Welt umherzuschweifen, wenn ich sie beim Klang der Vesperglocke mit den Holzfällern heimgeleite."
Vom 12. Februar.
"Das trifft sich glücklich: Da kommt Freund Schkramprl wieder einmal, um, wie er sich huldreich ausdrückt, nach uns und unsern Stallratten zu sehen, und bringt mir ein Bittschreiben meines alten Wohl- thäters, des k. Försters Wolff. Der ehrliche Jsegrim geht mich an, seinem ältesten Sohne, der seine Zeit im Jägerkorps ausgedient hat und nun, als Ober- jäger entlassen, keine Stelle findet, unterbringen zu helfen. Gewiß, er soll die Försterei in Liebenau haben. Seine Zeugnisse sind vortrefflich und er ist der Sohn seines Vaters, des braven Mannes, der mich bei sich aufnahm, da ich ein "angeschossenes Stück" in seinen Wald "wechselte."
Fiat! Morgen des Tages empfängt er das Anstellungs-Dekret.
Schkramprl wird es ihm hintragen und es wird Freude sein im alten Forsthaus!
Schkramprl fragt mich, wie ich es aushalte auf einem Flecke? Jch erwiederte ihm: willst Du schwei- gen, verdammter Heide! Hab' ich nicht schon böses Blut genug in den Adern? Willst Du auch noch bei-
Welt umherzuſchweifen, wenn ich ſie beim Klang der Vesperglocke mit den Holzfaͤllern heimgeleite.“
Vom 12. Februar.
„Das trifft ſich gluͤcklich: Da kommt Freund Schkramprl wieder einmal, um, wie er ſich huldreich ausdruͤckt, nach uns und unſern Stallratten zu ſehen, und bringt mir ein Bittſchreiben meines alten Wohl- thaͤters, des k. Foͤrſters Wolff. Der ehrliche Jſegrim geht mich an, ſeinem aͤlteſten Sohne, der ſeine Zeit im Jaͤgerkorps ausgedient hat und nun, als Ober- jaͤger entlaſſen, keine Stelle findet, unterbringen zu helfen. Gewiß, er ſoll die Foͤrſterei in Liebenau haben. Seine Zeugniſſe ſind vortrefflich und er iſt der Sohn ſeines Vaters, des braven Mannes, der mich bei ſich aufnahm, da ich ein „angeſchoſſenes Stuͤck“ in ſeinen Wald „wechſelte.“
Fiat! Morgen des Tages empfaͤngt er das Anſtellungs-Dekret.
Schkramprl wird es ihm hintragen und es wird Freude ſein im alten Forſthaus!
Schkramprl fragt mich, wie ich es aushalte auf einem Flecke? Jch erwiederte ihm: willſt Du ſchwei- gen, verdammter Heide! Hab’ ich nicht ſchon boͤſes Blut genug in den Adern? Willſt Du auch noch bei-
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Welt umherzuſchweifen, wenn ich ſie beim Klang der
Vesperglocke mit den Holzfaͤllern heimgeleite.“
Vom 12. Februar.
„Das trifft ſich gluͤcklich: Da kommt Freund
Schkramprl wieder einmal, um, wie er ſich huldreich
ausdruͤckt, nach uns und unſern Stallratten zu ſehen,
und bringt mir ein Bittſchreiben meines alten Wohl-
thaͤters, des k. Foͤrſters Wolff. Der ehrliche Jſegrim
geht mich an, ſeinem aͤlteſten Sohne, der ſeine Zeit
im Jaͤgerkorps ausgedient hat und nun, als Ober-
jaͤger entlaſſen, keine Stelle findet, unterbringen zu
helfen. Gewiß, er ſoll die Foͤrſterei in Liebenau
haben. Seine Zeugniſſe ſind vortrefflich und er iſt
der Sohn ſeines Vaters, des braven Mannes, der
mich bei ſich aufnahm, da ich ein „angeſchoſſenes
Stuͤck“ in ſeinen Wald „wechſelte.“
Fiat! Morgen des Tages empfaͤngt er das
Anſtellungs-Dekret.
Schkramprl wird es ihm hintragen und es wird
Freude ſein im alten Forſthaus!
Schkramprl fragt mich, wie ich es aushalte auf
einem Flecke? Jch erwiederte ihm: willſt Du ſchwei-
gen, verdammter Heide! Hab’ ich nicht ſchon boͤſes
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/190>, abgerufen am 16.02.2025.
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