Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
15.
Ja, ich geb's zu, und du hast Recht, mein Freund:
Der Sommer ist's, der meine Wange bräunt,
Und meine Lenzsaat steht noch ungeschnitten.
Und doch, der erste Frühschmelz ist dahin,
Mein Herz ward dunkel, düster ward mein Sinn,
Denn ach, wer viel geliebt, hat viel gelitten!
Ich weiß, du glaubst und hoffst noch. Nun es sei!
In mir ruft's faustisch schon: Vorbei! Vorbei!
Nur wenig noch will meinem Herzen taugen:
Ein Blumenduft, ein ferner Glockenklang,
Ein Vogelruf, ein Sonnenuntergang
Und dann und wann ein Blick in Kinderaugen.

15.
Ja, ich geb's zu, und du haſt Recht, mein Freund:
Der Sommer iſt's, der meine Wange bräunt,
Und meine Lenzſaat ſteht noch ungeſchnitten.
Und doch, der erſte Frühſchmelz iſt dahin,
Mein Herz ward dunkel, düſter ward mein Sinn,
Denn ach, wer viel geliebt, hat viel gelitten!
Ich weiß, du glaubſt und hoffſt noch. Nun es ſei!
In mir ruft's fauſtiſch ſchon: Vorbei! Vorbei!
Nur wenig noch will meinem Herzen taugen:
Ein Blumenduft, ein ferner Glockenklang,
Ein Vogelruf, ein Sonnenuntergang
Und dann und wann ein Blick in Kinderaugen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0235" n="213"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>15.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>a, ich geb's zu, und du ha&#x017F;t Recht, mein Freund:</l><lb/>
              <l>Der Sommer i&#x017F;t's, der meine Wange bräunt,</l><lb/>
              <l>Und meine Lenz&#x017F;aat &#x017F;teht noch unge&#x017F;chnitten.</l><lb/>
              <l>Und doch, der er&#x017F;te Früh&#x017F;chmelz i&#x017F;t dahin,</l><lb/>
              <l>Mein Herz ward dunkel, dü&#x017F;ter ward mein Sinn,</l><lb/>
              <l>Denn ach, wer viel geliebt, hat viel gelitten!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Ich weiß, <hi rendition="#g">du</hi> glaub&#x017F;t und hoff&#x017F;t noch. Nun es &#x017F;ei!</l><lb/>
              <l>In mir ruft's fau&#x017F;ti&#x017F;ch &#x017F;chon: Vorbei! Vorbei!</l><lb/>
              <l>Nur wenig noch will meinem Herzen taugen:</l><lb/>
              <l>Ein Blumenduft, ein ferner Glockenklang,</l><lb/>
              <l>Ein Vogelruf, ein Sonnenuntergang</l><lb/>
              <l>Und dann und wann ein Blick in Kinderaugen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0235] 15. Ja, ich geb's zu, und du haſt Recht, mein Freund: Der Sommer iſt's, der meine Wange bräunt, Und meine Lenzſaat ſteht noch ungeſchnitten. Und doch, der erſte Frühſchmelz iſt dahin, Mein Herz ward dunkel, düſter ward mein Sinn, Denn ach, wer viel geliebt, hat viel gelitten! Ich weiß, du glaubſt und hoffſt noch. Nun es ſei! In mir ruft's fauſtiſch ſchon: Vorbei! Vorbei! Nur wenig noch will meinem Herzen taugen: Ein Blumenduft, ein ferner Glockenklang, Ein Vogelruf, ein Sonnenuntergang Und dann und wann ein Blick in Kinderaugen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/235
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/235>, abgerufen am 22.11.2024.