Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Namenlose Angst bemächtigte sich seiner. Eiligst Nun, Anton Hahn, seid Jhr wieder in Liebenau? "Fräulein Ottilie -- gnädige Baronesse -- ich Schwatzt keinen Unsinn, Anton. Es war ein Namenloſe Angſt bemaͤchtigte ſich ſeiner. Eiligſt Nun, Anton Hahn, ſeid Jhr wieder in Liebenau? „Fraͤulein Ottilie — gnaͤdige Baroneſſe — ich Schwatzt keinen Unſinn, Anton. Es war ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0093" n="89"/> <p>Namenloſe Angſt bemaͤchtigte ſich ſeiner. Eiligſt<lb/> will er das Haus verlaſſen .... an der Vorderthuͤr<lb/> tritt ſie ihm entgegen. Kaum erkennt er ſie, ſo auf-<lb/> fallend hat ſie gealtert. Groß, mager, bleich, wie<lb/> ein Geſpenſt ſteht ſie vor ihm. Sein Anblick uͤber-<lb/> fliegt ihr Antlitz mit einem Purpurſchein der Freude;<lb/> ſie verjuͤngt ſich, wie durch Zauber. Doch verraͤth<lb/> ſonſt kein Ausruf, keine uͤbereilte Bewegung, was in<lb/> ihr vorgeht. Laͤchelnd reicht ſie ihm nur die Hand<lb/> und wie wenn ſie ſich geſtern getrennt haͤtten, ſpricht<lb/> ſie freundlich:</p><lb/> <p>Nun, Anton Hahn, ſeid Jhr wieder in Liebenau?</p><lb/> <p>„Fraͤulein Ottilie — gnaͤdige Baroneſſe — ich<lb/> bin ſo erfreut ... und Sie in dieſem Haͤuschen? Die-<lb/> ſes Gluͤck fuͤr mich ....“</p><lb/> <p>Schwatzt keinen Unſinn, Anton. Es war ein<lb/> Gluͤck fuͤr mich, in dieſem Hauſe wohnen zu koͤnnen;<lb/> ich hab’ es gemiethet, es iſt paſſend fuͤr eine alte<lb/> Jungfer. Nun kehrt Jhr zuruͤck, wollt Euer Eigen-<lb/> thum in Beſchlag nehmen — und ich werd’ es raͤu-<lb/> men. Darauf bin ich ſchon vorbereitet, denn ich dachte<lb/> mir’s, Jhr wuͤrdet uͤber kurz oder lang wieder heim-<lb/> kehren. Laßt mir Zeit bis morgen. Jch zieh’ aus<lb/> Liebenau fort. Meine Anſtalten ſind getroffen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [89/0093]
Namenloſe Angſt bemaͤchtigte ſich ſeiner. Eiligſt
will er das Haus verlaſſen .... an der Vorderthuͤr
tritt ſie ihm entgegen. Kaum erkennt er ſie, ſo auf-
fallend hat ſie gealtert. Groß, mager, bleich, wie
ein Geſpenſt ſteht ſie vor ihm. Sein Anblick uͤber-
fliegt ihr Antlitz mit einem Purpurſchein der Freude;
ſie verjuͤngt ſich, wie durch Zauber. Doch verraͤth
ſonſt kein Ausruf, keine uͤbereilte Bewegung, was in
ihr vorgeht. Laͤchelnd reicht ſie ihm nur die Hand
und wie wenn ſie ſich geſtern getrennt haͤtten, ſpricht
ſie freundlich:
Nun, Anton Hahn, ſeid Jhr wieder in Liebenau?
„Fraͤulein Ottilie — gnaͤdige Baroneſſe — ich
bin ſo erfreut ... und Sie in dieſem Haͤuschen? Die-
ſes Gluͤck fuͤr mich ....“
Schwatzt keinen Unſinn, Anton. Es war ein
Gluͤck fuͤr mich, in dieſem Hauſe wohnen zu koͤnnen;
ich hab’ es gemiethet, es iſt paſſend fuͤr eine alte
Jungfer. Nun kehrt Jhr zuruͤck, wollt Euer Eigen-
thum in Beſchlag nehmen — und ich werd’ es raͤu-
men. Darauf bin ich ſchon vorbereitet, denn ich dachte
mir’s, Jhr wuͤrdet uͤber kurz oder lang wieder heim-
kehren. Laßt mir Zeit bis morgen. Jch zieh’ aus
Liebenau fort. Meine Anſtalten ſind getroffen.
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