Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.11. Nun hat der Morgen seine Thore Phantastisch wieder aufgethan Und seine goldne Tricolore Weht hoch aus jedem Wolkenkahn. Nur hier in diesen dumpfen Mauern Zum Fluch wird er dem Proletar -- In allen Ecken seh ich lauern, In allen Winkeln seh ich kauern Dämonen, die die Nacht gebar! Mein letztes Licht ist längst erloschen
Und fahl durchs Fenster lugt die Noth, Denn dies hier ist der letzte Groschen Und dies das letzte Stückchen Brod! Verlacht, verludert und verloren, Das alte "Weder Glück noch Stern!" Fürwahr, ich bin der Thor der Thoren! O Mutter, wär ich nie geboren! O schöne Zeit, wie liegst du fern! 11. Nun hat der Morgen ſeine Thore Phantaſtiſch wieder aufgethan Und ſeine goldne Tricolore Weht hoch aus jedem Wolkenkahn. Nur hier in dieſen dumpfen Mauern Zum Fluch wird er dem Proletar — In allen Ecken ſeh ich lauern, In allen Winkeln ſeh ich kauern Dämonen, die die Nacht gebar! Mein letztes Licht iſt längſt erloſchen
Und fahl durchs Fenſter lugt die Noth, Denn dies hier iſt der letzte Groſchen Und dies das letzte Stückchen Brod! Verlacht, verludert und verloren, Das alte „Weder Glück noch Stern!“ Fürwahr, ich bin der Thor der Thoren! O Mutter, wär ich nie geboren! O ſchöne Zeit, wie liegſt du fern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="414" facs="#f0436"/> </div> <div n="2"> <head>11.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>un hat der Morgen ſeine Thore</l><lb/> <l>Phantaſtiſch wieder aufgethan</l><lb/> <l>Und ſeine goldne Tricolore</l><lb/> <l>Weht hoch aus jedem Wolkenkahn.</l><lb/> <l>Nur hier in dieſen dumpfen Mauern</l><lb/> <l>Zum Fluch wird er dem Proletar —</l><lb/> <l>In allen Ecken ſeh ich lauern,</l><lb/> <l>In allen Winkeln ſeh ich kauern</l><lb/> <l>Dämonen, die die Nacht gebar!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Mein letztes Licht iſt längſt erloſchen</l><lb/> <l>Und fahl durchs Fenſter lugt die Noth,</l><lb/> <l>Denn dies hier iſt der letzte Groſchen</l><lb/> <l>Und dies das letzte Stückchen Brod!</l><lb/> <l>Verlacht, verludert und verloren,</l><lb/> <l>Das alte „Weder Glück noch Stern!“</l><lb/> <l>Fürwahr, ich bin der Thor der Thoren!</l><lb/> <l>O Mutter, wär ich nie geboren!</l><lb/> <l>O ſchöne Zeit, wie liegſt du fern!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [414/0436]
11.
Nun hat der Morgen ſeine Thore
Phantaſtiſch wieder aufgethan
Und ſeine goldne Tricolore
Weht hoch aus jedem Wolkenkahn.
Nur hier in dieſen dumpfen Mauern
Zum Fluch wird er dem Proletar —
In allen Ecken ſeh ich lauern,
In allen Winkeln ſeh ich kauern
Dämonen, die die Nacht gebar!
Mein letztes Licht iſt längſt erloſchen
Und fahl durchs Fenſter lugt die Noth,
Denn dies hier iſt der letzte Groſchen
Und dies das letzte Stückchen Brod!
Verlacht, verludert und verloren,
Das alte „Weder Glück noch Stern!“
Fürwahr, ich bin der Thor der Thoren!
O Mutter, wär ich nie geboren!
O ſchöne Zeit, wie liegſt du fern!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/436>, abgerufen am 03.03.2025. |