Doch nicht die Zeit nur und ihr Wüthen Hat dir das Harfenspiel bewegt, Die duftigsten der Liederblüthen Dein eignes Herz hat sie gehegt. Doch was es immer auch erfahren, Stets blieb dir heilig deine Kunst, Und eingedenk des Ewig-Wahren, Verschmähtest du des Pöbels Gunst!
Dem Herrn befahlst du deine Wege Und übtest fromm dein frommes Amt, Dem Lenz gleich, der das Dorngehege Mit rothen Rosen überflammt. Denn alles, was mit seiner Schöne Das Herz erquickt in Wald und Flur, Du gabst ihm Worte, gabst ihm Töne, Ein Hoherpriester der Natur!
Und jetzt in einer Zeit der Gährung, Der schon das Blut zu Eis gerinnt, Weil sie in eitler Selbstverklärung Den Thurmbau Babels neu beginnt: Wer schickt sie aus, die Friedenstaube, Wer bricht das Brot und trinkt den Wein? Du bist es, du, du und dein Glaube, Dein Glaube an ein Gottessein!
Doch nicht die Zeit nur und ihr Wüthen Hat dir das Harfenſpiel bewegt, Die duftigſten der Liederblüthen Dein eignes Herz hat ſie gehegt. Doch was es immer auch erfahren, Stets blieb dir heilig deine Kunſt, Und eingedenk des Ewig-Wahren, Verſchmähteſt du des Pöbels Gunſt!
Dem Herrn befahlſt du deine Wege Und übteſt fromm dein frommes Amt, Dem Lenz gleich, der das Dorngehege Mit rothen Roſen überflammt. Denn alles, was mit ſeiner Schöne Das Herz erquickt in Wald und Flur, Du gabſt ihm Worte, gabſt ihm Töne, Ein Hoherprieſter der Natur!
Und jetzt in einer Zeit der Gährung, Der ſchon das Blut zu Eis gerinnt, Weil ſie in eitler Selbſtverklärung Den Thurmbau Babels neu beginnt: Wer ſchickt ſie aus, die Friedenstaube, Wer bricht das Brot und trinkt den Wein? Du biſt es, du, du und dein Glaube, Dein Glaube an ein Gottesſein!
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Doch nicht die Zeit nur und ihr Wüthen
Hat dir das Harfenſpiel bewegt,
Die duftigſten der Liederblüthen
Dein eignes Herz hat ſie gehegt.
Doch was es immer auch erfahren,
Stets blieb dir heilig deine Kunſt,
Und eingedenk des Ewig-Wahren,
Verſchmähteſt du des Pöbels Gunſt!
Dem Herrn befahlſt du deine Wege
Und übteſt fromm dein frommes Amt,
Dem Lenz gleich, der das Dorngehege
Mit rothen Roſen überflammt.
Denn alles, was mit ſeiner Schöne
Das Herz erquickt in Wald und Flur,
Du gabſt ihm Worte, gabſt ihm Töne,
Ein Hoherprieſter der Natur!
Und jetzt in einer Zeit der Gährung,
Der ſchon das Blut zu Eis gerinnt,
Weil ſie in eitler Selbſtverklärung
Den Thurmbau Babels neu beginnt:
Wer ſchickt ſie aus, die Friedenstaube,
Wer bricht das Brot und trinkt den Wein?
Du biſt es, du, du und dein Glaube,
Dein Glaube an ein Gottesſein!
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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