Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.halb nicht ungetreu. Ein dummer, eitler, unerfah- halb nicht ungetreu. Ein dummer, eitler, unerfah- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="60"/> halb nicht ungetreu. Ein dummer, eitler, unerfah-<lb/> rener Korbmacherjunge lief ich davon; ein gedemuͤ-<lb/> thigter, entſagender junger Mann kehr’ ich zuruͤck.<lb/> Es iſt beſchloſſen, die alberne falſche Schaam iſt<lb/> beſiegt. Waͤhrend ich hier darniederlag hab’ ich es<lb/> durchdacht und erwogen nach allen Seiten, ... es iſt<lb/> das Beſte, was ich thun kann. Großjaͤhrig bin ich<lb/> jetzt; die Beweiſe vom Tode meiner Mutter, mein<lb/> Taufzeugniß, Alles hab’ ich, ſchwarz auf weiß.<lb/> Meiner Großmutter Erbſchaft anzutreten, werden die<lb/> Gerichte mich nicht mehr hindern; des Kurators bin<lb/> ich ledig; das kleine Haͤuschen, wo ich Koͤrbe flocht,<lb/> iſt mein; das Gaͤrtchen dabei. Dort will ich fleißig<lb/> arbeiten, ruhig leben, wie ein armer Kerl, der ich<lb/> bin. Moͤgen ſie mich ein Wenig auslachen! Moͤgen<lb/> ſie mich hohnnecken und verſpotten, daß ich von mei-<lb/> ner Reiſe um die Welt wie ein Bettelmann wieder-<lb/> kehre; moͤgen ſie mich Vagabund ſchelten und was<lb/> ſie wollen, — wenn ſie ſehen, daß ich friedlich mei-<lb/> nen Weg gehe, Niemand belaͤſtige, werden ſie mich<lb/> wieder lieb haben, wie ſie damals den ehrlichen An-<lb/> ton lieb hatten. Jch will ja nichts als Frieden,<lb/> Ruhe, Einſamkeit. Die Welt iſt todt fuͤr mich. Jch<lb/> habe genug von der Welt. Und wenn ich in Liebe-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0064]
halb nicht ungetreu. Ein dummer, eitler, unerfah-
rener Korbmacherjunge lief ich davon; ein gedemuͤ-
thigter, entſagender junger Mann kehr’ ich zuruͤck.
Es iſt beſchloſſen, die alberne falſche Schaam iſt
beſiegt. Waͤhrend ich hier darniederlag hab’ ich es
durchdacht und erwogen nach allen Seiten, ... es iſt
das Beſte, was ich thun kann. Großjaͤhrig bin ich
jetzt; die Beweiſe vom Tode meiner Mutter, mein
Taufzeugniß, Alles hab’ ich, ſchwarz auf weiß.
Meiner Großmutter Erbſchaft anzutreten, werden die
Gerichte mich nicht mehr hindern; des Kurators bin
ich ledig; das kleine Haͤuschen, wo ich Koͤrbe flocht,
iſt mein; das Gaͤrtchen dabei. Dort will ich fleißig
arbeiten, ruhig leben, wie ein armer Kerl, der ich
bin. Moͤgen ſie mich ein Wenig auslachen! Moͤgen
ſie mich hohnnecken und verſpotten, daß ich von mei-
ner Reiſe um die Welt wie ein Bettelmann wieder-
kehre; moͤgen ſie mich Vagabund ſchelten und was
ſie wollen, — wenn ſie ſehen, daß ich friedlich mei-
nen Weg gehe, Niemand belaͤſtige, werden ſie mich
wieder lieb haben, wie ſie damals den ehrlichen An-
ton lieb hatten. Jch will ja nichts als Frieden,
Ruhe, Einſamkeit. Die Welt iſt todt fuͤr mich. Jch
habe genug von der Welt. Und wenn ich in Liebe-
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