welchem aber sogar der eigene Hund seinen Gebieter nicht wieder erkennt, es vielmehr anbellt wie den Mann im Monde, wohnen in schönen möblirten Zim- mern, haben Atteliers, seidene Schlafröcke, geben vor, Historienmaler zu sein, lassen sich mitunter Professo- ren schimpfen, haben Schüler und heißen Akademiker. Mir sind diese Charlatanerieen zuwider. -- Jch halte, -- da nun einmal die großen Meister Todes verbli- chen, um nicht wieder aufzustehen, -- keinen von uns Lebendigen für würdig, Bilder zu malen mit der Anmaßung auf lange Dauer; halte kein Gesicht, wie sie jetzt herumlaufen, für würdig, mit dem Anspruch auf Verewigung kontrefeit zu werden, bin vielmehr der Meinung, unsere miserable Gegenwart solle sich mit der Gegenwart begnügen, dem Augenblick sein Recht thun und damit Basta! Deshalb mal' ich in Wasserfarben, frisch, bunt, keck, aber rasch, in fünf- undvierzig Minuten; dabei treff' ich wie aus dem Spiegel gestohlen. Wenn ein jugendliches Antlitz, wie das Jhrige, sich auf meinem Bildchen erblickt, freut es sich über sich selbst, verschenkt sich mit Lust und hat den Trost, nach einigen Jahren, wo dem Original die Jugend und Schönheit zu entweichen beginnt, keine niederschlagenden Vergleiche mehr zu
welchem aber ſogar der eigene Hund ſeinen Gebieter nicht wieder erkennt, es vielmehr anbellt wie den Mann im Monde, wohnen in ſchoͤnen moͤblirten Zim- mern, haben Atteliers, ſeidene Schlafroͤcke, geben vor, Hiſtorienmaler zu ſein, laſſen ſich mitunter Profeſſo- ren ſchimpfen, haben Schuͤler und heißen Akademiker. Mir ſind dieſe Charlatanerieen zuwider. — Jch halte, — da nun einmal die großen Meiſter Todes verbli- chen, um nicht wieder aufzuſtehen, — keinen von uns Lebendigen fuͤr wuͤrdig, Bilder zu malen mit der Anmaßung auf lange Dauer; halte kein Geſicht, wie ſie jetzt herumlaufen, fuͤr wuͤrdig, mit dem Anſpruch auf Verewigung kontrefeit zu werden, bin vielmehr der Meinung, unſere miſerable Gegenwart ſolle ſich mit der Gegenwart begnuͤgen, dem Augenblick ſein Recht thun und damit Baſta! Deshalb mal’ ich in Waſſerfarben, friſch, bunt, keck, aber raſch, in fuͤnf- undvierzig Minuten; dabei treff’ ich wie aus dem Spiegel geſtohlen. Wenn ein jugendliches Antlitz, wie das Jhrige, ſich auf meinem Bildchen erblickt, freut es ſich uͤber ſich ſelbſt, verſchenkt ſich mit Luſt und hat den Troſt, nach einigen Jahren, wo dem Original die Jugend und Schoͤnheit zu entweichen beginnt, keine niederſchlagenden Vergleiche mehr zu
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welchem aber ſogar der eigene Hund ſeinen Gebieter
nicht wieder erkennt, es vielmehr anbellt wie den
Mann im Monde, wohnen in ſchoͤnen moͤblirten Zim-
mern, haben Atteliers, ſeidene Schlafroͤcke, geben vor,
Hiſtorienmaler zu ſein, laſſen ſich mitunter Profeſſo-
ren ſchimpfen, haben Schuͤler und heißen Akademiker.
Mir ſind dieſe Charlatanerieen zuwider. — Jch halte,
— da nun einmal die großen Meiſter Todes verbli-
chen, um nicht wieder aufzuſtehen, — keinen von
uns Lebendigen fuͤr wuͤrdig, Bilder zu malen mit der
Anmaßung auf lange Dauer; halte kein Geſicht, wie
ſie jetzt herumlaufen, fuͤr wuͤrdig, mit dem Anſpruch
auf Verewigung kontrefeit zu werden, bin vielmehr
der Meinung, unſere miſerable Gegenwart ſolle ſich
mit der Gegenwart begnuͤgen, dem Augenblick ſein
Recht thun und damit Baſta! Deshalb mal’ ich in
Waſſerfarben, friſch, bunt, keck, aber raſch, in fuͤnf-
undvierzig Minuten; dabei treff’ ich wie aus dem
Spiegel geſtohlen. Wenn ein jugendliches Antlitz,
wie das Jhrige, ſich auf meinem Bildchen erblickt,
freut es ſich uͤber ſich ſelbſt, verſchenkt ſich mit Luſt
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/81>, abgerufen am 05.07.2024.
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