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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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In dunkler Nische küßt es sich so schön!
Und folgst du, süßer Junge, mir, dann klingt,
Wenn einst dein Herzschlag müde wird und hinkt,
Dein Todesröcheln noch wie Lustgestöhn!"
So bläst es frech dir nachts durchs Schlüsselloch,
Der Regen rinnt, ums Dachwerk heult der Sturm,
Dir aber war's, als ob ein feister Wurm
Dir todtkalt übers warme Herz hin kroch.
Und zornig springst du auf und schlägst dir Licht
Und prallst zurück, geekelt und entsetzt,
Denn vor dir steht, triefäugig und zerfetzt,
Ein altes Weib und grinst dir ins Gesicht.
Dann schreist du auf, denn dumpf hast du gefühlt,
Wie dir ein Etwas kalt die Kehle preßt:
"Heb dich hinweg von mir, du bist die Pest!
Du bist die Pest, die sich in Leichen wühlt!"
Sie aber höhnt: "Pardon, Herr Optimist!
Das ist die Frau von meinem Schwiegersohn!
Nein, ich bin mehr, ich bin die Corruption!
Die Corruption, die dich lebendig frißt!
In dunkler Niſche küßt es ſich ſo ſchön!
Und folgſt du, ſüßer Junge, mir, dann klingt,
Wenn einſt dein Herzſchlag müde wird und hinkt,
Dein Todesröcheln noch wie Luſtgeſtöhn!“
So bläſt es frech dir nachts durchs Schlüſſelloch,
Der Regen rinnt, ums Dachwerk heult der Sturm,
Dir aber war's, als ob ein feiſter Wurm
Dir todtkalt übers warme Herz hin kroch.
Und zornig ſpringſt du auf und ſchlägſt dir Licht
Und prallſt zurück, geekelt und entſetzt,
Denn vor dir ſteht, triefäugig und zerfetzt,
Ein altes Weib und grinſt dir ins Geſicht.
Dann ſchreiſt du auf, denn dumpf haſt du gefühlt,
Wie dir ein Etwas kalt die Kehle preßt:
„Heb dich hinweg von mir, du biſt die Peſt!
Du biſt die Peſt, die ſich in Leichen wühlt!“
Sie aber höhnt: „Pardon, Herr Optimiſt!
Das iſt die Frau von meinem Schwiegerſohn!
Nein, ich bin mehr, ich bin die Corruption!
Die Corruption, die dich lebendig frißt!
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[425/0447] In dunkler Niſche küßt es ſich ſo ſchön! Und folgſt du, ſüßer Junge, mir, dann klingt, Wenn einſt dein Herzſchlag müde wird und hinkt, Dein Todesröcheln noch wie Luſtgeſtöhn!“ So bläſt es frech dir nachts durchs Schlüſſelloch, Der Regen rinnt, ums Dachwerk heult der Sturm, Dir aber war's, als ob ein feiſter Wurm Dir todtkalt übers warme Herz hin kroch. Und zornig ſpringſt du auf und ſchlägſt dir Licht Und prallſt zurück, geekelt und entſetzt, Denn vor dir ſteht, triefäugig und zerfetzt, Ein altes Weib und grinſt dir ins Geſicht. Dann ſchreiſt du auf, denn dumpf haſt du gefühlt, Wie dir ein Etwas kalt die Kehle preßt: „Heb dich hinweg von mir, du biſt die Peſt! Du biſt die Peſt, die ſich in Leichen wühlt!“ Sie aber höhnt: „Pardon, Herr Optimiſt! Das iſt die Frau von meinem Schwiegerſohn! Nein, ich bin mehr, ich bin die Corruption! Die Corruption, die dich lebendig frißt!

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/447>, abgerufen am 23.11.2024.