Gatte, mein Mortimer, bei Hose deklamire und dann, -- o nein, -- lang lebe der König, es freue sich, was oben athmet im rosigten Licht, -- nein, dann kann es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht, -- fest gemauert in der Erden steht mein Glaube, -- eine Anstellung erhalten als königlicher Kunstredner und wirklicher Ober-Gefühls-Veredler für Gymna- sien und Bürger-Schulen. Um dies erreichen, um in der stolzen Residenz unserer würdig auftreten zu können, machen wir gegenwärtige Kunstreise und rechnen auf Mäcene, die Jhnen ähnlich, gnädiger Herr -- ..."
Madame, unterbrach sie Anton, es war ohnedies mein Wille, das Deklamatorium dieses Abends zu besuchen; und ich hoffe, ich werde dies dürfen, ohne die Titel zu führen, mit denen Jhre freigebige Ein- bildungskraft mich schmückt. Gewiß werd' ich mich einstellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen Ausstattung für die Residenz um so sicherer beitragen, als wir alte Bekannte sind.
"Wär' es möglich? Hätten die Schlangenwin- dungen meiner Laufbahn die Jhrige schon einmal durchkreuzt?"
Gatte, mein Mortimer, bei Hoſe deklamire und dann, — o nein, — lang lebe der Koͤnig, es freue ſich, was oben athmet im roſigten Licht, — nein, dann kann es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht, — feſt gemauert in der Erden ſteht mein Glaube, — eine Anſtellung erhalten als koͤniglicher Kunſtredner und wirklicher Ober-Gefuͤhls-Veredler fuͤr Gymna- ſien und Buͤrger-Schulen. Um dies erreichen, um in der ſtolzen Reſidenz unſerer wuͤrdig auftreten zu koͤnnen, machen wir gegenwaͤrtige Kunſtreiſe und rechnen auf Maͤcene, die Jhnen aͤhnlich, gnaͤdiger Herr — ...“
Madame, unterbrach ſie Anton, es war ohnedies mein Wille, das Deklamatorium dieſes Abends zu beſuchen; und ich hoffe, ich werde dies duͤrfen, ohne die Titel zu fuͤhren, mit denen Jhre freigebige Ein- bildungskraft mich ſchmuͤckt. Gewiß werd’ ich mich einſtellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen Ausſtattung fuͤr die Reſidenz um ſo ſicherer beitragen, als wir alte Bekannte ſind.
„Waͤr’ es moͤglich? Haͤtten die Schlangenwin- dungen meiner Laufbahn die Jhrige ſchon einmal durchkreuzt?“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0078"n="74"/>
Gatte, mein Mortimer, bei Hoſe deklamire und dann,<lb/>— o nein, — lang lebe der Koͤnig, es freue ſich, was<lb/>
oben athmet im roſigten Licht, — nein, dann kann<lb/>
es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung<lb/>
und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht,<lb/>— feſt gemauert in der Erden ſteht mein Glaube, —<lb/>
eine Anſtellung erhalten als koͤniglicher Kunſtredner<lb/>
und wirklicher Ober-Gefuͤhls-Veredler fuͤr Gymna-<lb/>ſien und Buͤrger-Schulen. Um dies erreichen, um<lb/>
in der ſtolzen Reſidenz unſerer wuͤrdig auftreten zu<lb/>
koͤnnen, machen wir gegenwaͤrtige Kunſtreiſe und<lb/>
rechnen auf Maͤcene, die Jhnen aͤhnlich, gnaͤdiger<lb/>
Herr — ...“</p><lb/><p>Madame, unterbrach ſie Anton, es war ohnedies<lb/>
mein Wille, das Deklamatorium dieſes Abends zu<lb/>
beſuchen; und ich hoffe, ich werde dies duͤrfen, ohne<lb/>
die Titel zu fuͤhren, mit denen Jhre freigebige Ein-<lb/>
bildungskraft mich ſchmuͤckt. Gewiß werd’ ich mich<lb/>
einſtellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen<lb/>
Ausſtattung fuͤr die Reſidenz um ſo ſicherer beitragen,<lb/>
als wir alte Bekannte ſind.</p><lb/><p>„Waͤr’ es moͤglich? Haͤtten die Schlangenwin-<lb/>
dungen meiner Laufbahn die Jhrige ſchon einmal<lb/>
durchkreuzt?“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[74/0078]
Gatte, mein Mortimer, bei Hoſe deklamire und dann,
— o nein, — lang lebe der Koͤnig, es freue ſich, was
oben athmet im roſigten Licht, — nein, dann kann
es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung
und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht,
— feſt gemauert in der Erden ſteht mein Glaube, —
eine Anſtellung erhalten als koͤniglicher Kunſtredner
und wirklicher Ober-Gefuͤhls-Veredler fuͤr Gymna-
ſien und Buͤrger-Schulen. Um dies erreichen, um
in der ſtolzen Reſidenz unſerer wuͤrdig auftreten zu
koͤnnen, machen wir gegenwaͤrtige Kunſtreiſe und
rechnen auf Maͤcene, die Jhnen aͤhnlich, gnaͤdiger
Herr — ...“
Madame, unterbrach ſie Anton, es war ohnedies
mein Wille, das Deklamatorium dieſes Abends zu
beſuchen; und ich hoffe, ich werde dies duͤrfen, ohne
die Titel zu fuͤhren, mit denen Jhre freigebige Ein-
bildungskraft mich ſchmuͤckt. Gewiß werd’ ich mich
einſtellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen
Ausſtattung fuͤr die Reſidenz um ſo ſicherer beitragen,
als wir alte Bekannte ſind.
„Waͤr’ es moͤglich? Haͤtten die Schlangenwin-
dungen meiner Laufbahn die Jhrige ſchon einmal
durchkreuzt?“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/78>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.