><lb/> <l>Würd ich den Miſchmaſch kritiſiren;</l><lb/> <l>Doch nein, auch das iſt noch zu ſchwach,</l><lb/> <l>Dein Witz iſt ledern zum Crepiren!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0083]
Kein Menſch iſt mehr zuleikatoll,
Dein Bülbülſchwindel iſt verkracht,
Und ein entſetzlich tiefer Groll
Iſt jählings mit uns aufgewacht.
Drum gecke weiter, alter Geck,
Und ſchwärme vom Medſchidſcheorden,
Wir — ſchreiten über Dich hinweg,
Denn anders iſt die Welt geworden!
Sie ſchwelgt nicht mehr „an Baches Strand“
Und ſucht verzückt das Blümlein „Blau“,
Sie hat ſich endlich ſelbſt erkannt
Und plant den großen Zukunftsbau.
Zum Factum macht ſie die Idee
Und lacht der Schwärmer hinterm Ofen —
Was ſollen ihr nun, F. v. B.,
Was ſollen ihr nun Deine Strophen?
Ein Muſterſtück für Versdreſſur,
Ein farblos Nichts, das bunt lakirt,
Vergleichbar einer Kinderuhr,
Die „fingerdick mit Gold beſchmiert“ —
So ungefähr als Mann von Fach
Würd ich den Miſchmaſch kritiſiren;
Doch nein, auch das iſt noch zu ſchwach,
Dein Witz iſt ledern zum Crepiren!
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