hen, die ihn verfolgten, weil sie ihn für Koko hielten; der indianische Bär brach aus dem Dickicht hervor, seinen Freund zu schützen, doch der wilde Tiger zer- riß den Bären; schon hob er eine Tatze, um auch in Anton's verwundete Brust die scharfen Krallen zu schlagen, da erschien mit einer Keule bewaffnet der Riese Schkramprl, schmetterte den Tiger zu Boden, kniete neben Anton hin und rief so laut, daß alle krächzenden Krähen entflogen: "Bei den zwei Köpfen meines hoffnungsvollen Sohnes, hier liegt Freund Antoine!"
Anton öffnete die Augen, alle Bilder seiner Fie- berphantasie verschwanden; nur Schkramprl blieb in Wirklichkeit neben ihm, denn er war es.
Mein langer Gönner, von wannen kommt Jhr, mich sterben zu sehen? fragte der Verwundete mit lächelndem Geflüster.
"Hier handelt sich's nicht darum, woher ich komme, sondern einzig wie wir Euch fortbringen. Wohin? das weiß ich schon. Heilige Barmherzig- keit, liegt der schönste Reiter hier in seinem Blute wie ein wildes Schwein, und wenn ich nicht vorüber kam, war's vielleicht geschehen um ihn! Allons, Peterl, mach lange Beine, reiß aus, und schnurstracks
hen, die ihn verfolgten, weil ſie ihn fuͤr Koko hielten; der indianiſche Baͤr brach aus dem Dickicht hervor, ſeinen Freund zu ſchuͤtzen, doch der wilde Tiger zer- riß den Baͤren; ſchon hob er eine Tatze, um auch in Anton’s verwundete Bruſt die ſcharfen Krallen zu ſchlagen, da erſchien mit einer Keule bewaffnet der Rieſe Schkramprl, ſchmetterte den Tiger zu Boden, kniete neben Anton hin und rief ſo laut, daß alle kraͤchzenden Kraͤhen entflogen: „Bei den zwei Koͤpfen meines hoffnungsvollen Sohnes, hier liegt Freund Antoine!“
Anton oͤffnete die Augen, alle Bilder ſeiner Fie- berphantaſie verſchwanden; nur Schkramprl blieb in Wirklichkeit neben ihm, denn er war es.
Mein langer Goͤnner, von wannen kommt Jhr, mich ſterben zu ſehen? fragte der Verwundete mit laͤchelndem Gefluͤſter.
„Hier handelt ſich’s nicht darum, woher ich komme, ſondern einzig wie wir Euch fortbringen. Wohin? das weiß ich ſchon. Heilige Barmherzig- keit, liegt der ſchoͤnſte Reiter hier in ſeinem Blute wie ein wildes Schwein, und wenn ich nicht voruͤber kam, war’s vielleicht geſchehen um ihn! Allons, Peterl, mach lange Beine, reiß aus, und ſchnurſtracks
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hen, die ihn verfolgten, weil ſie ihn fuͤr Koko hielten;
der indianiſche Baͤr brach aus dem Dickicht hervor,
ſeinen Freund zu ſchuͤtzen, doch der wilde Tiger zer-
riß den Baͤren; ſchon hob er eine Tatze, um auch in
Anton’s verwundete Bruſt die ſcharfen Krallen zu
ſchlagen, da erſchien mit einer Keule bewaffnet der
Rieſe Schkramprl, ſchmetterte den Tiger zu Boden,
kniete neben Anton hin und rief ſo laut, daß alle
kraͤchzenden Kraͤhen entflogen: „Bei den zwei Koͤpfen
meines hoffnungsvollen Sohnes, hier liegt Freund
Antoine!“
Anton oͤffnete die Augen, alle Bilder ſeiner Fie-
berphantaſie verſchwanden; nur Schkramprl blieb in
Wirklichkeit neben ihm, denn er war es.
Mein langer Goͤnner, von wannen kommt Jhr,
mich ſterben zu ſehen? fragte der Verwundete mit
laͤchelndem Gefluͤſter.
„Hier handelt ſich’s nicht darum, woher ich
komme, ſondern einzig wie wir Euch fortbringen.
Wohin? das weiß ich ſchon. Heilige Barmherzig-
keit, liegt der ſchoͤnſte Reiter hier in ſeinem Blute
wie ein wildes Schwein, und wenn ich nicht voruͤber
kam, war’s vielleicht geſchehen um ihn! Allons,
Peterl, mach lange Beine, reiß aus, und ſchnurſtracks
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/47>, abgerufen am 26.07.2024.
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