Aus jedem Liede, Das lustberauscht Sein bebendes Lippenpaar Klangvoll ausströmt, Bezaubernder Wohllaut Ihm in's Ohr.
Er aber, er, Der einst vor Jahren, Vor langen Jahren, Mit seinem warmen, Rothen Herzblut Die Blätter beschrieben, Daß nach Jahrhunderten noch Der spätgeborene Enkel -- Zieht er sie prüfend Aus seinem Erbschrein Wieder ans Licht -- Von ihrer Räthselkraft Magisch durchzuckt wird Und die Blätter, Die unscheinbaren Blätter, Nicht hergeben will, Nicht um Gold und Gesteine: Er schlummert die Nacht nun, Die erste Nacht auf dem Friedhof!
Aus jedem Liede, Das luſtberauſcht Sein bebendes Lippenpaar Klangvoll ausſtrömt, Bezaubernder Wohllaut Ihm in's Ohr.
Er aber, er, Der einſt vor Jahren, Vor langen Jahren, Mit ſeinem warmen, Rothen Herzblut Die Blätter beſchrieben, Daß nach Jahrhunderten noch Der ſpätgeborene Enkel — Zieht er ſie prüfend Aus ſeinem Erbſchrein Wieder ans Licht — Von ihrer Räthſelkraft Magiſch durchzuckt wird Und die Blätter, Die unſcheinbaren Blätter, Nicht hergeben will, Nicht um Gold und Geſteine: Er ſchlummert die Nacht nun, Die erſte Nacht auf dem Friedhof!
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Aus jedem Liede,
Das luſtberauſcht
Sein bebendes Lippenpaar
Klangvoll ausſtrömt,
Bezaubernder Wohllaut
Ihm in's Ohr.
Er aber, er,
Der einſt vor Jahren,
Vor langen Jahren,
Mit ſeinem warmen,
Rothen Herzblut
Die Blätter beſchrieben,
Daß nach Jahrhunderten noch
Der ſpätgeborene Enkel —
Zieht er ſie prüfend
Aus ſeinem Erbſchrein
Wieder ans Licht —
Von ihrer Räthſelkraft
Magiſch durchzuckt wird
Und die Blätter,
Die unſcheinbaren Blätter,
Nicht hergeben will,
Nicht um Gold und Geſteine:
Er ſchlummert die Nacht nun,
Die erſte Nacht auf dem Friedhof!
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/137>, abgerufen am 16.02.2025.
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