Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Die der hirnvernagelte Aberwitz Der letzten dunklen Jahrhunderte Ihm frech übers Ohr gestülpt, Aus seinen silberfluthenden Locken Und warf sie nieder und trat sie mit Füßen! Die blauen Kinderaugen Der ängstlich den Raum durchflatternden Engel Verglasten und brachen; Die himmlische Parasitengarde Der Heiligen und Kirchenväter Flüchtete watschelnd, Laut aufheulend und sich bekreuzigend, Von Wolke zu Wolke; Ein Fußtritt schleuderte Petrus, Den feist gewordenen Himmelspförtner, Auf die Erde hinab, ins todte Meer Und millionenzüngig, wonnetriefend, Von Stern zu Stern, von Welt zu Welt, Rollte wieder das alte, uralte, Heilige Evangelium: "Gott ist Gott!" Er aber legte lächelnd der Liebe,
Der ewigen Liebe, Segnend die Hand aufs Haupt Und aus dem wehenden, Schwarz verkohlten Lügenschutt Längst gewogener, wüster Jahrhunderte, Die der hirnvernagelte Aberwitz Der letzten dunklen Jahrhunderte Ihm frech übers Ohr geſtülpt, Aus ſeinen ſilberfluthenden Locken Und warf ſie nieder und trat ſie mit Füßen! Die blauen Kinderaugen Der ängſtlich den Raum durchflatternden Engel Verglasten und brachen; Die himmliſche Paraſitengarde Der Heiligen und Kirchenväter Flüchtete watſchelnd, Laut aufheulend und ſich bekreuzigend, Von Wolke zu Wolke; Ein Fußtritt ſchleuderte Petrus, Den feiſt gewordenen Himmelspförtner, Auf die Erde hinab, ins todte Meer Und millionenzüngig, wonnetriefend, Von Stern zu Stern, von Welt zu Welt, Rollte wieder das alte, uralte, Heilige Evangelium: „Gott iſt Gott!“ Er aber legte lächelnd der Liebe,
Der ewigen Liebe, Segnend die Hand aufs Haupt Und aus dem wehenden, Schwarz verkohlten Lügenſchutt Längſt gewogener, wüſter Jahrhunderte, <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0294" n="272"/> <lg n="24"> <l>Die der hirnvernagelte Aberwitz</l><lb/> <l>Der letzten dunklen Jahrhunderte</l><lb/> <l>Ihm frech übers Ohr geſtülpt,</l><lb/> <l>Aus ſeinen ſilberfluthenden Locken</l><lb/> <l>Und warf ſie nieder und trat ſie mit Füßen!</l><lb/> <l>Die blauen Kinderaugen</l><lb/> <l>Der ängſtlich den Raum durchflatternden Engel</l><lb/> <l>Verglasten und brachen;</l><lb/> <l>Die himmliſche Paraſitengarde</l><lb/> <l>Der Heiligen und Kirchenväter</l><lb/> <l>Flüchtete watſchelnd,</l><lb/> <l>Laut aufheulend und ſich bekreuzigend,</l><lb/> <l>Von Wolke zu Wolke;</l><lb/> <l>Ein Fußtritt ſchleuderte Petrus,</l><lb/> <l>Den feiſt gewordenen Himmelspförtner,</l><lb/> <l>Auf die Erde hinab, ins todte Meer</l><lb/> <l>Und millionenzüngig, wonnetriefend,</l><lb/> <l>Von Stern zu Stern, von Welt zu Welt,</l><lb/> <l>Rollte wieder das alte, uralte,</l><lb/> <l>Heilige Evangelium:</l><lb/> <l>„Gott iſt Gott!“</l><lb/> </lg> <lg n="25"> <l>Er aber legte lächelnd der Liebe,</l><lb/> <l>Der ewigen Liebe,</l><lb/> <l>Segnend die Hand aufs Haupt</l><lb/> <l>Und aus dem wehenden,</l><lb/> <l>Schwarz verkohlten Lügenſchutt</l><lb/> <l>Längſt gewogener, wüſter Jahrhunderte,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [272/0294]
Die der hirnvernagelte Aberwitz
Der letzten dunklen Jahrhunderte
Ihm frech übers Ohr geſtülpt,
Aus ſeinen ſilberfluthenden Locken
Und warf ſie nieder und trat ſie mit Füßen!
Die blauen Kinderaugen
Der ängſtlich den Raum durchflatternden Engel
Verglasten und brachen;
Die himmliſche Paraſitengarde
Der Heiligen und Kirchenväter
Flüchtete watſchelnd,
Laut aufheulend und ſich bekreuzigend,
Von Wolke zu Wolke;
Ein Fußtritt ſchleuderte Petrus,
Den feiſt gewordenen Himmelspförtner,
Auf die Erde hinab, ins todte Meer
Und millionenzüngig, wonnetriefend,
Von Stern zu Stern, von Welt zu Welt,
Rollte wieder das alte, uralte,
Heilige Evangelium:
„Gott iſt Gott!“
Er aber legte lächelnd der Liebe,
Der ewigen Liebe,
Segnend die Hand aufs Haupt
Und aus dem wehenden,
Schwarz verkohlten Lügenſchutt
Längſt gewogener, wüſter Jahrhunderte,
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