Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Daheim am flackernden Herde Genießt er nun traulich sein Glück, Und ich blieb hier unter der Erde Ach, nur mit mir selber zurück! Und wie es so einsam geworden Und rings um mich still wie im Grab, Da klingt es in weichen Akkorden Bis tief in mein Grübeln herab. Erst stiehlt es sich lieb und verlockend Hinein in das lauschende Ohr, Und dann schwillt es froh und frohlockend Zum jubelnden Hochzeitschor. Und die schmeichelnden Weisen erzählen Der Luft und dem flackernden Licht, Wie droben in schimmernden Sälen Mein Glück in Scherben zerbricht. Ich aber sitze und sinne,
Verloren in Gram und in Schmerz, Und das Lied von der sterbenden Minne Durchzuckt mir das blutende Herz. Daheim am flackernden Herde Genießt er nun traulich ſein Glück, Und ich blieb hier unter der Erde Ach, nur mit mir ſelber zurück! Und wie es ſo einſam geworden Und rings um mich ſtill wie im Grab, Da klingt es in weichen Akkorden Bis tief in mein Grübeln herab. Erſt ſtiehlt es ſich lieb und verlockend Hinein in das lauſchende Ohr, Und dann ſchwillt es froh und frohlockend Zum jubelnden Hochzeitschor. Und die ſchmeichelnden Weiſen erzählen Der Luft und dem flackernden Licht, Wie droben in ſchimmernden Sälen Mein Glück in Scherben zerbricht. Ich aber ſitze und ſinne,
Verloren in Gram und in Schmerz, Und das Lied von der ſterbenden Minne Durchzuckt mir das blutende Herz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0239" n="217"/> <lg n="4"> <l>Daheim am flackernden Herde</l><lb/> <l>Genießt er nun traulich ſein Glück,</l><lb/> <l>Und ich blieb hier unter der Erde</l><lb/> <l>Ach, nur mit mir ſelber zurück!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Und wie es ſo einſam geworden</l><lb/> <l>Und rings um mich ſtill wie im Grab,</l><lb/> <l>Da klingt es in weichen Akkorden</l><lb/> <l>Bis tief in mein Grübeln herab.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Erſt ſtiehlt es ſich lieb und verlockend</l><lb/> <l>Hinein in das lauſchende Ohr,</l><lb/> <l>Und dann ſchwillt es froh und frohlockend</l><lb/> <l>Zum jubelnden Hochzeitschor.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Und die ſchmeichelnden Weiſen erzählen</l><lb/> <l>Der Luft und dem flackernden Licht,</l><lb/> <l>Wie droben in ſchimmernden Sälen</l><lb/> <l>Mein Glück in Scherben zerbricht.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Ich aber ſitze und ſinne,</l><lb/> <l>Verloren in Gram und in Schmerz,</l><lb/> <l>Und das Lied von der ſterbenden Minne</l><lb/> <l>Durchzuckt mir das blutende Herz.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0239]
Daheim am flackernden Herde
Genießt er nun traulich ſein Glück,
Und ich blieb hier unter der Erde
Ach, nur mit mir ſelber zurück!
Und wie es ſo einſam geworden
Und rings um mich ſtill wie im Grab,
Da klingt es in weichen Akkorden
Bis tief in mein Grübeln herab.
Erſt ſtiehlt es ſich lieb und verlockend
Hinein in das lauſchende Ohr,
Und dann ſchwillt es froh und frohlockend
Zum jubelnden Hochzeitschor.
Und die ſchmeichelnden Weiſen erzählen
Der Luft und dem flackernden Licht,
Wie droben in ſchimmernden Sälen
Mein Glück in Scherben zerbricht.
Ich aber ſitze und ſinne,
Verloren in Gram und in Schmerz,
Und das Lied von der ſterbenden Minne
Durchzuckt mir das blutende Herz.
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