Als nun versöhnlich die Genossen Sich stumm in ihre Arme schlossen! Dann aber bogen sie ihr Knie, Der Fürst stieg von des Thrones Stufen Und lieber hab ich wohl noch nie, Was meines Amtes, ausgerufen! Die ganze Wartburg schwamm in Jubel, Der Becher nur, kein Schwert erklang, Zum Reigentanz ward bald der Trubel, Das Leid zur Lust, die Lust Gesang.
So schwanden wechselnd mir die Tage, Ein Jahr ums andre sacht verrann, Und schon blies mich des Alters Plage, Des Alters schleichend Siechthum an. Nun ward Erinnrung mein Genosse, Erinnrung sang mir Tag und Nacht Von jener Zeit, da ich zu Rosse Dem Kaiser vorritt in die Schlacht. Doch todt der Held! Nur sein Gedächtniß Klang noch im Volke rings umher, Doch seine Krone, sein Vermächtniß, Mit jedem Tag zerfiel sie mehr. Geschändet war die deutsche Ehre Durch Fürstenmord und Pfaffentrug Und nicht wie sonst von Meer zu Meere Hielt Deutschlands Aar mehr seinen Flug.
Als nun verſöhnlich die Genoſſen Sich ſtumm in ihre Arme ſchloſſen! Dann aber bogen ſie ihr Knie, Der Fürſt ſtieg von des Thrones Stufen Und lieber hab ich wohl noch nie, Was meines Amtes, ausgerufen! Die ganze Wartburg ſchwamm in Jubel, Der Becher nur, kein Schwert erklang, Zum Reigentanz ward bald der Trubel, Das Leid zur Luſt, die Luſt Geſang.
So ſchwanden wechſelnd mir die Tage, Ein Jahr ums andre ſacht verrann, Und ſchon blies mich des Alters Plage, Des Alters ſchleichend Siechthum an. Nun ward Erinnrung mein Genoſſe, Erinnrung ſang mir Tag und Nacht Von jener Zeit, da ich zu Roſſe Dem Kaiſer vorritt in die Schlacht. Doch todt der Held! Nur ſein Gedächtniß Klang noch im Volke rings umher, Doch ſeine Krone, ſein Vermächtniß, Mit jedem Tag zerfiel ſie mehr. Geſchändet war die deutſche Ehre Durch Fürſtenmord und Pfaffentrug Und nicht wie ſonſt von Meer zu Meere Hielt Deutſchlands Aar mehr ſeinen Flug.
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Als nun verſöhnlich die Genoſſen
Sich ſtumm in ihre Arme ſchloſſen!
Dann aber bogen ſie ihr Knie,
Der Fürſt ſtieg von des Thrones Stufen
Und lieber hab ich wohl noch nie,
Was meines Amtes, ausgerufen!
Die ganze Wartburg ſchwamm in Jubel,
Der Becher nur, kein Schwert erklang,
Zum Reigentanz ward bald der Trubel,
Das Leid zur Luſt, die Luſt Geſang.
So ſchwanden wechſelnd mir die Tage,
Ein Jahr ums andre ſacht verrann,
Und ſchon blies mich des Alters Plage,
Des Alters ſchleichend Siechthum an.
Nun ward Erinnrung mein Genoſſe,
Erinnrung ſang mir Tag und Nacht
Von jener Zeit, da ich zu Roſſe
Dem Kaiſer vorritt in die Schlacht.
Doch todt der Held! Nur ſein Gedächtniß
Klang noch im Volke rings umher,
Doch ſeine Krone, ſein Vermächtniß,
Mit jedem Tag zerfiel ſie mehr.
Geſchändet war die deutſche Ehre
Durch Fürſtenmord und Pfaffentrug
Und nicht wie ſonſt von Meer zu Meere
Hielt Deutſchlands Aar mehr ſeinen Flug.
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/159>, abgerufen am 16.02.2025.
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