Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.eben die Pferde vor einem Frachtwagen tränkte, wirft Das große, düst're Gemach ist leer und still. Nur Anton wirft sich auf die Bank hinter'm Ofen, Die Wirthin tritt ein. O, wie ist sie alt gewor- eben die Pferde vor einem Frachtwagen traͤnkte, wirft Das große, duͤſt’re Gemach iſt leer und ſtill. Nur Anton wirft ſich auf die Bank hinter’m Ofen, Die Wirthin tritt ein. O, wie iſt ſie alt gewor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="171"/> eben die Pferde vor einem Frachtwagen traͤnkte, wirft<lb/> er ſeines Thieres Zuͤgel zu, ſchaͤrft ihm ein, es lang-<lb/> ſam auf und ab zu fuͤhren, damit es ſich gehoͤrig<lb/> abkuͤhle und eilt dann in die Schenke.</p><lb/> <p>Das große, duͤſt’re Gemach iſt leer und ſtill. Nur<lb/> Millionen von Fliegen ſummen ihr eintoͤniges Kla-<lb/> gelied.</p><lb/> <p>Anton wirft ſich auf die Bank hinter’m Ofen,<lb/> eine Wehmuth kommt uͤber ihn, die ihm unerklaͤrlich<lb/> iſt, die er dennoch nicht bewaͤltigen kann und kaum<lb/> vermag er die Thraͤnen zuruͤckzuhalten, die ihm das<lb/> Herz ſchwellen.</p><lb/> <p>Die Wirthin tritt ein. O, wie iſt ſie alt gewor-<lb/> den, wie haͤßlich; wie nachlaͤſſig in ihrer Kleidung.<lb/> Es ſind ihre ſechs Kinder, die draußen im Staube<lb/> des Weges ſpielen. Sie hat vom Hausknecht gehoͤrt,<lb/> daß ein fremder Herr zu Pferde gekommen, bei ihr<lb/> eingekehrt ſei. Sie fragt, womit ſie ihm dienen<lb/> koͤnne? Anton bittet ſich einen Kaffee aus. Die Wir-<lb/> thin ſtutzt: ſie entſchuldiget ſich, daß es langſam<lb/> damit gehen werde, weil das Mittagsmahl laͤngſt<lb/> voruͤber und kein Feuer auf dem Heerde brennt.<lb/> Anton erklaͤrt, er wolle gern warten und hier weilen.<lb/> Die Frau ſieht ihn mehrmals fragend an, und geht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0175]
eben die Pferde vor einem Frachtwagen traͤnkte, wirft
er ſeines Thieres Zuͤgel zu, ſchaͤrft ihm ein, es lang-
ſam auf und ab zu fuͤhren, damit es ſich gehoͤrig
abkuͤhle und eilt dann in die Schenke.
Das große, duͤſt’re Gemach iſt leer und ſtill. Nur
Millionen von Fliegen ſummen ihr eintoͤniges Kla-
gelied.
Anton wirft ſich auf die Bank hinter’m Ofen,
eine Wehmuth kommt uͤber ihn, die ihm unerklaͤrlich
iſt, die er dennoch nicht bewaͤltigen kann und kaum
vermag er die Thraͤnen zuruͤckzuhalten, die ihm das
Herz ſchwellen.
Die Wirthin tritt ein. O, wie iſt ſie alt gewor-
den, wie haͤßlich; wie nachlaͤſſig in ihrer Kleidung.
Es ſind ihre ſechs Kinder, die draußen im Staube
des Weges ſpielen. Sie hat vom Hausknecht gehoͤrt,
daß ein fremder Herr zu Pferde gekommen, bei ihr
eingekehrt ſei. Sie fragt, womit ſie ihm dienen
koͤnne? Anton bittet ſich einen Kaffee aus. Die Wir-
thin ſtutzt: ſie entſchuldiget ſich, daß es langſam
damit gehen werde, weil das Mittagsmahl laͤngſt
voruͤber und kein Feuer auf dem Heerde brennt.
Anton erklaͤrt, er wolle gern warten und hier weilen.
Die Frau ſieht ihn mehrmals fragend an, und geht
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