Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.2. Schon blökt ins Feld die erste Hammelheerde, Der Hof hielt seine letzte Soiree, Und grasgrün überdeckt die alte Erde Coquett ihr weißes Winternegligee. Der Wald rauscht wieder seine Lenzgeschichten Und mir im Schädel rasselt kreuz und quer Ein ganzer Rattenkönig von Gedichten, Ein Reim- und Rythmenungethüm umher. Wie Gold in meine ärmliche Mansarde
Durchs offne Fenster fällt der Sonnenschein Und graubefrackt lärmt eine Spatzengarde: Ich schnitt es gern in alle Rinden ein! Die Luft weht lau und eine Linde spreitet Grün über ihr junges Laubpanier Und vor mir auf dem Tisch liegt ausgebreitet Fein säuberlich ein Bogen Schreibpapier. 2. Schon blökt ins Feld die erſte Hammelheerde, Der Hof hielt ſeine letzte Soiree, Und grasgrün überdeckt die alte Erde Coquett ihr weißes Winternegligee. Der Wald rauſcht wieder ſeine Lenzgeſchichten Und mir im Schädel raſſelt kreuz und quer Ein ganzer Rattenkönig von Gedichten, Ein Reim- und Rythmenungethüm umher. Wie Gold in meine ärmliche Manſarde
Durchs offne Fenſter fällt der Sonnenſchein Und graubefrackt lärmt eine Spatzengarde: Ich ſchnitt es gern in alle Rinden ein! Die Luft weht lau und eine Linde ſpreitet Grün über ihr junges Laubpanier Und vor mir auf dem Tiſch liegt ausgebreitet Fein ſäuberlich ein Bogen Schreibpapier. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0051" n="29"/> </div> <div n="3"> <head>2.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Schon blökt ins Feld die erſte Hammelheerde,</l><lb/> <l>Der Hof hielt ſeine letzte Soiree,</l><lb/> <l>Und grasgrün überdeckt die alte Erde</l><lb/> <l>Coquett ihr weißes Winternegligee.</l><lb/> <l>Der Wald rauſcht wieder ſeine Lenzgeſchichten</l><lb/> <l>Und mir im Schädel raſſelt kreuz und quer</l><lb/> <l>Ein ganzer Rattenkönig von Gedichten,</l><lb/> <l>Ein Reim- und Rythmenungethüm umher.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wie Gold in meine ärmliche Manſarde</l><lb/> <l>Durchs offne Fenſter fällt der Sonnenſchein</l><lb/> <l>Und graubefrackt lärmt eine Spatzengarde:</l><lb/> <l>Ich ſchnitt es gern in alle Rinden ein!</l><lb/> <l>Die Luft weht lau und eine Linde ſpreitet</l><lb/> <l>Grün über ihr junges Laubpanier</l><lb/> <l>Und vor mir auf dem Tiſch liegt ausgebreitet</l><lb/> <l>Fein ſäuberlich ein Bogen Schreibpapier.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0051]
2.
Schon blökt ins Feld die erſte Hammelheerde,
Der Hof hielt ſeine letzte Soiree,
Und grasgrün überdeckt die alte Erde
Coquett ihr weißes Winternegligee.
Der Wald rauſcht wieder ſeine Lenzgeſchichten
Und mir im Schädel raſſelt kreuz und quer
Ein ganzer Rattenkönig von Gedichten,
Ein Reim- und Rythmenungethüm umher.
Wie Gold in meine ärmliche Manſarde
Durchs offne Fenſter fällt der Sonnenſchein
Und graubefrackt lärmt eine Spatzengarde:
Ich ſchnitt es gern in alle Rinden ein!
Die Luft weht lau und eine Linde ſpreitet
Grün über ihr junges Laubpanier
Und vor mir auf dem Tiſch liegt ausgebreitet
Fein ſäuberlich ein Bogen Schreibpapier.
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/51>, abgerufen am 27.07.2024. |