Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.An Rudolf Baumbach. "Mondschein, Zuckerwasser und Flieder" Waren dir schon von je zuwider; "Besser blinkender Sonnenschein, Rauschende Tannen und alter Wein!" Ja, das ist deine ganze Devise, Du unter Zwergen der einzige Riese! Bist uns so plötzlich hereingeschneit, Du und die alte Zigeunerzeit! Zwar unsre Sphinx wirst du schwerlich errathen, Aber ein Wort von dir gilt uns Dukaten; Und deine Weltweisheit lacht uns ins Herz, Wie ein Shakespearscher Fallstaffscherz: Pfeif auf die Weisen, pfeif auf die Thoren, Schlage die Welt dir forsch um die Ohren, Habe das Herz auf dem rechten Fleck, Alles andre -- ist ein Dreck! An Rudolf Baumbach. „Mondſchein, Zuckerwaſſer und Flieder“ Waren dir ſchon von je zuwider; „Beſſer blinkender Sonnenſchein, Rauſchende Tannen und alter Wein!“ Ja, das iſt deine ganze Deviſe, Du unter Zwergen der einzige Rieſe! Biſt uns ſo plötzlich hereingeſchneit, Du und die alte Zigeunerzeit! Zwar unſre Sphinx wirſt du ſchwerlich errathen, Aber ein Wort von dir gilt uns Dukaten; Und deine Weltweisheit lacht uns ins Herz, Wie ein Shakeſpearſcher Fallſtaffſcherz: Pfeif auf die Weiſen, pfeif auf die Thoren, Schlage die Welt dir forſch um die Ohren, Habe das Herz auf dem rechten Fleck, Alles andre — iſt ein Dreck! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0368" n="346"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An Rudolf Baumbach.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„<hi rendition="#in">M</hi>ondſchein, Zuckerwaſſer und Flieder“</l><lb/> <l>Waren dir ſchon von je zuwider;</l><lb/> <l>„Beſſer blinkender Sonnenſchein,</l><lb/> <l>Rauſchende Tannen und alter Wein!“</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ja, das iſt deine ganze Deviſe,</l><lb/> <l>Du unter Zwergen der einzige Rieſe!</l><lb/> <l>Biſt uns ſo plötzlich hereingeſchneit,</l><lb/> <l>Du und die alte Zigeunerzeit!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Zwar unſre Sphinx wirſt du ſchwerlich errathen,</l><lb/> <l>Aber ein Wort von dir gilt uns Dukaten;</l><lb/> <l>Und deine Weltweisheit lacht uns ins Herz,</l><lb/> <l>Wie ein Shakeſpearſcher Fallſtaffſcherz:</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Pfeif auf die Weiſen, pfeif auf die Thoren,</l><lb/> <l>Schlage die Welt dir forſch um die Ohren,</l><lb/> <l>Habe das Herz auf dem rechten Fleck,</l><lb/> <l>Alles andre — iſt ein Dreck!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0368]
An Rudolf Baumbach.
„Mondſchein, Zuckerwaſſer und Flieder“
Waren dir ſchon von je zuwider;
„Beſſer blinkender Sonnenſchein,
Rauſchende Tannen und alter Wein!“
Ja, das iſt deine ganze Deviſe,
Du unter Zwergen der einzige Rieſe!
Biſt uns ſo plötzlich hereingeſchneit,
Du und die alte Zigeunerzeit!
Zwar unſre Sphinx wirſt du ſchwerlich errathen,
Aber ein Wort von dir gilt uns Dukaten;
Und deine Weltweisheit lacht uns ins Herz,
Wie ein Shakeſpearſcher Fallſtaffſcherz:
Pfeif auf die Weiſen, pfeif auf die Thoren,
Schlage die Welt dir forſch um die Ohren,
Habe das Herz auf dem rechten Fleck,
Alles andre — iſt ein Dreck!
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