Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Anrede zu finden. So schauen sich Beide schweigend Sie haben, wie ich höre, einen Brief für meine "Es ist ein Brief, den meine Mutter kurz vor Hieß Jhre Mutter Antoinette? Antoinette Hahn? "Ja, Herr Graf!" So bist Du mein Sohn! Bei diesen, nicht ohne Rührung ausgerufenen Graf Guido betrachtete ihn lange, als ob er ihn Jch habe kein Geheimniß vor meiner Frau, Anton; Anrede zu finden. So ſchauen ſich Beide ſchweigend Sie haben, wie ich hoͤre, einen Brief fuͤr meine „Es iſt ein Brief, den meine Mutter kurz vor Hieß Jhre Mutter Antoinette? Antoinette Hahn? „Ja, Herr Graf!“ So biſt Du mein Sohn! Bei dieſen, nicht ohne Ruͤhrung ausgerufenen Graf Guido betrachtete ihn lange, als ob er ihn Jch habe kein Geheimniß vor meiner Frau, Anton; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="28"/> Anrede zu finden. So ſchauen ſich Beide ſchweigend<lb/> an, bis der Kammerdiener ſich zuruͤckgezogen und die<lb/> Thuͤre hinter ſich geſchloſſen hat.</p><lb/> <p>Sie haben, wie ich hoͤre, einen Brief fuͤr meine<lb/> Gemahlin? Von wem kommt er? Und was will er?</p><lb/> <p>„Es iſt ein Brief, den meine Mutter kurz vor<lb/> ihrem Tode ſchrieb, den ich perſoͤnlich uͤberreichen ſoll,<lb/> nach ihrem letzten Willen.“</p><lb/> <p>Hieß Jhre Mutter Antoinette? Antoinette Hahn?</p><lb/> <p>„Ja, Herr Graf!“</p><lb/> <p>So biſt Du mein Sohn!</p><lb/> <p>Bei dieſen, nicht ohne Ruͤhrung ausgerufenen<lb/> Worten hielt der Graf dem jungen Manne die Hand<lb/> entgegen, wie wenn er ſie ihm reichen wollte. Anton<lb/> trat einen Schritt vor, ergriff die Hand und fuͤhrte ſie<lb/> ehrerbietig an ſeine Lippen.</p><lb/> <p>Graf Guido betrachtete ihn lange, als ob er ihn<lb/> im Geiſte mit einem Abweſenden vergleichen wollte,<lb/> dann ſchuͤttelte er wehmuͤthig den Kopf, ſtieß einen<lb/> tiefen Seufzer aus und verſank in trauriges Nach-<lb/> ſinnen, woraus er ſich mit unverkennbarer Muͤhe<lb/> aufraffte.</p><lb/> <p>Jch habe kein Geheimniß vor meiner Frau, Anton;<lb/> Graͤfin Julie weiß Alles, was ich von Dir und Deiner<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0032]
Anrede zu finden. So ſchauen ſich Beide ſchweigend
an, bis der Kammerdiener ſich zuruͤckgezogen und die
Thuͤre hinter ſich geſchloſſen hat.
Sie haben, wie ich hoͤre, einen Brief fuͤr meine
Gemahlin? Von wem kommt er? Und was will er?
„Es iſt ein Brief, den meine Mutter kurz vor
ihrem Tode ſchrieb, den ich perſoͤnlich uͤberreichen ſoll,
nach ihrem letzten Willen.“
Hieß Jhre Mutter Antoinette? Antoinette Hahn?
„Ja, Herr Graf!“
So biſt Du mein Sohn!
Bei dieſen, nicht ohne Ruͤhrung ausgerufenen
Worten hielt der Graf dem jungen Manne die Hand
entgegen, wie wenn er ſie ihm reichen wollte. Anton
trat einen Schritt vor, ergriff die Hand und fuͤhrte ſie
ehrerbietig an ſeine Lippen.
Graf Guido betrachtete ihn lange, als ob er ihn
im Geiſte mit einem Abweſenden vergleichen wollte,
dann ſchuͤttelte er wehmuͤthig den Kopf, ſtieß einen
tiefen Seufzer aus und verſank in trauriges Nach-
ſinnen, woraus er ſich mit unverkennbarer Muͤhe
aufraffte.
Jch habe kein Geheimniß vor meiner Frau, Anton;
Graͤfin Julie weiß Alles, was ich von Dir und Deiner
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