nau sterbe, unbeachtet, vielleicht unbeweint, -- komm' ich doch wenigstens neben diejenige zu liegen, die mir -- --"
Himmel sackerment, Antoine, Jhr seid ja wie versessen auf Gräber. Jch habe nichts gegen Euren Plan; im Gegentheil, ich lobe ihn; ich find' es char- mant, daß ihr Eure Villa in Besitz nehmen wollt, und lade mich im Voraus bei Euch ein, auf ein Gläs- chen Dünnbier; doch bleibt mir mit den Gräbern vom Halse! Jn Eurem Grabe könnt' ich Euch bei'm besten Willen nicht besuchen, weil ich nicht Platz darin fände; für mich muß es eine halbe Elle länger sein, als für Euch, kleine Zwerge .... Dabei fällt mir mein Husar ein. Besinnt Jhr Euch noch auf ihn und seine beiden Weiber?
"Auf Alles, Schkramprl, auf Alles. Jetzt aber gönnt mir Ruhe. Der Bau des Luftschlosses hat mich angegriffen. Jch will zu schlafen versuchen; will versuchen zu träumen -- zu träumen, wie schön es sein wird, wenn ich wieder einziehe in meine Hütte!"
Kaum sah er seinen jungen Liebling im festen Schlummer, als der Riese mit Riesenschritten davon eilte. "Das wird Jhr willkommen sein!" rief er aus und verlor sich im Walde.
nau ſterbe, unbeachtet, vielleicht unbeweint, — komm’ ich doch wenigſtens neben diejenige zu liegen, die mir — —“
Himmel ſackerment, Antoine, Jhr ſeid ja wie verſeſſen auf Graͤber. Jch habe nichts gegen Euren Plan; im Gegentheil, ich lobe ihn; ich find’ es char- mant, daß ihr Eure Villa in Beſitz nehmen wollt, und lade mich im Voraus bei Euch ein, auf ein Glaͤs- chen Duͤnnbier; doch bleibt mir mit den Graͤbern vom Halſe! Jn Eurem Grabe koͤnnt’ ich Euch bei’m beſten Willen nicht beſuchen, weil ich nicht Platz darin faͤnde; fuͤr mich muß es eine halbe Elle laͤnger ſein, als fuͤr Euch, kleine Zwerge .... Dabei faͤllt mir mein Huſar ein. Beſinnt Jhr Euch noch auf ihn und ſeine beiden Weiber?
„Auf Alles, Schkramprl, auf Alles. Jetzt aber goͤnnt mir Ruhe. Der Bau des Luftſchloſſes hat mich angegriffen. Jch will zu ſchlafen verſuchen; will verſuchen zu traͤumen — zu traͤumen, wie ſchoͤn es ſein wird, wenn ich wieder einziehe in meine Huͤtte!“
Kaum ſah er ſeinen jungen Liebling im feſten Schlummer, als der Rieſe mit Rieſenſchritten davon eilte. „Das wird Jhr willkommen ſein!“ rief er aus und verlor ſich im Walde.
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nau ſterbe, unbeachtet, vielleicht unbeweint, —
komm’ ich doch wenigſtens neben diejenige zu liegen,
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Himmel ſackerment, Antoine, Jhr ſeid ja wie
verſeſſen auf Graͤber. Jch habe nichts gegen Euren
Plan; im Gegentheil, ich lobe ihn; ich find’ es char-
mant, daß ihr Eure Villa in Beſitz nehmen wollt,
und lade mich im Voraus bei Euch ein, auf ein Glaͤs-
chen Duͤnnbier; doch bleibt mir mit den Graͤbern
vom Halſe! Jn Eurem Grabe koͤnnt’ ich Euch bei’m
beſten Willen nicht beſuchen, weil ich nicht Platz
darin faͤnde; fuͤr mich muß es eine halbe Elle laͤnger
ſein, als fuͤr Euch, kleine Zwerge .... Dabei faͤllt
mir mein Huſar ein. Beſinnt Jhr Euch noch auf ihn
und ſeine beiden Weiber?
„Auf Alles, Schkramprl, auf Alles. Jetzt aber
goͤnnt mir Ruhe. Der Bau des Luftſchloſſes hat
mich angegriffen. Jch will zu ſchlafen verſuchen;
will verſuchen zu traͤumen — zu traͤumen, wie ſchoͤn
es ſein wird, wenn ich wieder einziehe in meine Huͤtte!“
Kaum ſah er ſeinen jungen Liebling im feſten
Schlummer, als der Rieſe mit Rieſenſchritten davon
eilte. „Das wird Jhr willkommen ſein!“ rief er
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/65>, abgerufen am 27.07.2024.
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