Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.28. Mein Herz schlägt laut, mein Gewissen schreit: Ein blutiger Frevel ist diese Zeit! Am hölzernen Kreuz verröchelt der Gott, Kindern und Thoren ein seichter Spott; Verlöscht ist am Himmel das letzte Roth, Ueber die Welt hin schreitet der Tod, Und trunken durch die Gewitternacht klingt Das sündige Lied, das die Nachtigall singt. Die Menschheit weint um ihr Paradies,
Draus sie ihr eigener Dämon verstieß, Und heimlich zischt ihr die rothe Wuth Ihre Parole zu: Gold und Blut! Gold und Blut, Blut und Gold! Hei wie das klappert, hei wie das rollt! Und wüst dazwischen kräht der Hahn: Volksohnmacht und Cäsarenwahn! 28. Mein Herz ſchlägt laut, mein Gewiſſen ſchreit: Ein blutiger Frevel iſt dieſe Zeit! Am hölzernen Kreuz verröchelt der Gott, Kindern und Thoren ein ſeichter Spott; Verlöſcht iſt am Himmel das letzte Roth, Ueber die Welt hin ſchreitet der Tod, Und trunken durch die Gewitternacht klingt Das ſündige Lied, das die Nachtigall ſingt. Die Menſchheit weint um ihr Paradies,
Draus ſie ihr eigener Dämon verſtieß, Und heimlich ziſcht ihr die rothe Wuth Ihre Parole zu: Gold und Blut! Gold und Blut, Blut und Gold! Hei wie das klappert, hei wie das rollt! Und wüſt dazwiſchen kräht der Hahn: Volksohnmacht und Cäſarenwahn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="244" facs="#f0266"/> </div> <div n="2"> <head>28.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Herz ſchlägt laut, mein Gewiſſen ſchreit:</l><lb/> <l>Ein blutiger Frevel iſt dieſe Zeit!</l><lb/> <l>Am hölzernen Kreuz verröchelt der Gott,</l><lb/> <l>Kindern und Thoren ein ſeichter Spott;</l><lb/> <l>Verlöſcht iſt am Himmel das letzte Roth,</l><lb/> <l>Ueber die Welt hin ſchreitet der Tod,</l><lb/> <l>Und trunken durch die Gewitternacht klingt</l><lb/> <l>Das ſündige Lied, das die Nachtigall ſingt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Menſchheit weint um ihr Paradies,</l><lb/> <l>Draus ſie ihr eigener Dämon verſtieß,</l><lb/> <l>Und heimlich ziſcht ihr die rothe Wuth</l><lb/> <l>Ihre Parole zu: Gold und Blut!</l><lb/> <l>Gold und Blut, Blut und Gold!</l><lb/> <l>Hei wie das klappert, hei wie das rollt!</l><lb/> <l>Und wüſt dazwiſchen kräht der Hahn:</l><lb/> <l>Volksohnmacht und Cäſarenwahn!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0266]
28.
Mein Herz ſchlägt laut, mein Gewiſſen ſchreit:
Ein blutiger Frevel iſt dieſe Zeit!
Am hölzernen Kreuz verröchelt der Gott,
Kindern und Thoren ein ſeichter Spott;
Verlöſcht iſt am Himmel das letzte Roth,
Ueber die Welt hin ſchreitet der Tod,
Und trunken durch die Gewitternacht klingt
Das ſündige Lied, das die Nachtigall ſingt.
Die Menſchheit weint um ihr Paradies,
Draus ſie ihr eigener Dämon verſtieß,
Und heimlich ziſcht ihr die rothe Wuth
Ihre Parole zu: Gold und Blut!
Gold und Blut, Blut und Gold!
Hei wie das klappert, hei wie das rollt!
Und wüſt dazwiſchen kräht der Hahn:
Volksohnmacht und Cäſarenwahn!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/266>, abgerufen am 03.03.2025. |