tragen, mir es wilder durcheinander zu jagen? Trolle Dich von Dannen und gieb mir Frieden!"
Vom 15. März.
"Heute kam ein Gast in unsere Fluren, der mich mit seinem Lächeln aus der Fassung brachte. Offen- bar hat er sich verlaufen, ist zu früh eingetroffen und wird nicht weilen; die Seinigen werden ihn zurück- rufen. Für's Erste hat er sich in's Buchwäldchen schlafen gelegt und schien höchlich erstaunt, daß die Bäume noch so dürr sind. Auch suchte er vergeblich nach Veilchen. Thor, wenn Du sie nicht mitbrach- test, wir haben noch keine!
Er schläft im Buchwäldchen; mir aber hat die- ser erste Frühlingstag den Schlaf geraubt. Jch werde die ganze Nacht hindurch an ihn denken, an seine Wanderlust; -- und wenn ich morgen früh hin- komme, ihn aufzuwecken und ihn ein Stück Weges zu begleiten, wird er längst auf und davon sein.
Desto besser. Jch wollte, wir hätten morgen das fürchterlichste Schneegestöber, welches mich wieder ein wenig niederduckte! Was sollen mir die Boten der Freiheit? ich bin nicht mehr frei."
Vom 20. April.
"Gräfin Julia meldet, sie wolle mit Anfang Mai
tragen, mir es wilder durcheinander zu jagen? Trolle Dich von Dannen und gieb mir Frieden!“
Vom 15. März.
„Heute kam ein Gaſt in unſere Fluren, der mich mit ſeinem Laͤcheln aus der Faſſung brachte. Offen- bar hat er ſich verlaufen, iſt zu fruͤh eingetroffen und wird nicht weilen; die Seinigen werden ihn zuruͤck- rufen. Fuͤr’s Erſte hat er ſich in’s Buchwaͤldchen ſchlafen gelegt und ſchien hoͤchlich erſtaunt, daß die Baͤume noch ſo duͤrr ſind. Auch ſuchte er vergeblich nach Veilchen. Thor, wenn Du ſie nicht mitbrach- teſt, wir haben noch keine!
Er ſchlaͤft im Buchwaͤldchen; mir aber hat die- ſer erſte Fruͤhlingstag den Schlaf geraubt. Jch werde die ganze Nacht hindurch an ihn denken, an ſeine Wanderluſt; — und wenn ich morgen fruͤh hin- komme, ihn aufzuwecken und ihn ein Stuͤck Weges zu begleiten, wird er laͤngſt auf und davon ſein.
Deſto beſſer. Jch wollte, wir haͤtten morgen das fuͤrchterlichſte Schneegeſtoͤber, welches mich wieder ein wenig niederduckte! Was ſollen mir die Boten der Freiheit? ich bin nicht mehr frei.“
Vom 20. April.
„Graͤfin Julia meldet, ſie wolle mit Anfang Mai
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tragen, mir es wilder durcheinander zu jagen? Trolle
Dich von Dannen und gieb mir Frieden!“
Vom 15. März.
„Heute kam ein Gaſt in unſere Fluren, der mich
mit ſeinem Laͤcheln aus der Faſſung brachte. Offen-
bar hat er ſich verlaufen, iſt zu fruͤh eingetroffen und
wird nicht weilen; die Seinigen werden ihn zuruͤck-
rufen. Fuͤr’s Erſte hat er ſich in’s Buchwaͤldchen
ſchlafen gelegt und ſchien hoͤchlich erſtaunt, daß die
Baͤume noch ſo duͤrr ſind. Auch ſuchte er vergeblich
nach Veilchen. Thor, wenn Du ſie nicht mitbrach-
teſt, wir haben noch keine!
Er ſchlaͤft im Buchwaͤldchen; mir aber hat die-
ſer erſte Fruͤhlingstag den Schlaf geraubt. Jch werde
die ganze Nacht hindurch an ihn denken, an ſeine
Wanderluſt; — und wenn ich morgen fruͤh hin-
komme, ihn aufzuwecken und ihn ein Stuͤck Weges
zu begleiten, wird er laͤngſt auf und davon ſein.
Deſto beſſer. Jch wollte, wir haͤtten morgen das
fuͤrchterlichſte Schneegeſtoͤber, welches mich wieder ein
wenig niederduckte! Was ſollen mir die Boten der
Freiheit? ich bin nicht mehr frei.“
Vom 20. April.
„Graͤfin Julia meldet, ſie wolle mit Anfang Mai
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/191>, abgerufen am 16.02.2025.
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