nige Dich von den Anklagen, die er gegen Dich vor- gebracht und bleibe bei uns!"
Jch kann ihn nicht Lügen strafen. Es ist wahr, daß ich eines Vagabunden leben führte; es ist wahr, daß ich mir als Knecht und Gaukler mein Dasein fristete. Wenn ich dennoch mehr werth bin, als er, wenn ich meine Ehre dennoch besser bewahrte, als er, so sind meine Ehre und mein Werth zu hoch über ihm, um mich auf einen Wort streit mit ihm einzu- lassen. Einen andern jedoch darf ich in diesen Räu- men mit ihm nicht beginnen, denn er ist der Sohn des Hauses. Jst es ihm an jedem andern Orte gefäl- lig... er weiß, wie ich meine Sachen ausfechte, auch ohne Waffen. Gewissen Helden gegenüber genügt der Stock. Noch einmal, Herr Graf, leben Sie wohl und sein Sie gewiß, daß ich Jhnen in Liebe und dankbarer Anhänglichkeit ergeben bleibe. --
Anton hörte noch im Vorzimmer den Grafen mit schmerzhafter Anstrengung "Anton, Anton!" rufen. Aber er kehrte nicht mehr zu seinem Vater zurück und verließ das Schloß.
nige Dich von den Anklagen, die er gegen Dich vor- gebracht und bleibe bei uns!“
Jch kann ihn nicht Luͤgen ſtrafen. Es iſt wahr, daß ich eines Vagabunden leben fuͤhrte; es iſt wahr, daß ich mir als Knecht und Gaukler mein Daſein friſtete. Wenn ich dennoch mehr werth bin, als er, wenn ich meine Ehre dennoch beſſer bewahrte, als er, ſo ſind meine Ehre und mein Werth zu hoch uͤber ihm, um mich auf einen Wort ſtreit mit ihm einzu- laſſen. Einen andern jedoch darf ich in dieſen Raͤu- men mit ihm nicht beginnen, denn er iſt der Sohn des Hauſes. Jſt es ihm an jedem andern Orte gefaͤl- lig... er weiß, wie ich meine Sachen ausfechte, auch ohne Waffen. Gewiſſen Helden gegenuͤber genuͤgt der Stock. Noch einmal, Herr Graf, leben Sie wohl und ſein Sie gewiß, daß ich Jhnen in Liebe und dankbarer Anhaͤnglichkeit ergeben bleibe. —
Anton hoͤrte noch im Vorzimmer den Grafen mit ſchmerzhafter Anſtrengung „Anton, Anton!“ rufen. Aber er kehrte nicht mehr zu ſeinem Vater zuruͤck und verließ das Schloß.
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nige Dich von den Anklagen, die er gegen Dich vor-
gebracht und bleibe bei uns!“
Jch kann ihn nicht Luͤgen ſtrafen. Es iſt wahr,
daß ich eines Vagabunden leben fuͤhrte; es iſt wahr,
daß ich mir als Knecht und Gaukler mein Daſein
friſtete. Wenn ich dennoch mehr werth bin, als er,
wenn ich meine Ehre dennoch beſſer bewahrte, als er,
ſo ſind meine Ehre und mein Werth zu hoch uͤber
ihm, um mich auf einen Wort ſtreit mit ihm einzu-
laſſen. Einen andern jedoch darf ich in dieſen Raͤu-
men mit ihm nicht beginnen, denn er iſt der Sohn
des Hauſes. Jſt es ihm an jedem andern Orte gefaͤl-
lig... er weiß, wie ich meine Sachen ausfechte, auch
ohne Waffen. Gewiſſen Helden gegenuͤber genuͤgt
der Stock. Noch einmal, Herr Graf, leben Sie wohl
und ſein Sie gewiß, daß ich Jhnen in Liebe und
dankbarer Anhaͤnglichkeit ergeben bleibe. —
Anton hoͤrte noch im Vorzimmer den Grafen
mit ſchmerzhafter Anſtrengung „Anton, Anton!“
rufen. Aber er kehrte nicht mehr zu ſeinem Vater
zuruͤck und verließ das Schloß.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/41>, abgerufen am 16.02.2025.
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