Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Ihr Wallfahrtsweltort hieß Olympia Und nicht von Holz war'n ihre Rosenkränze, Wenn sie die priesterlichen Tänze Sich seelenvoll verschlingen sah! Die Erde, nicht der Himmel, war ihr Traum, Erst später lernte sie das dumme Knieen; Sie spann nicht graue Theorieen, Ihr Leben war ein grüner Baum. Doch das ist lange, o schon lange her, Die Opferschalen fielen und zerklirrten, Und heut tönt nur das Lied der Hirten Noch nächtlich übers Mittelmeer. Das Volk des Perikles gab sich den Rest, Doch wächst und blüht der Stammbaum des Eumäus -- Heut ist die Weltstadt am Pyräus Ein elendes Barackennest! Zwar ist der Himmel noch wie ehmals blau,
Der Urwald harft noch und das Weltmeer psaltert, Doch ach, die Menschheit hat gealtert Und pinselt nur noch grau in grau! Ihr Wallfahrtsweltort hieß Olympia Und nicht von Holz war'n ihre Roſenkränze, Wenn ſie die prieſterlichen Tänze Sich ſeelenvoll verſchlingen ſah! Die Erde, nicht der Himmel, war ihr Traum, Erſt ſpäter lernte ſie das dumme Knieen; Sie ſpann nicht graue Theorieen, Ihr Leben war ein grüner Baum. Doch das iſt lange, o ſchon lange her, Die Opferſchalen fielen und zerklirrten, Und heut tönt nur das Lied der Hirten Noch nächtlich übers Mittelmeer. Das Volk des Perikles gab ſich den Reſt, Doch wächst und blüht der Stammbaum des Eumäus — Heut iſt die Weltſtadt am Pyräus Ein elendes Barackenneſt! Zwar iſt der Himmel noch wie ehmals blau,
Der Urwald harft noch und das Weltmeer pſaltert, Doch ach, die Menſchheit hat gealtert Und pinſelt nur noch grau in grau! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0272" n="250"/> <lg n="4"> <l>Ihr Wallfahrtsweltort hieß Olympia</l><lb/> <l>Und nicht von Holz war'n ihre Roſenkränze,</l><lb/> <l>Wenn ſie die prieſterlichen Tänze</l><lb/> <l>Sich ſeelenvoll verſchlingen ſah!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Die Erde, nicht der Himmel, war ihr Traum,</l><lb/> <l>Erſt ſpäter lernte ſie das dumme Knieen;</l><lb/> <l>Sie ſpann nicht graue Theorieen,</l><lb/> <l>Ihr Leben war ein grüner Baum.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Doch das iſt lange, o ſchon lange her,</l><lb/> <l>Die Opferſchalen fielen und zerklirrten,</l><lb/> <l>Und heut tönt nur das Lied der Hirten</l><lb/> <l>Noch nächtlich übers Mittelmeer.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Das Volk des Perikles gab ſich den Reſt,</l><lb/> <l>Doch wächst und blüht der Stammbaum des Eumäus —</l><lb/> <l>Heut iſt die Weltſtadt am Pyräus</l><lb/> <l>Ein elendes Barackenneſt!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Zwar iſt der Himmel noch wie ehmals blau,</l><lb/> <l>Der Urwald harft noch und das Weltmeer pſaltert,</l><lb/> <l>Doch ach, die Menſchheit hat gealtert</l><lb/> <l>Und pinſelt nur noch grau in grau!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0272]
Ihr Wallfahrtsweltort hieß Olympia
Und nicht von Holz war'n ihre Roſenkränze,
Wenn ſie die prieſterlichen Tänze
Sich ſeelenvoll verſchlingen ſah!
Die Erde, nicht der Himmel, war ihr Traum,
Erſt ſpäter lernte ſie das dumme Knieen;
Sie ſpann nicht graue Theorieen,
Ihr Leben war ein grüner Baum.
Doch das iſt lange, o ſchon lange her,
Die Opferſchalen fielen und zerklirrten,
Und heut tönt nur das Lied der Hirten
Noch nächtlich übers Mittelmeer.
Das Volk des Perikles gab ſich den Reſt,
Doch wächst und blüht der Stammbaum des Eumäus —
Heut iſt die Weltſtadt am Pyräus
Ein elendes Barackenneſt!
Zwar iſt der Himmel noch wie ehmals blau,
Der Urwald harft noch und das Weltmeer pſaltert,
Doch ach, die Menſchheit hat gealtert
Und pinſelt nur noch grau in grau!
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