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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Von den faltigen, malerischen Gewändern
Längst verschollner Jahrhunderte
Phantastisch behangen,
Schien er mir eins jener dunklen,
Räthselhaften Wesen,
Die, wie das Volk sich heimlich ins Ohr raunt,
Schon im Urbeginn der Zeiten
Mit ihrem Schöpfer vermessen gehadert;
Die beim flackernden Blutlicht menschlicher Brandfackeln
Die Grabkammern der ägyptischen Pyramiden
Zaubrisch mit Hieroglyphen bedeckt,
Und die fluchgepeitscht,
Ueberdauernd die gewaltigen Geschicke
Aller Völker und aller Zeiten,
Noch leben und athmen werden,
Wenn der letzte Mensch,
Müde des Seins und des goldenen Lichts,
Schon jahrhundertelang ins Grab gestiegen
Und die dunkle, todtenstarre Erde
Ihre wüste, ausgebrannte Schlacke
Eiskalt durchs Nichts wälzt.
Und schaudernd sah ich,
Wie das wachsbleiche Antlitz des mystischen Fremdlings,
Wechselnden Mienenspiels,
Mich grauenvoll anstarrte,
Bald wie Christus, bald wie Mephisto
Und bald -- o Gott! -- wie mein eignes Spiegelbild!
Da gerann mir das Blut in den Adern zu Eis
Von den faltigen, maleriſchen Gewändern
Längſt verſchollner Jahrhunderte
Phantaſtiſch behangen,
Schien er mir eins jener dunklen,
Räthſelhaften Weſen,
Die, wie das Volk ſich heimlich ins Ohr raunt,
Schon im Urbeginn der Zeiten
Mit ihrem Schöpfer vermeſſen gehadert;
Die beim flackernden Blutlicht menſchlicher Brandfackeln
Die Grabkammern der ägyptiſchen Pyramiden
Zaubriſch mit Hieroglyphen bedeckt,
Und die fluchgepeitſcht,
Ueberdauernd die gewaltigen Geſchicke
Aller Völker und aller Zeiten,
Noch leben und athmen werden,
Wenn der letzte Menſch,
Müde des Seins und des goldenen Lichts,
Schon jahrhundertelang ins Grab geſtiegen
Und die dunkle, todtenſtarre Erde
Ihre wüſte, ausgebrannte Schlacke
Eiskalt durchs Nichts wälzt.
Und ſchaudernd ſah ich,
Wie das wachsbleiche Antlitz des myſtiſchen Fremdlings,
Wechſelnden Mienenſpiels,
Mich grauenvoll anſtarrte,
Bald wie Chriſtus, bald wie Mephiſto
Und bald — o Gott! — wie mein eignes Spiegelbild!
Da gerann mir das Blut in den Adern zu Eis
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[283/0305] Von den faltigen, maleriſchen Gewändern Längſt verſchollner Jahrhunderte Phantaſtiſch behangen, Schien er mir eins jener dunklen, Räthſelhaften Weſen, Die, wie das Volk ſich heimlich ins Ohr raunt, Schon im Urbeginn der Zeiten Mit ihrem Schöpfer vermeſſen gehadert; Die beim flackernden Blutlicht menſchlicher Brandfackeln Die Grabkammern der ägyptiſchen Pyramiden Zaubriſch mit Hieroglyphen bedeckt, Und die fluchgepeitſcht, Ueberdauernd die gewaltigen Geſchicke Aller Völker und aller Zeiten, Noch leben und athmen werden, Wenn der letzte Menſch, Müde des Seins und des goldenen Lichts, Schon jahrhundertelang ins Grab geſtiegen Und die dunkle, todtenſtarre Erde Ihre wüſte, ausgebrannte Schlacke Eiskalt durchs Nichts wälzt. Und ſchaudernd ſah ich, Wie das wachsbleiche Antlitz des myſtiſchen Fremdlings, Wechſelnden Mienenſpiels, Mich grauenvoll anſtarrte, Bald wie Chriſtus, bald wie Mephiſto Und bald — o Gott! — wie mein eignes Spiegelbild! Da gerann mir das Blut in den Adern zu Eis

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/305>, abgerufen am 24.11.2024.