Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Doch so gut war es nicht gemeint, daß Anton des- Der Maler kündigte sich mit eigenem Munde als Doch ſo gut war es nicht gemeint, daß Anton des- Der Maler kuͤndigte ſich mit eigenem Munde als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0080" n="76"/> <p>Doch ſo gut war es nicht gemeint, daß Anton des-<lb/> halb ſich ungeſtoͤrt erſehnter Einſamkeit, ernſtem Nach-<lb/> ſinnen haͤtte hingeben duͤrfen. Bald meldete ſich ein<lb/> reiſender Portraitmaler, der ebenfalls auf den „gnaͤ-<lb/> digen Herrn Baron“ ſpekulirte, uͤber deſſen Anrede<lb/> ſich aber der Angeredete nicht mehr aͤrgerte, weil er<lb/> nun außer Zweifel war, daß Peterl, um wie ein wuͤr-<lb/> diger Schuͤler Schkramprl’s auf- und abzutreten, ihn<lb/> geadelt habe.</p><lb/> <p>Der Maler kuͤndigte ſich mit eigenem Munde als<lb/> ein „luͤderliches Genie“ an. Jch weiß, ſo aͤußerte<lb/> er ſich gleich bei ſeinem Eintritt, es muß uͤbles Vor-<lb/> urtheil erwecken, wenn der Kuͤnſtler ſich in den Knei-<lb/> pen kleiner Staͤdte Durchreiſenden anbietet; der<lb/> Fremde iſt berechtiget, einen Kleckſer zu erwarten,<lb/> einen talentloſen Pfuſcher, unfaͤhig an groͤßeren Orten<lb/> mit Ehren zu beſtehen. Jch bin eine Ausnahme.<lb/> Jch meide große Staͤdte, nicht weil ich den Vergleich<lb/> mit anderen Portraitmalern fuͤrchten muͤßte, ſondern<lb/> lediglich deshalb, weil es mich anekelt mit ihren<lb/> Anmaßungen und Prahlereien in die Schranken zu<lb/> treten. Dieſe geleckten und geſchleckten Pinſel, die<lb/> vierundzwanzig Sitzungen brauchen fuͤr ein langwei-<lb/> liges Oelbild, welches Sie gut gemalt nennen, in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [76/0080]
Doch ſo gut war es nicht gemeint, daß Anton des-
halb ſich ungeſtoͤrt erſehnter Einſamkeit, ernſtem Nach-
ſinnen haͤtte hingeben duͤrfen. Bald meldete ſich ein
reiſender Portraitmaler, der ebenfalls auf den „gnaͤ-
digen Herrn Baron“ ſpekulirte, uͤber deſſen Anrede
ſich aber der Angeredete nicht mehr aͤrgerte, weil er
nun außer Zweifel war, daß Peterl, um wie ein wuͤr-
diger Schuͤler Schkramprl’s auf- und abzutreten, ihn
geadelt habe.
Der Maler kuͤndigte ſich mit eigenem Munde als
ein „luͤderliches Genie“ an. Jch weiß, ſo aͤußerte
er ſich gleich bei ſeinem Eintritt, es muß uͤbles Vor-
urtheil erwecken, wenn der Kuͤnſtler ſich in den Knei-
pen kleiner Staͤdte Durchreiſenden anbietet; der
Fremde iſt berechtiget, einen Kleckſer zu erwarten,
einen talentloſen Pfuſcher, unfaͤhig an groͤßeren Orten
mit Ehren zu beſtehen. Jch bin eine Ausnahme.
Jch meide große Staͤdte, nicht weil ich den Vergleich
mit anderen Portraitmalern fuͤrchten muͤßte, ſondern
lediglich deshalb, weil es mich anekelt mit ihren
Anmaßungen und Prahlereien in die Schranken zu
treten. Dieſe geleckten und geſchleckten Pinſel, die
vierundzwanzig Sitzungen brauchen fuͤr ein langwei-
liges Oelbild, welches Sie gut gemalt nennen, in
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