Aber seine größte war's doch, daß er dir das Herz brach! Denn ich weiß, du bist sein Liebling gewesen; sein Liebling, wie Siegfried, den Hagen erschlug!
Doch ich klage nicht!
Was solltest du auch hier auf dieser närrischen Kugel?
Das goldne Elend deiner Mitwürmer machte dich me¬ lancholisch und wenn ein Hammer auf seinen Ambos sauste, fuhr's dir durchs Herz wie ein Stich, denn die Zeit des dritten Testaments ist noch fern.
Armer Freund!
Wäre deine Seele, deine unsterbliche Seele, nicht von Krystall gewesen, sie wäre nicht zersprungen. Sie wäre nicht zersprungen und du selbst wärst jetzt glücklich. Glücklich, wie wir brutalen Kieselsteinseelen es eben sein können.
Doch ich will nicht glücklich sein! Ich will nicht wie ein Thier sein und das Schwein zum Schwager haben! Ich pfeife auf ihre spießbürgerliche Verdauungsmoral!
Mein stilles Leben wird fortab ein Kampf sein. Und mein Lied ein Racheschrei. Ein wilder, blutrünstiger Aufschrei um dich und deine todten Hoffnungen, die hingemordeten Kinder deines Herzens!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
O, wie dunkel es ist!
Lang, lang ist dem Schlaflosen die Nacht und Träume umgaukeln nur Kinder und Thoren!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wann, o ihr Brüder, wird uns das Frühroth, das ewige Frühroth, Erlösung ins Herz blitzen? Liegen wir
Aber ſeine größte war's doch, daß er dir das Herz brach! Denn ich weiß, du biſt ſein Liebling geweſen; ſein Liebling, wie Siegfried, den Hagen erſchlug!
Doch ich klage nicht!
Was ſollteſt du auch hier auf dieſer närriſchen Kugel?
Das goldne Elend deiner Mitwürmer machte dich me¬ lancholiſch und wenn ein Hammer auf ſeinen Ambos ſauſte, fuhr's dir durchs Herz wie ein Stich, denn die Zeit des dritten Teſtaments iſt noch fern.
Armer Freund!
Wäre deine Seele, deine unſterbliche Seele, nicht von Kryſtall geweſen, ſie wäre nicht zerſprungen. Sie wäre nicht zerſprungen und du ſelbſt wärſt jetzt glücklich. Glücklich, wie wir brutalen Kieſelſteinſeelen es eben ſein können.
Doch ich will nicht glücklich ſein! Ich will nicht wie ein Thier ſein und das Schwein zum Schwager haben! Ich pfeife auf ihre ſpießbürgerliche Verdauungsmoral!
Mein ſtilles Leben wird fortab ein Kampf ſein. Und mein Lied ein Racheſchrei. Ein wilder, blutrünſtiger Aufſchrei um dich und deine todten Hoffnungen, die hingemordeten Kinder deines Herzens!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
O, wie dunkel es iſt!
Lang, lang iſt dem Schlafloſen die Nacht und Träume umgaukeln nur Kinder und Thoren!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wann, o ihr Brüder, wird uns das Frühroth, das ewige Frühroth, Erlöſung ins Herz blitzen? Liegen wir
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0414"n="392"/><p>Aber ſeine größte war's doch, daß er dir das Herz brach!<lb/>
Denn ich weiß, du biſt ſein Liebling geweſen; ſein Liebling,<lb/>
wie Siegfried, den Hagen erſchlug!</p><lb/><p>Doch ich klage nicht!</p><lb/><p>Was ſollteſt du auch hier auf dieſer närriſchen Kugel?</p><lb/><p>Das goldne Elend deiner Mitwürmer machte dich me¬<lb/>
lancholiſch und wenn ein Hammer auf ſeinen Ambos ſauſte,<lb/>
fuhr's dir durchs Herz wie ein Stich, denn die Zeit des<lb/>
dritten Teſtaments iſt noch fern.</p><lb/><p>Armer Freund!</p><lb/><p>Wäre deine Seele, deine unſterbliche Seele, nicht von<lb/>
Kryſtall geweſen, ſie wäre nicht zerſprungen. Sie wäre nicht<lb/>
zerſprungen und du ſelbſt wärſt jetzt glücklich. Glücklich, wie<lb/>
wir brutalen Kieſelſteinſeelen es eben ſein können.</p><lb/><p>Doch ich <hirendition="#g">will</hi> nicht glücklich ſein! Ich <hirendition="#g">will</hi> nicht wie<lb/>
ein Thier ſein und das Schwein zum Schwager haben! Ich<lb/>
pfeife auf ihre ſpießbürgerliche Verdauungsmoral!</p><lb/><p>Mein ſtilles Leben wird fortab ein Kampf ſein. Und<lb/>
mein Lied ein Racheſchrei. Ein wilder, blutrünſtiger Aufſchrei<lb/>
um dich und deine todten Hoffnungen, die hingemordeten<lb/>
Kinder deines Herzens!</p><lb/><p>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p><p>O, wie dunkel es iſt!</p><lb/><p>Lang, lang iſt dem Schlafloſen die Nacht und Träume<lb/>
umgaukeln nur Kinder und Thoren!</p><lb/><p>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p><p>Wann, o ihr Brüder, wird uns das Frühroth, das<lb/>
ewige Frühroth, Erlöſung ins Herz blitzen? Liegen wir<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[392/0414]
Aber ſeine größte war's doch, daß er dir das Herz brach!
Denn ich weiß, du biſt ſein Liebling geweſen; ſein Liebling,
wie Siegfried, den Hagen erſchlug!
Doch ich klage nicht!
Was ſollteſt du auch hier auf dieſer närriſchen Kugel?
Das goldne Elend deiner Mitwürmer machte dich me¬
lancholiſch und wenn ein Hammer auf ſeinen Ambos ſauſte,
fuhr's dir durchs Herz wie ein Stich, denn die Zeit des
dritten Teſtaments iſt noch fern.
Armer Freund!
Wäre deine Seele, deine unſterbliche Seele, nicht von
Kryſtall geweſen, ſie wäre nicht zerſprungen. Sie wäre nicht
zerſprungen und du ſelbſt wärſt jetzt glücklich. Glücklich, wie
wir brutalen Kieſelſteinſeelen es eben ſein können.
Doch ich will nicht glücklich ſein! Ich will nicht wie
ein Thier ſein und das Schwein zum Schwager haben! Ich
pfeife auf ihre ſpießbürgerliche Verdauungsmoral!
Mein ſtilles Leben wird fortab ein Kampf ſein. Und
mein Lied ein Racheſchrei. Ein wilder, blutrünſtiger Aufſchrei
um dich und deine todten Hoffnungen, die hingemordeten
Kinder deines Herzens!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
O, wie dunkel es iſt!
Lang, lang iſt dem Schlafloſen die Nacht und Träume
umgaukeln nur Kinder und Thoren!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wann, o ihr Brüder, wird uns das Frühroth, das
ewige Frühroth, Erlöſung ins Herz blitzen? Liegen wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/414>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.