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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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Einundachtzigstes Kapitel.

Jn weichem unsere Erzählung zu Ende gebracht wird und wie in Liebenau
abermals die Linden blühen.

Drei Wochen sind vergangen. Hedwig hat mit
Bewilligung des Arztes sich heute vom Lager weg
auf einen großen, wundervollen Lehnstuhl, ein
Geschenk der Gräfin Julia, begeben. Diese, noch
immer in Liebenau anwesend, weil sie der Taufe bei-
wohnen will, hat im Verein mit Ottilie jeden Hauch
der Leidenden bewacht; ist ihr in jenen bangen Näch-
ten mütterlich treu zur Seite gestanden, hat aber auch
sehr genau und scharf beobachtet, welchen Eindruck der
drohende Verlust seiner Frau auf Anton geübt, mit
welcher Stimmung dieser aus den Todesängsten her-
vorging. Sie theilt ihre Meinungen darüber der
treuen Ottilie mit und Beide sagen: "Gott sei Dank!
Er liebt sie mehr als je!"

Heute findet die Taufe statt.

Pastor-Puschel erbot sich, diese Handlung im
Schlosse vorzunehmen, doch Gräfin Julia war dage-
gen und bestand darauf, daß es in der Kirche vor sich
gehe. Wenn wir Winter hätten und harte Kälte, so
würd' ich den Pastor selbst ersuchen, das Kind im

Die Vagabunden. IV. 13
Einundachtzigſtes Kapitel.

Jn weichem unſere Erzählung zu Ende gebracht wird und wie in Liebenau
abermals die Linden blühen.

Drei Wochen ſind vergangen. Hedwig hat mit
Bewilligung des Arztes ſich heute vom Lager weg
auf einen großen, wundervollen Lehnſtuhl, ein
Geſchenk der Graͤfin Julia, begeben. Dieſe, noch
immer in Liebenau anweſend, weil ſie der Taufe bei-
wohnen will, hat im Verein mit Ottilie jeden Hauch
der Leidenden bewacht; iſt ihr in jenen bangen Naͤch-
ten muͤtterlich treu zur Seite geſtanden, hat aber auch
ſehr genau und ſcharf beobachtet, welchen Eindruck der
drohende Verluſt ſeiner Frau auf Anton geuͤbt, mit
welcher Stimmung dieſer aus den Todesaͤngſten her-
vorging. Sie theilt ihre Meinungen daruͤber der
treuen Ottilie mit und Beide ſagen: „Gott ſei Dank!
Er liebt ſie mehr als je!“

Heute findet die Taufe ſtatt.

Paſtor-Puſchel erbot ſich, dieſe Handlung im
Schloſſe vorzunehmen, doch Graͤfin Julia war dage-
gen und beſtand darauf, daß es in der Kirche vor ſich
gehe. Wenn wir Winter haͤtten und harte Kaͤlte, ſo
wuͤrd’ ich den Paſtor ſelbſt erſuchen, das Kind im

Die Vagabunden. IV. 13
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[193/0197] Einundachtzigſtes Kapitel. Jn weichem unſere Erzählung zu Ende gebracht wird und wie in Liebenau abermals die Linden blühen. Drei Wochen ſind vergangen. Hedwig hat mit Bewilligung des Arztes ſich heute vom Lager weg auf einen großen, wundervollen Lehnſtuhl, ein Geſchenk der Graͤfin Julia, begeben. Dieſe, noch immer in Liebenau anweſend, weil ſie der Taufe bei- wohnen will, hat im Verein mit Ottilie jeden Hauch der Leidenden bewacht; iſt ihr in jenen bangen Naͤch- ten muͤtterlich treu zur Seite geſtanden, hat aber auch ſehr genau und ſcharf beobachtet, welchen Eindruck der drohende Verluſt ſeiner Frau auf Anton geuͤbt, mit welcher Stimmung dieſer aus den Todesaͤngſten her- vorging. Sie theilt ihre Meinungen daruͤber der treuen Ottilie mit und Beide ſagen: „Gott ſei Dank! Er liebt ſie mehr als je!“ Heute findet die Taufe ſtatt. Paſtor-Puſchel erbot ſich, dieſe Handlung im Schloſſe vorzunehmen, doch Graͤfin Julia war dage- gen und beſtand darauf, daß es in der Kirche vor ſich gehe. Wenn wir Winter haͤtten und harte Kaͤlte, ſo wuͤrd’ ich den Paſtor ſelbſt erſuchen, das Kind im Die Vagabunden. IV. 13

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/197>, abgerufen am 22.11.2024.