Doch schöner noch dünkt mich Byzanz, Die goldne Stadt am goldnen Horn; Ein nie erschöpfter Wunderborn, Strahlt sie in märchenhaftem Glanz. Denn dort, auch dorthin kamen wir Auf unsern vielverschlungnen Wegen Und trugen kühn das Kreuzpanier Dem Sultan Saladin entgegen.
Das war ein Kampf! Oft gell und schrill, Mit Durst und Hunger, Pest und Seuchen, Und oft auch wieder todtenstill, Man hörte nur die Pferde keuchen. Wir aber wankten wie im Traum, Die Zunge klebte uns am Gaum, Der Sand stieg schier bis übers Knie Und seufzend klang's: Hilf, Sanct Marie! Nur Einer, Einer für uns wachte. Er sprach uns Muth und Hoffnung ein, Bis wieder uns das Kriegsglück lachte Im Palmenthal beim Cyperwein. Der Rothbart war's, der greise Held, Dem silbern schon die Locke wallte, Der stets als Erster trat vors Zelt, So oft das All il Allah hallte. Und wenn das Sarazenenheer Dann rund um unser Lager sauste,
Doch ſchöner noch dünkt mich Byzanz, Die goldne Stadt am goldnen Horn; Ein nie erſchöpfter Wunderborn, Strahlt ſie in märchenhaftem Glanz. Denn dort, auch dorthin kamen wir Auf unſern vielverſchlungnen Wegen Und trugen kühn das Kreuzpanier Dem Sultan Saladin entgegen.
Das war ein Kampf! Oft gell und ſchrill, Mit Durſt und Hunger, Peſt und Seuchen, Und oft auch wieder todtenſtill, Man hörte nur die Pferde keuchen. Wir aber wankten wie im Traum, Die Zunge klebte uns am Gaum, Der Sand ſtieg ſchier bis übers Knie Und ſeufzend klang's: Hilf, Sanct Marie! Nur Einer, Einer für uns wachte. Er ſprach uns Muth und Hoffnung ein, Bis wieder uns das Kriegsglück lachte Im Palmenthal beim Cyperwein. Der Rothbart war's, der greiſe Held, Dem ſilbern ſchon die Locke wallte, Der ſtets als Erſter trat vors Zelt, So oft das All il Allah hallte. Und wenn das Sarazenenheer Dann rund um unſer Lager ſauste,
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Doch ſchöner noch dünkt mich Byzanz,
Die goldne Stadt am goldnen Horn;
Ein nie erſchöpfter Wunderborn,
Strahlt ſie in märchenhaftem Glanz.
Denn dort, auch dorthin kamen wir
Auf unſern vielverſchlungnen Wegen
Und trugen kühn das Kreuzpanier
Dem Sultan Saladin entgegen.
Das war ein Kampf! Oft gell und ſchrill,
Mit Durſt und Hunger, Peſt und Seuchen,
Und oft auch wieder todtenſtill,
Man hörte nur die Pferde keuchen.
Wir aber wankten wie im Traum,
Die Zunge klebte uns am Gaum,
Der Sand ſtieg ſchier bis übers Knie
Und ſeufzend klang's: Hilf, Sanct Marie!
Nur Einer, Einer für uns wachte.
Er ſprach uns Muth und Hoffnung ein,
Bis wieder uns das Kriegsglück lachte
Im Palmenthal beim Cyperwein.
Der Rothbart war's, der greiſe Held,
Dem ſilbern ſchon die Locke wallte,
Der ſtets als Erſter trat vors Zelt,
So oft das All il Allah hallte.
Und wenn das Sarazenenheer
Dann rund um unſer Lager ſauste,
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/150>, abgerufen am 16.02.2025.
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