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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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ohnedies nicht an und der bleiche, männlich duldende,
freundlich leidende Anton, hatte durch sein stoisches
Verhalten bei'm Untersuchen der Wunde, wie durch
seine bescheidenen, dankbaren Worte den Förster schon
für sich gewonnen. Es wurden also gar keine
Schwierigkeiten gemacht. Anton's Lager bereitete
man in einem Dachstübchen, neben jenem, welches
die Jägerburschen bewohnten; Schkramprl erhielt ein
Bett bei Anton; Peter wurde ausgesendet, um in der
ganzen Nachbarschaft umherzuspüren, wo Mäuse und
Ratten zu vertilgen seien und empfing den Auftrag
Berichte darüber an seinen Herren abzustatten, der
sein Amt als menschenfreundlicher Krankenwärter mit
seinem Geschäft als mausefeindlicher Zauberer zu ver-
einen hoffte; des Försters Bruder unterwies ihn auf
das Genaueste in allen Hülfeleistungen, die beim Rei-
nigen und Verbinden der Wunde nöthig waren und
versprach außerdem, einen Tag um den andern aus
seiner Garnison einen Spazierritt zum Forsthause zu
machen, so lange es nöthig sei. Der Förster aber setzte
sogleich einen Bericht an die Behörde auf, den er seinem
Bruder, dem Arzte, zur baldigen Besorgung, mitgab.

Gegen Abend stellte sich das heftigste, als unver-
meidlich vorherverkündigte Wundfieber ein, gegen

ohnedies nicht an und der bleiche, maͤnnlich duldende,
freundlich leidende Anton, hatte durch ſein ſtoiſches
Verhalten bei’m Unterſuchen der Wunde, wie durch
ſeine beſcheidenen, dankbaren Worte den Foͤrſter ſchon
fuͤr ſich gewonnen. Es wurden alſo gar keine
Schwierigkeiten gemacht. Anton’s Lager bereitete
man in einem Dachſtuͤbchen, neben jenem, welches
die Jaͤgerburſchen bewohnten; Schkramprl erhielt ein
Bett bei Anton; Peter wurde ausgeſendet, um in der
ganzen Nachbarſchaft umherzuſpuͤren, wo Maͤuſe und
Ratten zu vertilgen ſeien und empfing den Auftrag
Berichte daruͤber an ſeinen Herren abzuſtatten, der
ſein Amt als menſchenfreundlicher Krankenwaͤrter mit
ſeinem Geſchaͤft als mauſefeindlicher Zauberer zu ver-
einen hoffte; des Foͤrſters Bruder unterwies ihn auf
das Genaueſte in allen Huͤlfeleiſtungen, die beim Rei-
nigen und Verbinden der Wunde noͤthig waren und
verſprach außerdem, einen Tag um den andern aus
ſeiner Garniſon einen Spazierritt zum Forſthauſe zu
machen, ſo lange es noͤthig ſei. Der Foͤrſter aber ſetzte
ſogleich einen Bericht an die Behoͤrde auf, den er ſeinem
Bruder, dem Arzte, zur baldigen Beſorgung, mitgab.

Gegen Abend ſtellte ſich das heftigſte, als unver-
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[47/0051] ohnedies nicht an und der bleiche, maͤnnlich duldende, freundlich leidende Anton, hatte durch ſein ſtoiſches Verhalten bei’m Unterſuchen der Wunde, wie durch ſeine beſcheidenen, dankbaren Worte den Foͤrſter ſchon fuͤr ſich gewonnen. Es wurden alſo gar keine Schwierigkeiten gemacht. Anton’s Lager bereitete man in einem Dachſtuͤbchen, neben jenem, welches die Jaͤgerburſchen bewohnten; Schkramprl erhielt ein Bett bei Anton; Peter wurde ausgeſendet, um in der ganzen Nachbarſchaft umherzuſpuͤren, wo Maͤuſe und Ratten zu vertilgen ſeien und empfing den Auftrag Berichte daruͤber an ſeinen Herren abzuſtatten, der ſein Amt als menſchenfreundlicher Krankenwaͤrter mit ſeinem Geſchaͤft als mauſefeindlicher Zauberer zu ver- einen hoffte; des Foͤrſters Bruder unterwies ihn auf das Genaueſte in allen Huͤlfeleiſtungen, die beim Rei- nigen und Verbinden der Wunde noͤthig waren und verſprach außerdem, einen Tag um den andern aus ſeiner Garniſon einen Spazierritt zum Forſthauſe zu machen, ſo lange es noͤthig ſei. Der Foͤrſter aber ſetzte ſogleich einen Bericht an die Behoͤrde auf, den er ſeinem Bruder, dem Arzte, zur baldigen Beſorgung, mitgab. Gegen Abend ſtellte ſich das heftigſte, als unver- meidlich vorherverkuͤndigte Wundfieber ein, gegen

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/51>, abgerufen am 27.11.2024.