neuen Welt. Kurios, ob er ein schwarzes Gesicht hat? He? Wollt Jhr mitkommen, Landsmann?"
Meinetwegen; ich will Euch unterstützen, Väter- chen, dann geht's rascher. --
Sie eilten, so geschwind wie Anton's Beihülfe den Urgroßvater Tischler fortschieben konnte, auf's Schloß. Am Einfahrtsthore des Hofes, und diesmal vollkommen deutlich und sicher, daß er sich nicht täusche, erblickte Anton wiederum Schkramprl's Peterl, der, sobald er ihn erblickte, wie ein Pfeil in den Hofraum hineinschoß.
Der alte Fiebig hatte die Wahrheit gesagt: die ganze Gemeinde schien versammelt. Dicht zusammen- gedrängt standen Jung und Alt, daß die wohlbekannte Wilde-Weinlaube, die als grünender Bogengang zum Schlosse führt, Kopf an Kopf bedeckte. Die beiden Flügel der großen Haus-Pforte standen weit auf. Jn derselben, -- damit alle Leute ihn sehen sollten, -- saß der Gerichtshalter an einer mit Teppichen behan- genen Tafel, worauf vielerlei Aktenstücke, Doku- mente und die Grund- wie Hypothekenbücher des Dorfes Liebenau lagen. Rechts vom Gerichtshalter saß eine schöne, ernste Dame, von etwa vierzig Jah- ren, in tiefer Trauer. Links von ihm saßen zwei
neuen Welt. Kurios, ob er ein ſchwarzes Geſicht hat? He? Wollt Jhr mitkommen, Landsmann?“
Meinetwegen; ich will Euch unterſtuͤtzen, Vaͤter- chen, dann geht’s raſcher. —
Sie eilten, ſo geſchwind wie Anton’s Beihuͤlfe den Urgroßvater Tiſchler fortſchieben konnte, auf’s Schloß. Am Einfahrtsthore des Hofes, und diesmal vollkommen deutlich und ſicher, daß er ſich nicht taͤuſche, erblickte Anton wiederum Schkramprl’s Peterl, der, ſobald er ihn erblickte, wie ein Pfeil in den Hofraum hineinſchoß.
Der alte Fiebig hatte die Wahrheit geſagt: die ganze Gemeinde ſchien verſammelt. Dicht zuſammen- gedraͤngt ſtanden Jung und Alt, daß die wohlbekannte Wilde-Weinlaube, die als gruͤnender Bogengang zum Schloſſe fuͤhrt, Kopf an Kopf bedeckte. Die beiden Fluͤgel der großen Haus-Pforte ſtanden weit auf. Jn derſelben, — damit alle Leute ihn ſehen ſollten, — ſaß der Gerichtshalter an einer mit Teppichen behan- genen Tafel, worauf vielerlei Aktenſtuͤcke, Doku- mente und die Grund- wie Hypothekenbuͤcher des Dorfes Liebenau lagen. Rechts vom Gerichtshalter ſaß eine ſchoͤne, ernſte Dame, von etwa vierzig Jah- ren, in tiefer Trauer. Links von ihm ſaßen zwei
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neuen Welt. Kurios, ob er ein ſchwarzes Geſicht
hat? He? Wollt Jhr mitkommen, Landsmann?“
Meinetwegen; ich will Euch unterſtuͤtzen, Vaͤter-
chen, dann geht’s raſcher. —
Sie eilten, ſo geſchwind wie Anton’s Beihuͤlfe
den Urgroßvater Tiſchler fortſchieben konnte, auf’s
Schloß. Am Einfahrtsthore des Hofes, und diesmal
vollkommen deutlich und ſicher, daß er ſich nicht taͤuſche,
erblickte Anton wiederum Schkramprl’s Peterl, der,
ſobald er ihn erblickte, wie ein Pfeil in den Hofraum
hineinſchoß.
Der alte Fiebig hatte die Wahrheit geſagt: die
ganze Gemeinde ſchien verſammelt. Dicht zuſammen-
gedraͤngt ſtanden Jung und Alt, daß die wohlbekannte
Wilde-Weinlaube, die als gruͤnender Bogengang zum
Schloſſe fuͤhrt, Kopf an Kopf bedeckte. Die beiden
Fluͤgel der großen Haus-Pforte ſtanden weit auf. Jn
derſelben, — damit alle Leute ihn ſehen ſollten, —
ſaß der Gerichtshalter an einer mit Teppichen behan-
genen Tafel, worauf vielerlei Aktenſtuͤcke, Doku-
mente und die Grund- wie Hypothekenbuͤcher des
Dorfes Liebenau lagen. Rechts vom Gerichtshalter
ſaß eine ſchoͤne, ernſte Dame, von etwa vierzig Jah-
ren, in tiefer Trauer. Links von ihm ſaßen zwei
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/98>, abgerufen am 17.02.2025.
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