Höher und höher in lieblicher Feier Schwebt deine Seele, es fallen die Schleier, Und dir erscheint ein erhaben Gesicht. Unter dir siehst du der Erde Gebilde, Ueber dir schaust du des Himmels Gefilde, Um dich und in dir ein göttliches Licht.
Juble nun, daß du der Erde entronnen, Wenn du auch noch nicht den Himmel gewonnen, Schwebst du doch über der Welt und dem Schein! Aber zu bald nur erlahmen die Flügel, Nahe und näher schon winken die Hügel, Klaffend bedroht dich das spitze Gestein!
Ach, und schon fällst du, und wehe, da liegst du! Aber was willst du und warum auch fliegst du? Bleibe dahier, denn der Himmel ist hoch! Wandle auf Erden und krieche im Staube, Denn dich bethört nun dein hoffender Glaube, Wie dich dein Herz und die Liebe betrog! --
Höher und höher in lieblicher Feier Schwebt deine Seele, es fallen die Schleier, Und dir erſcheint ein erhaben Geſicht. Unter dir ſiehſt du der Erde Gebilde, Ueber dir ſchauſt du des Himmels Gefilde, Um dich und in dir ein göttliches Licht.
Juble nun, daß du der Erde entronnen, Wenn du auch noch nicht den Himmel gewonnen, Schwebſt du doch über der Welt und dem Schein! Aber zu bald nur erlahmen die Flügel, Nahe und näher ſchon winken die Hügel, Klaffend bedroht dich das ſpitze Geſtein!
Ach, und ſchon fällſt du, und wehe, da liegſt du! Aber was willſt du und warum auch fliegſt du? Bleibe dahier, denn der Himmel iſt hoch! Wandle auf Erden und krieche im Staube, Denn dich bethört nun dein hoffender Glaube, Wie dich dein Herz und die Liebe betrog! —
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[204/0226]
Höher und höher in lieblicher Feier
Schwebt deine Seele, es fallen die Schleier,
Und dir erſcheint ein erhaben Geſicht.
Unter dir ſiehſt du der Erde Gebilde,
Ueber dir ſchauſt du des Himmels Gefilde,
Um dich und in dir ein göttliches Licht.
Juble nun, daß du der Erde entronnen,
Wenn du auch noch nicht den Himmel gewonnen,
Schwebſt du doch über der Welt und dem Schein!
Aber zu bald nur erlahmen die Flügel,
Nahe und näher ſchon winken die Hügel,
Klaffend bedroht dich das ſpitze Geſtein!
Ach, und ſchon fällſt du, und wehe, da liegſt du!
Aber was willſt du und warum auch fliegſt du?
Bleibe dahier, denn der Himmel iſt hoch!
Wandle auf Erden und krieche im Staube,
Denn dich bethört nun dein hoffender Glaube,
Wie dich dein Herz und die Liebe betrog! —
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/226>, abgerufen am 27.07.2024.
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